Während die Entwicklung zur Digitalen Bibliothek seit einigen Jahrzehnten voranschreitet, lässt sich in vielen Ländern eine starke Bautätigkeit im Bibliotheksbereich beobachten. Für dieses Phänomen gibt es mehrere Gründe: 1. der Bedarf an umfassender Bildung und Wissenschaft steigt rascher, als der Anteil der Bibliotheksnutzung durch den Computer daheim, 2. die steigenden Preise für den Medienerwerb, die zu abnehmenden Erwerbszahlen führen, werden durch deutlich sichtbarere Investitionen im Bibliotheksbau kompensiert, 3. immer mehr Menschen sehen sich gezwungen, ihre edukativen und wissenschaftlichen Probleme gemeinsam, in kollaborativen Kleingruppen in den Bibliotheken medienkompetent zu lösen, 4. ein modernes Bibliothekswesen lässt sich leichter durch auffällige Bibliotheksbauten, als durch high sophisticated knowledge management systems demonstrieren. Das Ergebnis zeigt sich jeweils in den erhöhten Besucherzahlen bei Neueinweihungen. Ob diese Besucherzahlen allerdings volkswirtschaftlich, bildungs- oder wissenschaftsrelevant sind, zeigt sich erst an den nachhaltigen Ergebnissen der Arbeit in der Digitalen Bibliothek. Insofern ergibt sich aus diesen Überlegungen ein dringender Bedarf für die Bibliothekswissenschaft, die Nutzung von Neu- oder Ergänzungsbauten gründlicher als bisher auf ihre Tauglichkeit hin zu analysieren. Das gilt insbesondere im Hinblick auf Trendanalysen, die zeigen, dass die Bibliotheksbauten der Zukunft, d.h. die optimal verteilte und vernetzte Bibliothek, als Arbeits-, Lern- und Kommunikationsorte anzusehen sind.