Als 'Kuratieren' wird seit Mitte des 20. Jahrhunderts eine spezifische Veröffentlichungspraxis im Kunstkontext bezeichnet: Kunstwerke, Dokumente und Artefakte werden in Konstellationen eingebunden und gezeigt, um Rezipient:innen aufzuklären, zur Reflexion ihrer Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung anzuregen und als Mitspieler:innen in kommunikative Aushandlungsprozesse zu involvieren, die die Grenzen der künstlerischen und individuellen Freiheiten, der Toleranz und der Akzeptanz von Andersartigkeit, von Wissen und Nicht-Wissen austarieren. Kuratorisches Handeln findet auf der Basis historischer Voraussetzungen statt. Es leitet sich ab vom Recht auf Bildung und Mitsprache in einer Zivilgesellschaft, beruht aber zugleich auf Hierarchien und diskriminierenden Exklusions- und Marginalisierungsmechanismen der westlichen Moderne. Unter Berücksichtigung von Pierre Bourdieus Modell der Bildung von Allianzen werden kuratorische Praktiken vorgestellt, die sich eignen, hegemoniale Muster zu durchbrechen und transkulturelle Austauschprozesse anzustoßen., ifa-Edition Kultur und Außenpolitik; 2021