Zusammenfassung Arbeitshypothese und Fragestellung: Kontinuierliche Glukosemonitoringsysteme erlauben die Messung über einen Zeitraum von mehreren Tagen und geben so eine zuverlässige Erfassung der mittleren interstitiellen Glukosebelastung und ihrer Dynamik. Eigene Voruntersuchungen erbrachten dabei relativ stabile individuelle 'Glukosemuster' im Tagesverlauf, die sich bei stabiler antiglykämischer Therapie auch Jahre später noch nachweisen lassen. Gleichzeitig demonstrierten prospektive Studien nur eine geringe Assoziation zwischen dem HbA1c als Langzeitmarker der durchschnittlichen Glukosebelastung und kardiovaskulären Ereignisse bzw. Mortalität. Vorrangiges Ziel der Arbeit ist es deshalb zu testen, ob weitere Parameter der Glykämiekontrolle mit zukünftigen Mikroangiopathien, Mortalität und kardiovaskulären Ereignissen assoziiert sind. Methoden: Es handelt sich um eine retrospektive Kohortenstudie mit insgesamt 315 eingeschlossenen Probanden. Die Studienpopulation basiert auf drei Forschungsprojekten, welche am Studienzentrum für metabolisch-vaskuläre Medizin, GWT TU-Dresden GmbH in Dresden im Zeitraum 2010-2013 durchgeführt wurden. Die gesammelten anamnestischen, klinischen und klinisch-labordiagnostischen Parameter sowie die Blutzuckermessungen des CGM wurden aus den Archiven zu einer Datenbank zusammengefasst und zur Erstellung von Fallgruppen verwendet. Zusätzlich wurden durch telefonische Interviews und routinemäßig erhobene Daten im Rahmen von Folgeuntersuchungen am Studienzentrum klar definierte kardiovaskuläre Ereignisse ermittelt, die sich nach Durchführung des CGM manifestiert haben. Resultate: Die Ergebnisse zeigen in einer univariaten Cox-Regression in der Gesamtkohorte eine Signifikanz (p < 0.001) der glukosebezogenen Parameter interstitielle Glukosefluktuation, HbA1c und Diabetesdauer auf die Ausprägung von kardiovaskulären Endpunkten. In einer multivariaten Cox-Regression mit Einbezug der Glukoseparameter interstitielle Glukosefluktuation, HbA1c und Diabetesdauer in der Subgruppe der Diabetiker zeigt sich jedoch nur die Diabetesdauer (p < 0.05) mit signifikanter Assoziation auf die Ausprägung von kardiovaskulären Endpunkten. Die Parameter interstitielle Glukosefluktuation (p=0.44) und HbA1c (p=0.35) verlieren hier ihre signifikante Assoziation. Dies spiegelt sich auch in den ROC-Analysen wieder. Diabetesdauer weist einen AUC (Area under the curve) von 0.66 in den ROC-Analysen auf. Bei einem theoretisch optimalen Cut-Off von 9 Jahren kann hier eine Sensitivität von 61% und Spezifität von 70% beobachtet werden. Innerhalb der glukosebezogenen Parameter zeigt sich die Diabetesdauer als stärkster Klassifikator für die Prognose von kardiovaskulären Erkrankungen. HbA1c (p=6.8% eine Sensitivität von 37% und eine Spezifität von 81% auf. Die AUC des Parameters HbA1c beträgt hier in der ROC-Analyse 0.59. Für die interstitielle Glukosefluktuation konnte ein optimaler Cut-Off von 1.6mmol/L errechnet werden und weist hier eine Sensitivität von 48% und eine Spezifität von 66% auf. Die AUC der interstitiellen Glukosevariabilität hat einen Wert von 0.57. Weiterhin erscheint der systolische Blutdruck in einer multivariaten Cox-Regression, in der alle kardiovaskulär relevanten Parameter aus der univariaten Analyse eingeschlossen wurden, als signifikant (p = 6.8%, HbA1c has a sensitivity of 37% and a specificity of 81%. The AUC of the parameter HbA1c is 0.59 in the ROC analysis. For the interstitial glucose fluctuation, an optimal cut-off of 1.6mmol / L could be calculated and shows a sensitivity of 48% and a specificity of 66%. The interstitial glucose variability AUC is 0.57. In a multivariate Cox regression, in which all cardiovascular parameters from the univariate analysis were included, systolic blood pressure also appears to be significant (p