In der Transformationsforschung wird vielfach davon ausgegangen, daß die gegenwärtigen Umbruchprozesse in Zentral- und Osteuropa ihren Ausgangspunkt im Jahre 1989 nahmen. Im vorliegenden Papier wird demgegenüber am ungarischen und polnischen Beispiel gezeigt, daß die Grundlagen der 'großen Transformation' spätestens in den frühen 80er Jahren gelegt worden sind. Mit der Einführung marktsozialistischer Reformpolitiken vollzogen beide Länder eine Abkehr vom klassischen Staatssozialismus. In der Folge bildeten sich gemischte Wirtschaftssysteme heraus, die als Koexistenz unterschiedlicher Teilökonomien mit jeweils eigenen Formen ökonomischer Governance beschrieben werden können. Die Reformen der wirtschaftlichen Steuerung des staatlichen Sektors setzten auf eine Verbindung von plan- und marktförmigen Elementen. Der Übergang zu indirektmonetären Lenkungsmechanismen begünstigte allerdings weniger eine Gewinnorientierung der einzelnen Unternehmen als vielmehr deren Wettlauf um Subventionen und Prämien. Dieser Wettlauf wurde im Rahmen von Aushandlungsprozessen und informellen Verflechtungszusammenhängen zwischen dem Management staatlicher Betriebe und den übergeordneten Behörden entschieden. Die Reformpolitiken zielten weiterhin auf die partielle Legalisierung der zweiten Wirtschaft. Dies führte nicht zu der Herausbildung eines marktförmig koordinierten privatwirtschaftlichen Sektors, sondern förderte hybride Organisations- und Vernetzungsformen zwischen der ersten und der zweiten Wirtschaft, die die Formen von 'Intrapreneurship' oder industriellen Netzwerken annahmen. Parallel zur Legalisierung der zweiten Wirtschaft war ein Anstieg halb- bis illegaler Tätigkeiten zu beobachten, die im wesentlichen auf die Umverteilung und die private Aneignung staatlicher Ressourcen zielten. Die Governance in diesem wirtschaftlichen Segment war dadurch gekennzeichnet, daß die Akteure nicht auf externe (staatliche) Institutionen zurückgreifen konnten, um die Transaktionen abzusichern. Die Beziehungen zwischen den wirtschaftlichen Akteuren beruhten daher in starkem Maße auf persönlichen Bindungen. Die Koexistenz unterschiedlicher Governance-Mechanismen und die Informalisierung wirtschaftlicher Beziehungen können als spezifisches historisches Erbe gewertet werden, an das die Akteure in den ungarischen und polnischen postsozialistischen Transformationsprozessen anknüpfen. Die gegenwärtigen Umbruchprozesse sind damit nicht, wie es vielfach geschieht, mit der Einführung von marktwirtschaftlichen Systemen nach westlichem Vorbild gleichzusetzen. Die Analyse der Verbindung des historischen Erbes mit den Transformationsstrategien legt vielmehr nahe, daß sich Eigenheiten osteuropäischer Entwicklungsmuster herausbilden. The current transformation in Central and Eastern Europe is widely regarded as a process which began in 1989. By contrast, this paper demonstrates on the basis of the Hungarian and Polish experiences that the foundations of the Great Transformation were laid at latest at the beginning of the eighties. The introduction of market socialist reforms in both countries led to the development of mixed economies which can be described as a coexistence of different subeconomies, each of them generating its own forms of economic governance. The regulation of the state-owned sector can be described as a mixture of elements of plans and markets. Rather than leading to profit orientated economic behaviour on the part of the enterprises, the transition to indirect-monetary forms of regulation led to a race for subsidies and bonuses. This race was decided within the framework of bargaining processes and informal links between the managers of the state-owned enterprises and the higher authorities. The market socialist reforms also aimed at a partial legalization and strengthening of the second economy. This did not, however, result in the development of a private sector governed by market mechanisms. Rather it led to the formation of hybrid organizational forms and interorganizational links between the first and second economy. These links took the forms of 'intrapreneurship' and industrial networks. At the same time, a rise of semi-legal and illegal activities could be observed. These activities aimed mainly at the redistribution and private appropriation of stateowned ressources. Because of the absence of external institutions securing the transactions in this economic segment, the governance mechanism relied on personal links and relations. The coexistence of different governance mechanisms and the informalization of economic relations may be regarded as specific historical heritages which constitute assets in the Hungarian and Polish post-socialist period. Thus, rather than conceiving of the current economic change in terms of transition to market economies according to the western model, analysis should focus on the articulation of the historical heritage and the transformation strategies. Such an analysis might suggest that the Eastern European countries follow their own characteristic path of development.