Zur Beurteilung der Körperkondition von Milchkühen wird das BCS-System nach Edmonson et al. (1989) angewandt. Für wachsende Jungrinder hingegen steht noch kein eigenes Bewertungsschema zur Verfügung. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung bestand daher darin, ein für die Färsenaufzucht angepassten BCS-Beurteilungsschlüssel zu erarbeiten. Im ersten Teil der Untersuchung wurden Erhebungen zum Wachstumsverlauf und zum Fettansatzverlauf wachsender Färsen durchgeführt. Im zweiten Teil der Untersuchung galt es die Aussage der neu entwickelten Methode zur Körperkonditionsbewertung zu prüfen. Zeitraum für die Bewertung war der Aufzuchtzeitraum von 6 Lebensmonaten bis 9 Trächtigkeitsmonaten. Da gerade in diesem Lebensabschnitt mit Eintritt in die Pubertät im zweiten Lebenshalbjahr und weiter fortsetzend in der Trächtigkeit eine starke Zunahme des Fettansatzes eintritt, gilt es in dieser Zeit ein optimales Wachstum zu gewährleisten und dabei einer Verfettung mit Hilfe der Konditionsbeurteilung entgegenzuwirken. Innerhalb eines Untersuchungszeitraumes von zwei Jahren wurden in drei Herden mit unterschiedlichen Aufzuchtverfahren bei insgesamt 1936 zufällig ausgewählten Holstein-Friesian-Zuchtfärsen die Untersuchungsgrößen Rückenfettdicke (RFD), Lebendmasse (LM) und Kreuzbeinhöhe (KBH) erfasst und die Körperkondition nach einem speziell für die Anwendung bei Färsen neu entwickelten Beurteilungsverfahren geschätzt. Es wurden Altersgruppen gebildet bestehend aus 6 bis 9 Monate alten, 9 bis 11 Monate alten, 12 bis 16 Monate alten Färsen, 1 bis 4 Monate tragenden, 5 bis 7 Monate tragenden und 8 bis 9 Monate hochtragenden Färsen. Pro Untersuchungsgang wurden jeweils 30 Färsen beurteilt. Die mit Ultraschall objektiv gemessene Rückenfettdicke diente als Referenzmethode zur Beurteilung der Körperkondition einer Altersgruppe. Nach dem neuen BCS-System wird die Rückenfettdicke in mm Fettauflage durch visuelle Betrachtung und Palpation am Tier geschätzt. Als Beurteilungskriterien für den BCS bei Aufzuchtfärsen dienen die Fettfüllung der Schwanzfalte und der Bereich zwischen Hüfthöcker und Sitzbeinhöcker. In der Auswertung zum Wachstumsverlauf zeigen sich Unterschiede in der Lebendmasse und der Rückenfettdickenentwicklung. In der Kreuzbeinhöhe besteht ausgenommen des Altersabschnittes von 6 bis 8 Lebensmonaten ein einheitlicher Verlauf zwischen den unterschiedlich aufgezogenen Färsen in den drei Untersuchungsbetrieben. Die Lebendmassekurve der sehr intensiv aufgezogenen Färsen im Betrieb 1 zeigt im Abschnitt von 6 bis 12 Lebensmonaten einen steileren Verlauf, gefolgt von einer Abnahme der Wachstumsintensität im zweiten Lebensjahr. Im Unterschied dazu zeigen die Färsen in den Betrieben 2 und 3 einen gleichmäßig ansteigenden Verlauf der Lebendmassekurve. Im Fettansatz treten starke Veränderungen ab einem Alter von 8 bis 9 Lebensmonaten auf. Die Nutzung der RFD als Maß für die Körperkondition ist erst ab diesem Alter nach Eintritt in die Pubertät sinnvoll. In der Trächtigkeit realisieren die Färsen in den Untersuchungsbetrieben noch einen Zuwachs in der KBH von 6 bis 7 cm. Die für das Erreichen eines EKA von 22 Monaten im ersten Lebensjahr sehr intensiv aufgezogenen Färsen im Betrieb 1 zeigen ab 7 Trächtigkeitsmonaten eine signifikante Abnahme RFD. Die RFD-Abnahme ist die Folge des Haltungs-, Fütterungs- und Aufzuchtmanagements des Betriebes. Die für ein EKA von 24 Monaten ebenfalls intensiv aufgezogenen Aufzuchtfärsen im Betrieb 3 zeigen im gleichen Beobachtungszeitraum eine geringe Zunahme der Rückenfettdicke. Die in den Untersuchungsbetrieben erreichten Lebendgewichte der Färsen vor dem Abkalben betragen 583 kg (Betrieb 1) und 600 kg (Betrieb 3). Die hochtragenden Färsen weisen eine RFD von 15 mm (Betrieb 1) und 18 mm (Betrieb 3) auf. Die mittlere KBH liegt bei 144,3 cm (Betrieb 1) und 145,7 cm (Betrieb 3). Hinsichtlich des Einsatzes der Messmethoden ist festzustellen, dass die RFD immer als Ergebnis unterschiedlich intensiver Wachstumsverläufe zu betrachten ist und nicht getrennt von diesen bewertet werden darf. Auch die Lebendmasse lässt die Differenzierung durch die RFD der Färsen nicht erkennen. Zur zuverlässigen Kontrolle des Wachstumsverlaufes sind daher ab einem Alter von 9 