1. Langzeitergebnisse nach endoskopisch endonasaler Dakryozystorhinostomie : Eine retrospektive Analyse über 13 Jahre
- Author
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Zeller, Philipp, Sommer, Fabian, and Kampmeier, Jürgen
- Subjects
endoscopic endonasal DCR ,Stenose ,Therapieerfolg ,Nasolacrimal duct ,Abnormalities ,Dacryocystorhinostomy ,Methods ,Ductus nasolacrimalis ,ddc:610 ,Endoscopy ,Treatment outcome ,Dakryozystorhinostomie ,DDC 610 / Medicine & health - Abstract
Eine Tränennasengangsstenose kann im Erwachsenenalter durch unterschiedliche Ursachen mit überwiegend chronischen Verläufen in unterschiedlicher Lokalisation auftreten. Die Patientenzufriedenheit steht in direktem Zusammenhang mit einem funktionell gesicherten Abfluss der Tränenflüssigkeit und somit dem Ausmaß der Epiphora. Bei einer diagnostisch gesicherten Tränennasengangsstenose mit der Indikation zu einer operativen Therapie stellt die endoskopische endonasale Dakryozystorhinostomie (EN-DCR) im Facharztgebiet der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) seit Jahrzehnten die Therapiemethode der Wahl dar. Die vorliegende Studie befasste sich mit den Langzeitergebnissen einer EN-DCR in Form einer retrospektiven Analyse der Jahre 2006 bis 2018. Statistisch untersucht wurde die jeweils erste Operation von insgesamt 150 Patienten (>18 Jahre) innerhalb der Klinik für Hals,- Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie des Universitätsklinikums Ulm. Als Grundlage der Datenerhebung diente die elektronische Patientenakte (ePA) sowie der NOSE-Fragebogen (Nasal Obstruction Symptom Evaluation) und ein individuell erstellter Fragebogen (individueller Fragebogen). Die Fragebögen dienten der Erfassung zusätzlicher klinikexterner Daten sowie des aktuellen Zustands der Patienten. Das Studienkollektiv (n=150) entsprach nach deskriptiver Auswertung einem zu erwartenden Kollektiv an Patienten für das Krankheitsbild einer Tränennasengangsstenose. Diese lag zu 88,7 % postsakkal. Das Patientenalter betrug im Mittelwert 58,7 Jahre. Insgesamt lag der Anteil an weiblichen Patienten bei 64,7 %. Die männlichen Nikotinkonsumenten überwogen im Chi-Quadrat-Test (p=0,021). Präoperativ litten 86,5 % der Patienten unter einer Epiphora. Eine Oggel-Sonde wurde in 86,0 % der Fälle implantiert. Die Definition des funktionellen Operationserfolgs setzte voraus, dass keine Epiphora, keine Beschwerden sowie eine regelrechte Wundheilung vorlagen und keine Revision stattfand. Die Bewertung erfolgte zu drei definierten Zeitpunkten. Zum ersten Zeitpunkt war eine EN-DCR des Studienkollektivs (n=150) zu 90,0 % erfolgreich innerhalb der ersten sechs Monate postoperativ. Eine primäre EN-DCR war zu 89,1 % und eine Revisions-EN-DCR zu 95,5 % erfolgreich. Der zweite Zeitpunkt lag im Mittelwert 7,4 Jahre postoperativ. Zu diesem Zeitpunkt war eine EN-DCR des Studienkollektivs (n=150) zu 88,0 % erfolgreich. Eine primäre EN-DCR war zu 87,5 % und eine Revisions-EN-DCR zu 90,9 % erfolgreich. Der dritte Zeitpunkt lag im Mittelwert 6,6 Jahre postoperativ. Zu diesem Zeitpunkt war eine EN-DCR des Studienkollektivs (n=55) zu 76,4 % erfolgreich. Eine primäre EN-DCR war zu 83,0 % und eine Revisions-EN-DCR zu 37,5 % erfolgreich. In vergleichbaren Studien waren postoperative Beobachtungszeiträume häufig auf sechs bis zwölf Monate begrenzt. Mit Hilfe der verwendeten Fragebögen konnte der Beobachtungszeitraum für 55 Patienten wesentlich erweitert und Daten ergänzt werden. Die Fragebögen ermöglichten zudem eine Einschätzung der postoperativen Patientenzufriedenheit, welche sich für 67,2 % der Befragten im Sinne einer Verbesserung der ursprünglichen Beschwerdesymptomatik darstellte. Die möglichen Komplikationen in Bezug auf die Anwendung einer Oggel-Sonde wurden bei 114 Patienten untersucht und traten zu 14,9 % durch eine bindegewebige Überwucherung der Oggel-Sonde auf, hierbei war eine operative Entfernung der Oggel-Sonde zu 7,9 % notwendig. Des Weiteren trat eine Dislokation zu 6,1 % und ein völliger Verlust der Oggel-Sonde zu 7,9 % auf. Diese Ergebnisse deckten sich weitgehend mit denen des individuellen Fragebogens, wohingegen der völlige Verlust der Oggel-Sonde durch die 37 befragten Patienten zu 21,6 % angegeben wurde. Die tatsächliche Verlustrate der Oggel-Sonde war höher als angenommen. Eine EN-DCR stellt als operative Therapie des Tränennasengangs eine effiziente und sichere Behandlungsmethode dar. Dies zeichnet sich seit Jahren durch hohe evidenzbasierte Erfolgsraten aus. Die untersuchten Operationsrisiken zeigten keinen messbaren Einfluss auf den Therapieerfolg. Postoperative Komplikationen im Sinne einer gesteigerten Granulationsgewebe-Bildung am Neo-Ostium standen in Vergleichsstudien sowie in der vorliegenden Studie in einem Bezug zur implantierten Oggel-Sonde. Aufgrund des langen Beobachtungszeitraums konnte dargelegt werden, dass eine wiederkehrende Epiphora nicht dauerhaft ausgeschlossen bleibt. Prospektive Studien sind erforderlich, um den langfristigen funktionellen und anatomischen Operationserfolg weiterführend zu analysieren.
- Published
- 2023