1. Individuelle Gesundheitsleistungen
- Author
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Schnell-Inderst, Petra, Hunger, Theresa, Hintringer, Katharina, Schwarzer, Ruth, Seifert-Klauss, Vanadin Regina, Gothe, Holger, Wasem, Jürgen, and Siebert, Uwe
- Subjects
Angebot ,Gesetzliche Krankenversicherung ,Zusatzleistung ,Technologie ,Risikoabschätzung ,Methodik ,medizinische Beurteilung ,Kostenminimierung ,Kostenanalyse ,Informationspflicht ,IGeL ,Effizienz ,Glaukom/Ökonomie ,Vorsorge ,Nachfrage ,Ökonomie ,Private Krankenversicherung ,HTA ,Übersichtsliteratur ,Vaginaler Ultraschall ,610 Medical sciences ,Medicine ,Endometriumtumoren/Ökonomie ,Kosten ,Ökonomie, ärztliche ,Selbstbeteiligung ,PKV ,evidenzbasierte Medizin ,Kostensenkung ,Glaukom ,Gesundheitsfinanzierung ,HTA Bericht ,Behandlung ,GOÄ ,Technikfolgen-Abschätzung, biomedizinische ,Wunschsystem ,Individuelle Gesundheitsleistung ,Gesundheitsökonomie ,Angemessenheit ,Technologiebewertung ,GKV ,systematische Übersicht ,Kosten Effektivität ,G-BA ,Kostenreduktion ,Krankheitskosten ,Selbstzahlerleistung ,Privatleistung ,Gebührenordnung ,sozioökonomische Faktoren ,gesundheitsökonomische Studien ,Therapiefreiheit ,Methoden ,Kommerzialisierung ,medizinische Bewertung ,HTA-Bericht ,Health technology assessment ,medizinische Versorgungskosten/*Ethik ,sozialökonomische Faktoren ,EbM ,medizinische Versorgungskosten/*Standard ,Glaukomscreening ,Beurteilung ,medizinische Technologie ,Kosteneffektivität ,Kosten-Effektivität ,Versicherung, Kranken-, Leistung ,Sensitivität ,Technologiebeurteilung ,Krankenkasse ,Kosten und Kostenanalyse ,Kosten-Nutzen-Analyse ,Screening ,Wirksamkeit ,Therapie ,sozio-ökonomische Faktoren ,Ethik ,Arzt-Patient-Beziehungen/*Ethik ,Prävention ,Kostenerstattung ,Interviews ,ärztliche Aufklärungspflicht ,Übersichtsarbeit ,Entscheidungsfindung ,Mensch ,Spezifität ,Sozioökonomie ,Versorgungsauftrag ,Eigenleistung ,Versicherungsleistungen ,Technologie, medizinische ,medizinische Versorgungskosten ,VUS ,Wahlsystem ,ökonomischer Aspekt ,Endometriumtumoren ,Kostenkontrolle ,Gemeinsamer Bundesausschuss ,gutachtenbasierte Medizin ,Reihenuntersuchung ,Effektivität - Abstract
Hintergrund Die deutsche Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) erstattet alle Leistungen, die ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sind. Bei individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) handelt es sich laut Bundesärztekammer (BÄK) um ärztliche Leistungen, die nicht der Leistungspflicht der GKV unterliegen. Sie sollten aus ärztlicher Sicht notwendig oder empfehlenswert, zumindest aber vertretbar sein. Sie müssen von Patienten ausdrücklich gewünscht und privat bezahlt werden. Fragestellung Folgende Fragen werden bezüglich IGeL für GKV-Versicherte im ambulanten Bereich betrachtet: Welche Daten gibt es zum Angebot, zur Inanspruchnahme, Praxis, Akzeptanz, zum Arzt-Patient-Verhältnis und zur ökonomischen Bedeutung von IGeL im ambulanten Bereich? Welche, ethischen, sozialen und rechtlichen Aspekte sind mit IGeL verbunden? Für zwei der häufigsten IGeL, das Screening auf Grünen Star (Glaukom) sowie Eierstock- und Gebärmutterschleimhautkrebs mittels vaginalen Ultraschalls (VUS) werden folgende Fragen untersucht: Wie ist die wissenschaftliche Beweislage zur klinischen Wirksamkeit? Gibt es Gruppen, für die diese Screeningmaßnahme sinnvoll erscheint? Methodik Die Untersuchung besteht aus zwei Teilen. Im ersten Teil wird eine systematische Übersichtsarbeit empirischer Primärstudien zu IGeL sowie von Publikationen zu ethischen, sozialen und rechtlichen Aspekten erstellt. Im zweiten Teil werden systematische Kurzbewertungen der medizinischen Effektivität für die Beispiele Glaukom- und VUS-Screening durchgeführt. Dazu werden zunächst HTA-Berichte (HTA = Health Technology Assessment) gesucht und danach Primärstudien, die nach dem Recherchedatum der jüngsten eingeschlossenen Sekundärstudie erschienen sind. Ergebnisse Es werden 29 Studien zum ersten Themenbereich eingeschlossen. Zwischen 19% und 53% der Versicherten haben schon einmal IGeL-Angebote bekommen, von denen dreiviertel durchgeführt wurden. 16% bis 19% der Versicherten haben selbst IGeL nachgefragt. Die Augeninnendruckmessung ist die häufigste IGeL und macht bis zu 40% der Angebote aus. Es folgen Ultraschalluntersuchungen mit bis zu 25% der Angebote. Weiter sind Krebsfrüherkennungs- sowie Blut- und Laboruntersuchungen häufige Angebote. Sie machen einen Großteil der Nachfrage aus. Die ethischen, sozialen und rechtlichen Aspekte, die im Zusammenhang mit IGeL diskutiert werden, betreffen acht Themenbereiche: IGeL als eigenständige Patientenentscheidung versus Nachfragesteuerung durch den Arzt Kommerzialisierung der Medizin Aufklärungs- und Informationspflicht des Arzts Nutzen, Evidenz, (Qualitäts-) Kontrolle Rollen und Verhältnis von Arzt und Patient Verhältnis zum GKV-System Soziale Ungleichheit Korrekte Leistungserbringung. Zu Glaukomscreening können keine randomisierten kontrollierten Studien (RCT) identifiziert werden, die einen patientenrelevanten Nutzen nachweisen. Zum VUS-Screening werden drei RCT eingeschlossen. Daten zu Unterschieden in der Sterblichkeit zwischen Gescreenten und Nicht-Gescreenten liegen nicht vor. VUS-Screening ist mit hoher Überdiagnose verbunden, die zu unnötigen ärztlichen Eingriffen führt. Pro entdecktem invasivem Karzinom werden 30 bis 35 Operationen durchgeführt. Schlussfolgerungen IGeL sind ein nicht zu vernachlässigender Faktor im Gesundheitssystem. Um mehr Transparenz herzustellen, sollte den Forderungen nach wissenschaftlich fundierten, unabhängigen Patienteninformationen entsprochen werden. Ob eine offizielle Positiv- und Negativliste ein geeignetes Orientierungsinstrument für Patienten und Ärzte sein könnte, muss geprüft werden. IGeL sind außerdem Teil der allgemeinen Diskussion um die Gestaltung und Weiterentwicklung des Gesundheitssystems., Schriftenreihe Health Technology Assessment (HTA) in der Bundesrepublik Deutschland; 113; ISSN 1864-9645
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- 2011
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