8 results on '"Dialektik"'
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2. Subjektivierung: zur Dialektik von Entfaltung und Zerstörung lebendiger Arbeit
- Author
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Rehberg, Karl-Siegbert, Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS), Sauer, Dieter, Rehberg, Karl-Siegbert, Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS), and Sauer, Dieter
- Abstract
"Die These der Subjektivierung von Arbeit reflektiert einen widersprüchlichen Prozess: sie besagt zum einen, dass subjektive Potenziale und Ressourcen in erweiterter Weise vom Betrieb gefordert und vereinnahmt werden. Zum anderen verweist sie aber auch darauf, dass Ansprüche der Individuen nach mehr Entwicklungschancen, mehr Partizipationsmöglichkeiten, mehr Erlebnisqualität auch und gerade in der Arbeitswelt tatsächlich eingelöst werden. Die Unternehmen müssen, um an das 'Gold in den Köpfen der Menschen' zu gelangen, individuelle Autonomie als Voraussetzung 'unternehmerischen Handelns' ermöglichen und darüber hinaus ein Interesse an der Entfaltung der Produktivkraft lebendige Arbeit entwickeln. Zugleich bleiben in den neuen Unternehmensstrategien die Individuen jedoch in eine neue Form von Herrschaft eingebunden, in eine Form der Fremdbestimmung von Handeln, die sich vermittelt über ihr eigenes Gegenteil, nämlich die Selbstbestimmung oder Autonomie der Individuen umsetzt (Indirekte Steuerung). Die Unternehmen sind zwar angewiesen auf die Nutzung und Entfaltung der subjektiven Potentiale lebendiger Arbeit, gleichzeitig vereinnahmen sie diese Potentiale immer mit dem Risiko, sie wieder zu zerstören. Entfaltung und Gefährdung, erweiterte Selbstbestimmung und internalisierte Selbst-Beherrschung liegen deswegen nah beieinander, sind die untrennbar aufeinander bezogenen zwei Seiten der gegenwärtigen Restrukturierung. Diese These soll auf dem theoretischen Hintergrund der Marx'schen Analyse der abstrakten Widerspruchstruktur kapitalistischer Gesellschaften interpretiert werden: sie setzt am Verhältnis schrankenloser Kapitalverwertung zu ihren produktiven stofflichen Grundlagen als ihrer Grenze an, die es beständig zu überwinden gilt ('Schrankenlosigkeit in Grenzen'). Die Tendenz der Schrankenlosigkeit oder Maßlosigkeit bedeutet jedoch nicht, dass damit die Grenzen verschwinden: Und zwar sowohl die Grenzen in den stofflich-technischen Grundlagen der Produktion, wie die Gre
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- 2010
3. Die soziologische Tradition und die natürliche Umwelt
- Author
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Hradil, Stefan, Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS), Grundmann, Reiner, Hradil, Stefan, Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS), and Grundmann, Reiner
- Abstract
"Auf die Frage, wie das Verhältnis von Natur und Gesellschaft aussieht, hat die Soziologie drei Modelle entwickelt: ein naturalistisches, ein soziologistisches und ein dialektisches. Während das zweite, soziologistische Modell als Antwort der soziologischen Klassiker auf naturalistische Ansätze konzipiert wurde und bis in unsere Zeit dominiert, ist der dialektische Ansatz weitgehend einflußlos geblieben. Mit der zunehmenden Beachtung ökologischer Fragestellungen gibt es Versuche, den naturalistischen Ansatz wiederzubeleben, was im Kampf gegen den zweiten Ansatz geschieht. Dabei wird klar, daß die Schubkraft des soziologistischen Ansatzes vor allem auf politische und professionspolitische Motive zurückzuführen ist. Diese spielten auch eine wichtige Rolle bei der Marginalisierung des dritten, dialektischen Ansatzes (Marx), der sich weniger auf ökologische, sondern auf sozialpolitische Fragen konzentrierte und sich durch seine diesbezügliche Radikalität isolierte. Weber und Durkheim setzten alles daran, naturalistische, umweltdeterministische Erklärungen sozialer Phänomene auszuschalten. Ihr Prograrnm der soziologischen Aufklärung bekämpfte solche Erklärungen nicht nur wegen ihrer theoretisch fragwürdigen Grundlagen, sondern auch wegen ihrer legitimatorischen Funktion für diskriminatorische Politik. Dieser Aspekt, der zwar weitgehend latent geblieben ist, hat auf zeitgenössische Soziologen seine Wirkung nicht verfehlt. Das Wiederauftauchen der Natur als Problem für die Gesellschaft trifft die Soziologie unvorbereitet. Alle großen soziologischen Entwürfe befinden sich innerhalb des sozialen Universums, losgetrennt vom Austausch mit natürlichen Prozessen. Dabei macht es keinen kategorialen Unterschied, ob Handlung (Weber, Parsons) oder Kommunikation (Luhmann) als Grundkategorie des jeweiligen theoretischen Systems fungieren. Erst eine Rückbesinnung auf einen Arbeits- oder Praxisbegriff könnte die ausgeklammerte dritte Option wieder aktualisieren." (Autorenreferat)
