1. Direkte Kernreaktionen und die Struktur der Atomkerne
- Author
-
Osterfeld, F.
- Abstract
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit zwei verschiedenen Aspekten von direkten Kernreaktionen, nämlich einerseits mit der mikroskopischen Berechnung des imaginären optischen Potentials für die elastische Nukleon-Kern-Streuung sowie andererseits mit der mikroskopischen Analyse von magnetischen Riesenresonanzzuständen in Atomkernen, die durch (p, n)-Ladungsaustauschreaktionen angeregt werden. Im ersten Teil der Arbeit wird der Imaginärteil W(E,$\vec{r}$,$\vec{r}$') des optischen Potentials für die elastische Proton- und Neutron-Kernstreuung im Rahmen der sog. Kernstrukturnäherung zum optischen Potential mikroskopisch berechnet. DieRechnungen werden im Feshbach-Formalismus in zweiter Ordnung Störungstheorie bezüglich einer effektiven Projektil-Targetnukleon-Wechselwirkung durchgeführt. Die Antisymmetrisierung zwischen dem Projektilnukleon und den Targetnukleonen wird exakt behandelt. Eine optische Green-Funktion wird zur Beschreibung der Propagation des Projektils in intermediären Reaktionskanälen verwendet. Die intermediär angeregten Kernzustände werden durch mikroskopische RPA-Wellenfunktionen genähert. Letztere haben den Vorteil, daß sie die kollektiven Kerneigenschaften ziemlich gut beschreiben. Alle energetisch offenen inelastischen Kanäle sowie alle Ladungsaustauschkanäle werden in den Rechnungen berücksichtigt. Damit wird die gesamte Einteilchen-Einloch-Stärke, die in zweiter Ordnung angeregt werden kann, ausgeschöpft. Für die Neutronstreuung sind die intermediären Ladungsaustauschzustände sehr wichtig und erzeugen bei 30 MeV Einschußenergie etwa ein Drittel der Gesamtabsorption W. Die berechneten imaginären Potentiale zeigen alle Oberflächenabsorption. Diese ist hauptsächlich auf die wichtigen intermediären kollektiven Zustände zurückzuführen. Die Peakposition der Absorption ist sehr sensitiv auf Details der verwendeten Kernstrukturwellenfunktionen. Insbesondere die Übergangsdichten zu den kollektiven Zuständen müssen in Obereinstimmung mit dem Experiment sein, um die Form des imaginären Potentials an der Kernoberfläche richtig zu beschreiben. Ohne Einschluß der Kernkollektivität kann kein stark oberflächenabsorbierendes Potential erzeugt werden. Außerdem ist die Absorption dann viel zu schwach.[...]
- Published
- 1985