Lebensmonaten sowohl die Lebendmasse als auch die Rückenfettdicke heranzuziehen. Methoden zur Überwachung des Wachstumsverlaufes sind: – Lebendmassewägung – Messung der Widerristhöhe / Kreuzbeinhöhe – Körperkonditionsbeurteilung Aus den Ergebnissen zur Schätzgenauigkeit der Körperkondition wachsender Färsen geht hervor, dass sowohl durch ausschließliche Betrachtung der Schwanzfaltengrube (visuelle Methode S1) als auch des Bereiches zwischen Hüft- und Sitzbeinhöcker (visuelle Methode S3) sowie durch Betrachten plus zusätzliches Betasten der Fettfüllung der Schwanzfalte (palpatorische Methode S2) der Mittelwert für die mit Ultraschall objektiv gemessene RFD für eine Altersgruppe von Färsen mit hoher Übereinstimmung geschätzt werden kann. Anhand der Schätzung der RFD über ausschließlich visuelle Betrachtung nach Methode S1 können 49% und nach Methode S3 55% der Variabilität der Körperkondition der Färsen erklärt werden. Durch zusätzliches Betasten der Schwanzfalte steigt das Bestimmtheitsmaß (R2) auf 64%. Damit verbessert sich die Schätzung der RFD durch das zusätzliche Betasten. Bei den Methoden wurden hohe Korrelationskoeffizienten in den verschiedenen Altersabschnitten für wiederholte Beurteilungen erzielt (r= 0,75 bis 0,85). Daher kann von einer sicheren Merkmalserfassung anhand der Beurteilungsmethoden ausgegangen werden. Die Aussagekraft der BCS-Methode beim Einzeltier ist relativ begrenzt. Für Herdenuntersuchungen bei der Beurteilung von Tiergruppen stellt diese Methode jedoch ein wichtiges Instrument zur Kontrolle des Wachstumsverlaufes und zur Korrektur der Fütterung dar. Durch die Schätzung der RFD kann der Messaufwand im Rahmen von Herdenuntersuchungen minimiert werden. Zur Überprüfung und zur Sicherung der Schätzgenauigkeit der Konditionsbeurteilung sollten bei einem Anteil an Tieren zusätzlich in bestimmten Zeitabständen die Schätzwerte mit den Ultraschallmesswerten verglichen und der Bewertungsmaßstab justiert werden. Bei schwerer zu beurteilenden Tieren, wie den hochtragenden Färsen, sollten die Schätzwerte bei einem Teil der Tiere durch die RFDMessung überprüft werden. Der bei Milchkühen bekannte BCS kann nicht auf wachsende Färsen direkt übertragen werden. Es wird vorgeschlagen, die im Ergebnis der Untersuchung erarbeiteten Beurteilungskriterien für die Konditionsbewertung bei Aufzuchtfärsen heranzuziehen. Darüber hinaus sollte keine Note vergeben werden, sondern die Kondition mittels der konkreten RFD in mm geschätzt werden., The body condition of dairy cows is assessed by the BCS system according to Edmonson et al. (1989). A separate method for assessing young cattle in their growth period, though, is still lacking. The present study was aimed at working out a BCS assessment scheme adapted to heifer rearing. During the first part of the study, data on the course of growth and of fat deposition were collected from growing heifers. In the second part, the new method developed for body condition scoring had to be verified with regard to the information it provided. Scoring comprised the rearing period from age six months to the 9th month of pregnancy. Starting with the beginning of puberty in the second six months and continuing during pregnancy, a substantial increase in fat deposition is observed, so it is important in this period to ensure an optimum growth rate while counteracting adiposity, with the aid of condition scoring. Within a study period of two years, three herds of Holstein-Friesian breeding heifers reared on three farms by different methods, with a total of 1936 randomly selected head were checked for backfat thickness (BFT), live weight (LW) and sacral height (SH), and the body condition was assessed by a method specially developed for heifers. The heifers were grouped according to months of age (6 to 9 , 9 to 11, 12 to 16) and months of pregnancy (1st to 4th, 5th to 7th, late-pregnant 8th to 9th). Every examination included at least 30 heifers. Backfat thickness measured objectively by ultrasound was used as a reference method for assessing the body condition of each age group. According to the new BCS system, backfat thickness is estimated in terms of mm fat deposit by visual observation and palpation. For breeding heifers, the BCS criteria are fat