In der griechischen Welt ist das Palmenkapitell mit seiner eigentümlichen Form recht auffälig. Es tritt zumeist Kalathos-förmig, also eher in einer Glocken- oder Schalenform nach oben auf und ist von Palmenblättern umgeben. In der monumentalen Architektur ist es von der archaischen bis zur hellenistischen Zeit selten anzutreffen, wogegen es sich in der römischen Zeit eher bemerkbar macht, in der es ziemlich weitverbreitet gewesen war. Das Palmenkapitell tritt in der hellenistischen Welt während der archaischen Zeit in vier Orten wie Arkades (Kreta), Phokaia (Foça) und in den Schatzhäusern Clazomenai (Urla) und Massalia (Marseille) in Delphi auf. Die frühesten Beispiele, die den genannten Besipielen am meisten ähneln sowie die, die weiter verbreitet waren, tauchen in Ägypten auf. Den ersten äyptischen Beispielen der Palmenkapitelle aus Stein begegnen wir Mitte 3000 v. Chr. Jedoch wurden diese größtenteils Mitte 2000 v. Chr. verwendet. Auf diesen Palmenkapitellen mit kleinem Abakus, hängen die Blätter von oben mit recht flagranter mittlerer Ader bogenförmig herunter. Weiter unten bilden alle Blätter zusammen einen Strauß, umgebunden mit einer Schleife. Im Schlusstein des Kapitells, also im unteren Teil dieser Schleife, fallen Ringe im Dreier-Wickel auf. Im Vergleich zu ihren hellenisten Beispielen treten die äyptischen Palmenkapitelle mit mehr Eleganz hervor. In Ägypten wurden diese Kapitelle teils mit verschiedenen Arten von Säulen gemischt, teils einzeln an Eingängen oder teilweise in Höfen oder Stoas von Sakralbauten als symbolisches architektonisches Element benutzt. In der griechischen Welt sind die ersten Angaben oder weitere Einblicke über das Palmenkapitell ab dem 7. Jahrhundert. v.Chr. aus antiken Quellen zu entnehmen. Es hat sich herausgestellt, dass diese Werke, die leider unsere Zeit nicht erreicht haben, statt eines architektonischen Elements, eher als ein allein stehendes Kapitell oder als ein Schaft in Palmenform verwendet wurden, denen wiederum eine symbolisierende Bedeuteung beigemessen wurde. Das erste konkrete Beispiel, das in Kreta-Arkades aufgefundene Palmenkapitell mit seiner eigentümlichen Form, stellt das früheste Beispiel für die Steinkapitelle der griechischen Welt dar. Der obere Teil des Schafts in Konvexform, der uns an ein Kalathos erinnert, erhielt seine Form durch die 26 Blätter am Kapitell, indem die Blattspitzen von unten nach oben sich aufbreitend hochsteigen und wieder herunterhängen. Ein spiralförmiger Ring, der sich unmittelbar unter dieser Ordnung befindet, fügt diese Blätter zusammen. Dadurch dass dieses Kapitell mit Abakus recht klein war und als Einsammelmaterial benutzt wurde, ist es anzunehmen, dass es entweder als Gelübde oder als Symbol bei einer Beerdigung diente. Der äyptische oder kretanische Einfluss steht wiederum zur Debatte. Die anderen Beispiele wie die Kapitelle in den Schatzhäusern Massalia (Marseille) und Clazomenai (Urla) in Delphi, sehen sich mit dem in Phokaia recht ähnlich aus. Das Clazomenai-Palmenkapitell erscheint durch die Mehrzahl seiner Blätter größer als das Massalia-Kapitell. Dadurch dass Massalia eines der Kolonien von Phokaia war und dass Clazomenai und Phokaia sich über den Seeweg näher lagen, weist wiederum auf die Ähnlichkeit und auf eine enge Beziehung hin. Die genannten Kapitelle unterscheiden sich von weiteren Arten der Palmenkapitelle größtenteils durch die aufgehobene mittlere Blattader. Man vermutet, dass diese Kapitelle am Eingang der Schatzhäuser im in antis-Plan angewendet worden sind, wobei auch die Wahrscheinlichkeit besteht, dass die Palmenkapitelle in Phokaia und Arkades die Vorgänger dieser Kapitelle gewesen sind. Des Weiteren fallen die flagranten mittleren Blattadern des Phokaia-Palmenkapitells recht deutlich auf, was die Ähnlichkeit mit seinen Beispielen in Ägypten und Arkades hervorhebt. Das Phokaia-Kapitell hat 12 Palmenblätter. Es wurde in der ersten Bauphase des Athena Tempels als symbolisierendes architektonisches Element am Pronaos angewendet, was vermutlich einen Triumph Athenas andeutet. Das Kapitell aus Tuffstein mit Poren wurde ohne Abakus verwendet. Das Phokaia Palmenkapitell, das in den Anfängen des 6. Jahrhundert v.Chr. erstellt wurde, sollte mit seiner Datierung als das früheste Beispiel in der griechischen Architektur für Palmenkapitelle aus Stein bewertet werden. Die Annahme, dass das Phokaia-Palmenkapitell ab der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts v.Chr. unter dem Einfluss des regen Handels zwischen Phokaia und Naucratis (Ägypten) sich bemerkbar machte, ist von großer Bedeutung. [ABSTRACT FROM AUTHOR]