Zusammenfassung: Die derzeit um Finanzwissensvermittlung und Finanzerziehung einerseits sowie um Finanzbildung im Rahmen der sozioökonomischen Bildung andererseits geführte Debatte ist komplex und mehrdimensional. Entlang des didaktischen „Kontinuums von Vermittlungsinteressen“ (Vielhaber 1999a) wird eine Systematisierung der aktuellen Finanzbildungsdebatte bezüglich Bildungswert und Reflexionsgrad anhand der Analyse von Legitimationen, Zielen und Konzeptionen, wie sie in relevanten Überblicksdarstellungen (Lutter 2017, Willis 2017) und weiteren einschlägigen Quellen zum Ausdruck kommen, vorgenommen. Dabei zeigt sich, dass mit einer Finanzerziehung monoperspektivisch, monoparadigmatisch und unterkomplex agiert wird sowie funktional-angepasste Verhaltensweisen anstrebt werden. Daraus folgend werden auf diesem Kontinuum überwiegend die unteren Stufen wie unreflektiertes, technisches und teilweise auch praktisches Vermittlungsinteresse eingenommen. Eine Finanzbildung als integraler Teil einer breiten sozioökonomischen Bildung basiert hingegen auf Subjekt- und Problemorientierung, Sozialwissenschaftlichkeit sowie Pluralität und zielt darauf ab, Menschen neben der Selbstbestimmung ihrer Lebenslage zu einer kritischen Reflexion und aufgeklärten Mitgestaltung der herrschenden, ökonomisch geprägten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu befähigen. Eine derartige sozioökonomisch orientierte Finanzbildung rangiert überwiegend auf den höherrangigen Kategorien des Kontinuums, nämlich überwiegend auf einem anspruchsvolleren praktischen, kritisch-emanzipatorischen und konstruktivistischen Vermittlungsinteresse. Summary: The current debate around financial knowledge and financial literacy on the one hand, and financial education in the context of socio-economic education on the other, is complex and multi-dimensional. Along the didactic „continuum of educational ambitions“ (Vielhaber 1999a), a systematization of the current financial education debate is undertaken in terms of educational value and degree of reflection by analyzing legitimations, goals, and conceptions as expressed in relevant overviews (Lutter 2017, Willis 2017) and other appropriate sources. It becomes apparent that a narrowly tailored financial literacy is monoperspectival, monoparadigmatic and undercomplex, and that it aims for functionally adapted behaviour. As a result, the lower levels on this continuum, such as unreflective, technical, and in some cases practical educational ambitions, are predominantly taken. Financial education as an integral part of a broad socio-economic education is based on subject and problem orientation, social sciences, and plurality and, additionally, aims to enable human beings to critically reflect on and enlightenedly participate in shaping the prevailing, economically dominated social conditions, in addition to self-determination of their living situations. Such socio-economically oriented financial education ranks mainly on the higher-ranking categories of this continuum, namely predominantly on more sophisticated practical, critical-emancipatory and constructivist educational ambitions.