Wissen und Buchgestalt Herausgeber: Hegel, Philipp / Krewet, Michael Reihe: Episteme Bandnummer: 26 Umfang/Format: XIV, 402 Seiten, 42 Abb., 32 Diagramme, 9 Farbtafeln, 2 Tabellen Sprache: Deutsch Ausstattung: Buch (Hardcover) Abmessungen: 17,00 × 24,00 cm Gewicht: 905g Erscheinungsdatum: 02.11.2022 Preise: 85,00Eur[D] / 87,40Eur[A] ISBN: 978-3-447-11809-5 DOI: 10.13173/9783447118095 28 Bände, die im Kontext dieses Tagungsbandes das historisch jüngste Beispiel einer Textkonfiguration gouvernementalen Wissens abgeben: Die Protokolle des Ministerrats Österreichs und der Österreichisch-Ungarischen Monarchie 1848–1918 sind eine hochrangige Quelle historischer Forschung, die in einem Langzeitprojekt an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften aus den am Österreichischen Staatsarchiv lagernden Originalen ediert, kommentiert und erschlossen wird.[1] Die Dokumente enthalten alle Beratungen und Entscheidungen der Kabinette und damit eine Fülle an unterschiedlichen Materien, von Entscheidungen zu einzelnen Individuen (Ordensverleihungen, Begnadigungsgesuchen, …) bis zu politischen Großereignissen (mündend im Ersten Weltkrieg und dem Ende der Doppelmonarchie). Die Protokolle dokumentieren ein Herrschaftswissen, das unmittelbaren Einfluss auf die Institutionen des Staates – und mittelbar auf jede/n einzelne/n Staatsbürger/in – hatte; viele der Entscheidungen des Ministerrats sind auch heute noch in Form z. B. von Gebäuden oder Gesetzen unmittelbar fassbar. Seit 2018 werden die „Ministerratsprotokolle“ in hybrider Erscheinungsweise (online und gedruckt) ediert.[2] Die Umstellung fordert zu einer Auseinandersetzung mit der Gestalt ihres Wissens heraus. Der Beitrag stellt die Verfahren vor, die am Institute for Habsburg and Balkan Studies (vormals Institut für Neuzeit- und Zeitgeschichtsforschung) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften zur Digitalisierung des laufenden Editionsprojekts entwickelt wurden, um erstens den retrodigitalisierten Bestand zu erschließen, zweitens die Grundlagen für eine Webapplikation zum Gesamtbestand des Editionsprojekts zu schaffen sowie drittens auf Basis der in TEI-XML codierten Editionsdaten den Bogen zurück zum Buch zu schlagen. Die nachfolgenden Überlegungen kommen aus der Praxis einer Edition mit langer Geschichte, sie befassen sich mit einer spezifischen Quellentextsorte (dem Protokoll, medial organisiert als Ansammlung zusammengehefteter Aktenbögen, überwiegend in Kurrentschrift geschrieben), mit einer spezifischen Art, geschichtswissenschaftliche Quellenedition (medial organisiert zunächst als Reihe von Serien, Bänden, Teilbänden, nun auch als Datenkonvolut) zu betreiben, und mit den Wegen der im Protokoll enthaltenen Informationen zwischen den Medien. Das Wissen in Buchgestalt ist vielgestaltig versteckt durch notwendiges Wissen über die Buchgestalt und darüber, wie das konkrete Wissen jemals in die Buchgestalt hinein gekommen ist. Um die Prozesse, die dorthin führen, nach Möglichkeit transparent zu machen, beginnt dieser Beitrag bei den Quellen. Der zweite Abschnitt widmet sich der gedruckten Buchausgabe der Ministerratsprotokolle-Edition. Der dritte Teil befasst sich konkret mit der Übersetzung derselben in standardisierte XML-Daten und Auxiliardaten. Jeder der dahinter stehenden Schritte ist vorgeprägt durch spezifische Vorstellungen davon, was ein Protokoll sei, und wie diese Vorstellungen im Horizont der jeweiligen Praxen zur Darstellung gebracht werden. Der Schluss versucht in diesem Sinne die Unterschiede in den Registraturen des Wissens (Protokoll, Archiv, Edition, Digitale Edition) noch einmal zusammenfassend zu konturieren. 1 Zur Einrichtung der Edition grundlegend vgl. Helmut Rumpler, Ministerrat und Ministerratsprotokolle 1848–1867. Behördengeschichtliche und aktenkundliche Analyse, Wien 1970 (Die Protokolle des Österreichischen Ministerrates 1848–1867, Einleitungsband). 2 Vgl. https://mrp.oeaw.ac.at.