L V, Dwenger, N, Funke, P, Stephany, I, Suarez, G A, Wiesmüller, and F, Neuhann
As part of tuberculosis control and the WHO end-TB strategy, contact persons of tuberculosis patients in Germany are examined for a possible infection with latent tuberculosis (LTBI). Activation of LTBI contributes a considerable proportion of newly reported tuberculosis cases in low-incidence countries such as Germany. Therefore, the aim is to detect cases of LTBI and, through chemopreventive treatment of these cases, prevent future, post-primary, active tuberculosis.In Germany, the rate of LTBI among contact persons of people diagnosed with active tuberculosis is not systematically recorded. The aim of the present work was to close this data gap for Cologne, a major city in Germany with a TB incidence of around 9/100,000 in the past years. The study further aimed to describe risk factors for LTBI and to reevaluate the standard inclusion criteria for contact investigation for tuberculosis under routine conditions in Germany. For the period 07/2012 to 12/2016, the retrospective cohort study examined the rate of LTBI diagnoses among contact persons of those with pulmonary tuberculosis notified at the Cologne public health department, as well as factors that increase the LTBI infection risk of contact persons. The diagnosis of latent tuberculosis was made when the interferon-gamma release assay (IGRA) was positive and there were no signs of active tuberculosis. The study included contact persons who cumulatively had a previously defined minimum total contact time with a tuberculosis patient, who were at least 5 years old at the time of the study and who were registered in Cologne. Statistical evaluation was carried out descriptively as absolute and relative frequency with a significance level of p ≤ 0.05. The analytical evaluation was carried out with univariate and multivariate logistic regression. Of a total of 3862 IGRA examinations among contact persons, 2834 cases met the inclusion criteria. A median of seven contact persons per index patient was reported. 12.5 % of the study group tested positive for LTBI. In contact persons of microscopically open index patients, the positivity rate was 11.4 %, in culturally open but microscopically negative index patients, it was 14.3 %. Factors associated with a higher risk of LTBI included male sex (OR = 1.95), age ≥ 50 years (OR = 1.8) and household exposure (OR = 2.37). Using the German standard criteria, the positivity rate of IGRA testing and the diagnosis of LTBI among contacts in the present study was 12.5 %, which is lower than in other similar studies. Factors identified in the cohort for an increased risk of LTBI confirm known constellations. The significantly higher positivity rate among contact persons of microscopically negative but culturally positive index patients (p = 0.033) underscores the need to conduct a detailed contact examination of individuals of this group as well. Im Rahmen der Tuberkulosekontrolle und der End-TB-Strategie der WHO werden in Deutschland Kontaktpersonen von Tuberkulosepatienten auf eine mögliche latente Tuberkulose-Infektion (LTBI) untersucht. Die Aktivierung einer LTBI trägt einen erheblichen Anteil der neugemeldeten Tuberkulose-Fälle in Niedrig-Inzidenz-Ländern wie Deutschland bei. Deshalb ist es ein Ziel, Fälle von LTBI zu entdecken und durch chemopräventive Behandlung zukünftige, postprimäre, aktive Tuberkulosen zu verhindern. In Deutschland wird die Rate von LTBI unter Kontaktpersonen von an Tuberkulose Erkrankten nicht systematisch erfasst. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, diese Datenlücke für die Stadt Köln zu schließen. Die TB-Inzidenz in Köln betrug in den letzten Jahren ca. 9/100 000 Einwohner. Im Weiteren werden Risikofaktoren für eine LTBI beschrieben und die geltenden Einschlusskriterien für die Umgebungsuntersuchung bei Tuberkulose unter Routinebedingungen in Deutschland reevaluiert. Die retrospektive Kohortenstudie untersucht für die Periode 07/2012 bis 12/2016 die Rate an LTBI-Diagnosen unter Kontaktpersonen von an Lungentuberkulose erkrankten Personen im Zuständigkeitsbereich des Kölner Gesundheitsamtes sowie Faktoren, die das LTBI-Infektionsrisiko von Kontaktpersonen erhöhen. Im Rahmen der Studie wurden die Risikofaktoren Geschlecht, Alter, Art der Exposition (häusliches Umfeld/Arbeitsplatz) sowie die Kontagiosität des Indexpatienten auf ihren Einfluss auf das Infektionsrisiko bei latenter Tuberkulose berücksichtigt.Die Diagnose der latenten Tuberkulose wurde bei einem positiven Interferon-gamma Release Assay und fehlenden Zeichen einer aktiven Tuberkulose gestellt. In die Untersuchung wurden Kontaktpersonen eingeschlossen, die kumulativ eine zuvor definierte Mindestgesamtkontaktzeit zu einem Tuberkulosepatienten hatten, zum Untersuchungszeitpunkt mindestens 5 Jahre alt und in Köln gemeldet waren. Die statistische Auswertung erfolgte deskriptiv als absolute und relative Häufigkeit bei einem Signifikanzniveau von p ≤ 0,05. Die analytische Auswertung wurde mit univariater und multivariater logistischer Regression durchgeführt. Die Variablen, die sich in der Deskription als signifikant herausgestellt hatten, wurden zunächst univariat auf einen signifikanten Einfluss geprüft und bei statistisch signifikantem Ergebnis in das multivariate Modell eingeschlossen. Von insgesamt 3862 IGRA-Untersuchungen unter Kontaktpersonen erfüllten 2834 Fälle die Einschlusskriterien. Im Median wurden 7 Kontaktpersonen pro Indexpatient gemeldet. 12,5 % des Untersuchungskollektives wurden positiv auf LTBI getestet. Bei Kontaktpersonen mikroskopisch offener Indexpatienten lag die Positivitätsrate bei 11,4 %, bei kulturell offenem, aber mikroskopisch negativem Indexpatient bei 14,3 %. Außerdem konnte gezeigt werden, dass das männliche Geschlecht (OR = 1,95), Alter ≥ 50 Jahre (OR = 1,8) und die Exposition im Haushalt (OR = 2,37) das LTBI-Infektionsrisiko erhöhten. Unter Anwendung der DZK-Kriterien lag die Positivitätsrate der IGRA-Testung und die Diagnosestellung LTBI unter Kontaktpersonen in der vorliegenden Untersuchung mit 12,5 % niedriger als in anderen ähnlichen Studien. Die in der Kohorte identifizierten Faktoren für ein erhöhtes Risiko einer LTBI bestätigen bekannte Konstellationen. Die signifikant höhere Positivitätsrate unter Kontaktpersonen mikroskopisch negativer, aber kulturell positiver Indexpatienten (p = 0,033) unterstreicht die Notwendigkeit, auch in dieser Gruppe eine ausführliche Kontaktuntersuchung durchzuführen.