Heutzutage werden Epoxidharzsysteme meist im schnell wachsenden Segment der Faserverbundwerkstoffe eingesetzt, für die eine große Vielfalt an unterschiedlichen Herstellungsverfahren existiert. Dennoch haben alle diese Verfahren die Gemeinsamkeit des Aushärteprozesses des Epoxidharzsystems, welcher einem charakteristischen Temperaturbereich unterliegt. Die Aushärtung selbst basiert auf einer exothermen chemischen Reaktion, die sich mit steigender Temperatur beschleunigt. Zudem haben Epoxidharzsysteme typischerweise eine geringe Wärmeleitfähigkeit. Dies kann insbesondere bei dickwandigen Bauteilen zu einer inhomogenen Temperaturverteilung mit Hot Spots und damit zu einer ungleichmäßigen Aushärtung führen. Auch eine lokale Degradation des Materials ist möglich. Darüber hinaus schrumpfen Epoxidharzsysteme während des Aushärteprozesses, wodurch Eigenspannungen und mögliche Schäden im fertigen Bauteil auch ohne zusätzliche Belastung herbeigeführt werden. Eine große Herausforderung bei der Herstellung von Faserverbundwerkstoffen besteht daher darin, die Temperatur innerhalb eines Bauteils zu kontrollieren, um Eigenspannungen und Materialschädigungen zu vermeiden. Numerische Simulationen sind in der Lage, einen tieferen Einblick in die Charakteristik des Aushärteprozesses von Epoxidharzsystemen zu geben. Zu diesem Zweck wird auf der Grundlage einer umfassenden experimentellen Untersuchung ein neues Konstitutivmodell der Thermoviskoplastizität mit Fokus auf das reine Epoxidharzsystem entwickelt, das sowohl die mechanischen als auch die thermischen Aspekte und deren Kopplung unter Berücksichtigung des Aushärtegrades umfasst. Die zugehörigen Materialparameter des Materialmodells werden in stark partitionierter und sequentieller Weise identifiziert, um den Konzepten der lokalen Identifizierbarkeit unter Berücksichtigung der Eindeutigkeit des resultierenden Parametersatzes zu genügen. Im Rahmen der Finite-Elemente-Methode wird das Materialmodell räumlich diskretisiert. Die Behandlung des resultierenden Systems von Algebro-Differentialgleichungen (DAE) erfolgt durch die Anwendung steif-genauer diagonal-impliziter Runge-Kutta (DIRK)-Verfahren. Darüber hinaus wird die Verwendung von eingebetteten DIRK-Verfahren erläutert, die eine elegante und effiziente Steuerung der Zeitschrittweite durch Abschätzung des lokalen Integrationsfehlers ermöglichen. Es wird gezeigt, dass die Evolutionsgleichung des Aushärtegrades inhärent instabile Eigenschaften aufweist. Dem kann nur durch ausreichend kleine Zeitschrittweiten und Verfahren höherer Ordnung begegnet werden, um den Rechenfehler zu minimieren. Eine kleine Zeitschrittweite während der gesamten Simulation führt jedoch zu langen Rechenzeiten. Daher ist eine zeitadaptive Steuerung der Schrittweite bei Aushärteprozessen unerlässlich. Das diskretisierte thermomechanisch gekoppelte Problem wird in dem hauseigenen Finite-Elemente-Programm TASAFEM implementiert. Es werden Simulationen eines reduzierten Wärmeleitungsproblems und des thermomechanisch gekoppelten Problems durchgeführt. Beide werden in innovativ konzipierten Experimenten unter Verwendung von thermografischen Messungen und Verformungsmessungen mittels digitaler Bildkorrelation (DIC) validiert. Abschließend werden weitere Simulationsbeispiele diskutiert., Nowadays, epoxy resin systems are usually applied in the rapidly growing fiber composite materials segment. A wide variation of diverse manufacturing processes exists. However, all these processes have one commonality, namely, the curing process of the epoxy resin system in a characteristic temperature range. Curing itself is based on an exothermic chemical reaction, which accelerates with rising temperature. Moreover, epoxy resin systems typically have a low heat conductivity. Particularly in thick-walled components, this might lead to an inhomogeneous temperature distribution with hot spots and, therefore, to uneven curing. Even local degradation of the material is possible. In addition, epoxy resin systems shrink during the curing process resulting in residual stresses and possible damage in the final component even without additional loading. Therefore, a major challenge in the manufacturing process of fiber composite materials is to control the temperature within a component in order to prevent residual stresses and degradation of the material. Numerical simulations have the ability to provide a deeper insight into the characteristics of the curing process of epoxy resin systems. For this purpose, a new constitutive model of thermo-viscoplasticity focused on the pure epoxy resin system is developed drawing on a comprehensive experimental investigation, which covers both the mechanical as well as the thermal aspects and their coupling under consideration of the degree of cure. The associated material parameters of the material model are identified in a strongly partitioned and sequential manner in order to follow the concepts of local identifiability considering the uniqueness of the resulting parameter set. Within the framework of the finite element method, the material model is spatially discretized. The treatment of the resulting system of differential-algebraic equations (DAE) is performed by applying stiffly accurate diagonally implicit Runge-Kutta (DIRK) methods. Moreover, the utilization of embedded DIRK methods is explained, which enables controlling the time step-size in an elegant and efficient manner by estimating the local integration error. It is shown that the evolution equation of the degree of cure exhibits inherently instable properties. This can only be countered by sufficiently small time step-sizes and methods of higher order to minimize the computational error. However, a small time step-size throughout the entire simulation leads to long calculation times. Consequently, time-adaptive step-size control is essential in curing processes. The discretized thermo-mechanically coupled problem is implemented in the in-house finite element code TASAFEM. Simulations of a reduced heat conduction problem and the thermo-mechanically coupled problem are performed. Both are validated in innovatively designed experiments using thermographic measurements as well as digital image correlation (DIC) measurements. Finally, further simulation examples are discussed.