Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem § 365 im Bundesvergabegesetz 2018 und den darin enthaltenen Regelungen für wesentliche und unwesentliche Vertragsänderungen während der Laufzeit. Der § 365 BVergG 2018 setzt in Österreich den Artikel 72 der europäischen Vergaberichtlinie 24/2014/EU in nationales Recht um. Der Artikel 72 entwickelte sich aus Urteilen des EuGH zum Vergaberecht, die die Grundsätze der EU „Nichtdiskriminierung, Gleichbehandlung, Transparenz und Verhältnismäßigkeit“ berücksichtigt haben. Das Vergabegesetz bestimmt den Gegenstand von wesentlichen und unwesentlichen Änderungen und ob diese zu einer erneuten Durchführung des Vergabeverfahrens führen müssen, siehe Prüfschema Kap. 4.7. Das Bauvertragsrecht regelt mit den allgemeinen Vertragsbestimmungen der Werkvertragsnorm ÖNORM B 2110 und den darin enthalten Leistungsänderungsklauseln Änderungen von Verträgen während der Laufzeit. Durch den Eingriff des Vergaberechts in das Bauvertragsrecht ergibt sich folgende Fragestellung: Sind die definierten Leistungsänderungsklauseln in der ÖNORM B2110 als unwesentliche Änderungen im Sinne des BVergG 2018 zu sehen? Denn nach § 365 Abs. 3, Z 2 müssen Vertragsänderungsklauseln klar, präzise und eindeutig formuliert sein. Bei der Überprüfung der Leistungsänderungsklauseln der ÖNORM im Sinne der Vertragsänderungsklausel Vergabegesetzes zeigte sich, dass nur die Preisanpassung als solche gesehen werden kann. Die weiteren Leistungsänderungsklauseln der ÖNORM können nur mittels einer Einzelfallbetrachtung bewertet werden. Das ursprüngliche Prüfschema zum § 365 wurde unter Berücksichtigung der Grundsätze der EU angepasst. In der weiteren Praxis wird sich zeigen, wie sich das Zusammenspiel zwischen Vergabegesetz und dem Bauvertragsrecht entwickelt. Diese Weiterentwicklung ist vor allem abhängig von der zukünftigen österreichischen und europäischen Rechtsprechung. This thesis deals with § 365 of the Federal Public Procurement Act 2018 and the regulations contained therein for substantial and insignificant changes to contracts during their term. § 365 BVergG 2018 converts Article 72 of the European Public Procurement Directive 24/2014/EU into Austrian national law. Article 72 developed from decisions of the European Court of Justice on public procurement law which took into account EU principles of non-discrimination, equal treatment, transparency and proportionality. The Public Procurement Act defines the subject of substantial and insignificant modifications and whether these must lead to a renewed performance of the procurement procedure, see the check scheme in chapter 4.7. The construction contract law regulate with the general contractual terms of the work contract standard ÖNORM B 2110 and the performance modification clauses contained therein modifications of contracts during the term. Due to the interference of the public procurement law with the construction contract law, the following question arises: Can the defined performance modification clauses in ÖNORM B2110 be seen as insignificant changes in the sense of BVergG 2018? According to § 365, Subsection 3, Line 2, contract modification clauses must be formulated in clear, precise and unequivocal terms. The review of the performance modification clauses of ÖNORM in terms of the contract modification clause of the Austrian Public Procurement Act showed that only the price adjustment can be seen as such. The other performance modification clauses of ÖNORM can only be assessed on a case-by-case basis. The original check scheme for § 365 has been adapted in consideration of the principles of the EU. Further practice will show how the interaction between the Public Procurement Act and the Construction Contract Law develops. This further development depends above all on the future Austrian and European jurisdiction. vorgelegt von: Lukas Fischer Auch als Printexemplar verfügbar Masterarbeit Wien, FH Campus Wien 2020