1. Klimatisierung von Narkosegasen bei Einsatz unterschiedlicher Patientenschlauchsysteme
- Author
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Baum, J., Züchner, K., Hölscher, U., Sievert, B., Stanke, H.-G., Gruchmann, T., and Rathgeber, J.
- Abstract
Zusamenfassung: Fragestellung. Die Klimatisierung der Narkosegase wird in erheblichem Maß vom Frischgasfluss beeinflusst und ist bei Durchführung von Niedrigflussnarkosen besser als bei hohem Flow. Feuchte und Wärme der Gase werden darüber hinaus aber auch von den Wärmeverlusten und entsprechender Wasserkondensation in den Atemschläuchen beeinflusst, die ihrerseits vom technischen Design und den Materialeigenschaften der Atemschläuche abhängen. Mit dieser prospektiven Studie sollte untersucht werden, 1. inwiefern bei Durchführung von Niedrigflussnarkosen die Klimatisierung der Narkosegase im klinischen Routinebterieb durch das technische Design der Schlauchsysteme beeinflusst wird. Des weiteren sollte 2. untersucht werden, ob bei Einsatz des Schlauchsystems, mit dem optimale Klimatisierungseffekte erreicht werden, diese sich auch bei Erhöhung der Frischgasflows noch realisieren lassen. Methodik. Drei unterschiedliche Schlauchsysteme, das konventionelle Doppelschlauchsystem, ein koaxiales Schlauchsystem und ein Doppelschlauchsystem mit beheizten Schläuchen wurden bei der Durchführung von Minimal-flow-Anästhesien mit einem Frischgasfluss von 0,5 l/min an einem Dräger Cicero EM Narkosegerät eingesetzt. Die Atemgastemperatur und die absolute Feuchte im Inspirationsschenkel des jeweiligen Schlauchsystems wurden sowohl Atemsystem- als auch tubuskonnektornah gemessen. Die besten Klimatisierungseffekte wurden bei Einsatz der beheizten Schläuche erreicht. Mit diesem Schlauchsystem wurden deshalb weitere Messungen der inspiratorischen Atemgasfeuchte und -wärme mit Frischgasflows von 1,0, 2,0 und 4,4 l/min durchgeführt. Die Messungen in allen Gruppen erfolgten während der Durchführung von Inhalationsnarkosen von zumindest 45 min Dauer an jeweils acht Arbeitstagen. Ergebnisse. Bei der Durchführung von Minimal-flow-Narkosen wurden gleichermaßen während des Ablaufs der Arbeitstage mit allen Schlauchsystemen tubuskonnektornah Feuchtewerte zwischen 17 und 30 mgH
2 O/l erreicht. Nur während der ersten Narkosen zu Beginn der Arbeitstage wurde eine kurze zeitliche Verzögerung von 15 bis 30 min bis zum Erreichen einer Feuchte von zumindest 17 mgH2 O/l beobachtet. Bei Einsatz der beheizten Schlauchsysteme wurden gehäuft auch Feuchtewerte über 30 mgH2 O/l gemessen. Die tubuskonnektornah gemessenen Atemgastemperaturen waren bei Einsatz des konventionellen und des koaxialen Schlauchsystems während der Durchführung von Minmal-flow-Narkosen mit Werten zwischen 23 und 30°C in einem akzeptablen Bereich. Bei Einsatz der beheizten Schläuche aber waren die inspiratorischen Atemgastemperaturen mit Werten zwischen 28 bis 32 °C deutlich höher und nahezu optimal. Während der Durchführung von Minimal-flow-Narkosen waren somit bei Einsatz beheizter Schlauchsysteme die beste Klimatisierung der Atemgase zu erreichen. Mit diesem Atemsystem wurden deshalb weitere Messreihen mit zunehmenden Frischgasflows von 1,0, 2,0 und 4,4 l/min durchgeführt. Während bei einem Frischgasfluss von 1,0 l/min die Atemgasklimatisierung weiterhin optimal ist, fällt bei weiterer Steigerung des Frischgasflows auf 2,0 l/min die Feuchte drastisch auf Werte unter 17 mgH2 O/l, bei einem Flow von 4,4 l/min sogar auf Werte um nur 10 mgH2 O/l ab. Dagegen erwiesen sich die Atemgastemperaturen bei Einsatz beheizter Schläuche als weitestgehend flowunabhängig und lagen immer, auch bei einem Flow von 4,4 l/min, um 28–32°C. Schlussfolgerungen. Mit konventionellen und koaxialen Schlauchsystemen wird bei der Durchführung von Minimal-flow-Anästhesien eine zwar nicht optimale, aber ausreichende Atemgasklimatisierung erreicht. Der Einsatz koaxialer Systeme scheint im Vergleich zum konventionellen Doppelschlauchsystem nur bei langdauernden Narkosen zu einer weiteren Verbesserung der Klimatisierung zu führen. Während des klinischen Routinebetriebs sind beide Systeme bezüglich der Klimatisierungseffekte als gleichwertig anzusehen. Bei Einsatz beheizter Schläuche ist unter den Bedingungen der Minimal-flow-Anästhesie die Klimatisierung der Atemgase deutlich besser als bei Einsatz konventioneller oder koaxialer Schlauchsysteme. Es werden nicht nur ausreichende, sondern gar optimale Feuchte- und Wärmewerte erreicht. Diese optimale Klimatisierung wird aber nur bei Durchführung von Niedrigflussverfahren realisiert, dann also, wenn der Frischgasflow nicht größer als 1 l/min ist. Bei höheren Frischgasflows nimmt die Feuchte der Atemgase drastisch ab, während die Atemgastemperaturen hoch bleiben. Es ist anzunehmen, dass die Beatmung mit warmem und trockenem Atemgas zu verstärkter Austrocknung des Atemwegsepithels der unteren Atemwege führt. Beheizte Schläuche sollten deshalb nur bei Durchführung von Niedrigflussnarkosen eingesetzt werden. Während die Feuchte der Atemgase im wesentlichen von der Frischgasflussrate bestimmt wird, hängt die Atemgastemperatur im wesentlichen vom Wärmeverlust am Inspirationsschenkel des Patientenschlauchsystems ab.- Published
- 2000
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