deposition in the tailhead skinfold and the area between the hooks and the rump points. An analysis of the course of growth revealed differences in live weight and in the development of backfat. Except for the 6-to-9-months age group, the course of growth in sacral height was uniform for the heifers reared by differing methods in the three dairy farms. The live weight curve of the heifers of farm 1, which were raised under extra-high-intensity management, took a steeper course in the 6 to 12 months age group, whereas the growth intensity declined during the second year of life. In contrast to this, the heifers of farms 2 and 3 showed a continuous rise in live weight. Fat deposit was found to undergo substantial changes starting in the 8th to 9th month of life. Only from this age, when the heifers reach puberty, is it practical to use BFT as a measure of body condition. When pregnant, the heifers in the three farms still accomplished a growth in SH of 6 to 7 cm. The heifers of farm 1, raised at extra-high intensity in their first year in order to reach an age at first calving (AFC) of 22 months, suffered a significant decrease in BFT from the 7th month of pregnancy, a consequence of that farm’s housing, feeding and breeding management. The heifers of farm 3, also raised intensively to achieve an AFC of 24 months, showed a slight increase in BFT during the same period of observation. The prepartum live weights reached by the heifers were 583 kg (farm 1) and 600 kg (farm 3). The late-pregnant heifers had a BFT of 15 mm (farm 1) and 18 mm (farm 3). The mean SH was 144.3 cm (farm 1) and 145.7 cm (farm 3). Concerning the use of the measuring methods, it should be noted that the BFT must always be regarded as the result of growth courses of differing intensities, which must not be left out of account. Nor does the live weight reveal the heifers‘ differentiation in BFT. For a reliable control of the course of growth, therefore, one should, with heifers age 9 months and over, consider both live weight and backfat thickness. Methods to supervise the course of growth include: – Live weighing – Measurement of wither height / sacral height – Body condition scoring From the results of determining the accuracy of estimation of the body condition of growing heifers, it follows that it is possible to estimate the mean BFT for an age group of heifers, whether by exclusively examining the caudal fold cavity (visual method, S1) or the area between hooks and points of rump (visual method, S3), or by examination plus palpation of the fat deposit in the tailhead fold (palpatory method, S2), all with a high level of agreement with the BFT measured objectively by ultrasound. 49% of the variability of the heifers‘ body condition can be explained on the basis of BFT estimation by exclusively visual examination according to method S1, whereas 55% can be explained according to method S3. Additional palpation of the tailhead fold increases the coefficient of determination (R2) to 64%, thus improving BFT estimation. In the various age groups, the methods attained high correlation coefficients for repeated scorings (r= 0.75 to 0.85). Therefore, the methods can be assumed to capture the characteristics reliably. The validity of the BCS method for a single animal is relatively limited. For the assessment of groups of animals in a herd, however, this method is an important tool for checking the course of growth and feed correction. BFT estimation minimizes measurement efforts within the scope of herd examinations. For checking, and verifying the accuracy of condition estimation, the estimated data should be compared with the ultrasonic measurements in a portion of the animals at certain intervals, and the assessment criteria adjusted accordingly. With cattle difficult to assess, such as late-pregnant heifers, the estimated data should by checked against BFT measurements in a portion of the animals. The BCS as known for milk cows cannot be readily applied to growing heifers. The suggestion is that the assessment criteria established as a result of the study be used for scoring the condition of heifers. Moreover, one should not assign grades but rather estimate conditions by means of the concrete BFT in terms of mm.