1. Radiotherapieinduzierte Nierenarterienstenose nach Behandlung eines Ewing-Sarkoms
- Author
-
Silvio Tacconi and Sabine Bieri
- Subjects
Gynecology ,medicine.medical_specialty ,Arterielle hypertonie ,Oncology ,business.industry ,Medicine ,Radiology, Nuclear Medicine and imaging ,business ,Ewing sarkom - Abstract
Das Auftreten klinisch signifikanter Arterienstenosen nach Radiotherapie des Kopf-Hals-Bereichs, des Thoraxbereichs oder groserer Arterien wie z.B. der Aorta oder der Iliakalarterien ist in der Literatur gut dokumentiert und im klinischen Alltag bekannt. Dagegen scheint die Kenntnis bzw. das Bewusstsein bezuglich des Auftretens einer Nierenarterienstenose nach erfolgter Radiotherapie nur marginal zu sein. Das plotzliche Auftreten einer schwer behandelbaren arteriellen Hypertonie bei einem 27-jahrigen komatosen Patienten wird beschrieben, welcher zuvor im Jahre 2001 im Alter von 20 Jahren am Spital Sion, Schweiz, aufgrund eines lumbalen Ewing-Sarkoms mit Chemotherapie und anschliesender Radiotherapie behandelt wurde. Zudem wird dieser Patient mit den zwischen 1965 und 2007 publizierten Fallen einer radiogen induzierten Nierenarterienstenose verglichen, um deren klinische Relevanz als potentielle radiogene Langzeitnebenwirkung zu verdeutlichen. Publizierte Berichte uber die radiogen induzierte Nierenarterienstenose sind relativ selten. Dennoch ist die arterielle Hypertonie infolge einer radiogen induzierten Nierenarterienstenose mit einer sehr variablen Latenz von bis zu 20 Jahren eine ernstzunehmende potentielle Langzeitnebenwirkung der Radiotherapie. Die Ursache des geringeren Bewusstseins bezuglich der radiogen induzierten Nierenarterienstenose und der im Vergleich zu zerebralen oder zervikalen Gefasstenosen selteneren Dokumentation in der klinischen Literatur ist moglicherweise ein diagnostischer Bias. In den Jahrzehnten vor Einfuhrung der CT- und MRT-Diagnostik und deren breitem routinemasigen Einsatz liesen sich retroperitoneale und abdominale Gefasstenosen nur schwer diagnostizieren. Dagegen konnten z.B. signifikante Karotisstenosen bereits sehr fruh sonographisch einfach und zuverlassig diagnostiziert werden. Wie dieser Fallbericht zeigt, muss daher bei Patienten mit schlecht behandelbarer Hypertonie nach lumbaler, abdominaler oder retroperitonealer Radiotherapie eine radiogen induzierte Nierenarterienstenose differentialdiagnostisch berucksichtigt werden.
- Published
- 2008