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- 2010
4. Strukturierung der Widersprüche: De- und Re-Naturalisierungsprozesse von Geschlecht in der posttraditionalen Gesellschaft
- Author
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Rehberg, Karl-Siegbert, Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS), Kahlert, Heike, Rehberg, Karl-Siegbert, Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS), and Kahlert, Heike
- Abstract
"Die spätmoderne Geschlechterordnung ist durch Widersprüche zwischen Re-Naturalisierungs- und Vergesellschaftungsprozessen von Geschlecht gekennzeichnet: Re-naturalisierende Zuschreibungen an die Geschlechter, z.B. hinsichtlich der (mit den generativen Funktionen begründeten) Arbeitsteilung, gehen Hand in Hand mit sozialen Dekonstruktionsprozessen, in denen Geschlecht und Generativität ihrer vorgeblichen Natürlichkeit entledigt und als durch und durch vergesellschaftet verstanden werden. Hier zeichnet sich eine Gleichzeitigkeit von Stabilität und Wandel in den Reproduktionsprozessen von Geschlecht ab. Soziologische Konzepte, die diese widersprüchliche Gleichzeitigkeit auf den Begriff zu bringen ermöglichen, sind jedoch rar. In dem Vortrag diskutiert die Verfasserin, welches Erkenntnispotenzial Anthony Giddens' Sozialtheorie der Strukturierung bietet, um dieses komplexe Problem zu begreifen. Dafür skizziert sie die Figur der Dualität von Geschlecht, in der sie die Konzepte der sozialwissenschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung von Geschlecht als Struktur- und Prozesskategorie mit Giddens' Konzept der Dualität von Struktur und Handlung zusammendenke. Diese Figur ist eng verknüpft mit Giddens' raumzeitlich strukturierten Vorstellungen zur Dialektik von Stabilität und Wandel, die ebenfalls erörtert und auf die oben genannten Widersprüche in den Reproduktionsprozessen von Geschlecht bezogen werden. Schließlich wird unter Rückgriff auf Giddens' Modernisierungstheorie dargelegt, dass die spätmoderne Geschlechterordnung eine von Menschen gestaltete, posttraditionale Ordnung ist, in der auch die Natur vergesellschaftet ist. In Weiterführung von Giddens' Argumentation lässt sich schlussfolgern, dass in dieser posttraditionalen Ordnung die Re-Naturalisierung von Geschlecht der Fortsetzung der patriarchalen Herrschaft dient, während die De-Naturalisierung von Geschlecht zur Demokratisierung beiträgt: Geschlecht und Geschlechterverhältnisse werden hier zum Verhandlungsge
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- 2010
5. Subjektivierung: zur Dialektik von Entfaltung und Zerstörung lebendiger Arbeit
- Author
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Sauer, Dieter, Rehberg, Karl-Siegbert, and Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
- Subjects
Fremdbestimmung ,Sinn ,firm ,Generelle Theorien der Sozialwissenschaften ,self-determination ,labor ,documentation ,Sociology & anthropology ,dialectics ,theory application ,Produktivkraft ,subjectivity ,participation ,Dokumentation ,Ressourcen ,Marx, K ,capitalism ,individual ,Kapitalismus ,Sozialwissenschaften, Soziologie ,Autonomie ,capital investment ,Subjektivität ,Arbeitswelt ,sense ,ddc:300 ,ddc:301 ,politics ,world of work ,Politik ,Betrieb ,Theorieanwendung ,Sociology of Work, Industrial Sociology, Industrial Relations ,enterprise ,Unternehmen ,Industrie- und Betriebssoziologie, Arbeitssoziologie, industrielle Beziehungen ,General Concepts, Major Hypotheses and Major Theories in the Social Sciences ,Kapitalverwertung ,Partizipation ,autonomy ,Social sciences, sociology, anthropology ,Gesellschaft ,productive force ,employee ,Individuum ,Selbständigkeit ,Selbstbestimmung ,other-directedness ,Dialektik ,society ,Soziologie, Anthropologie ,Arbeitnehmer ,resources ,Arbeit - Abstract
"Die These der Subjektivierung von Arbeit reflektiert einen widersprüchlichen Prozess: sie besagt zum einen, dass subjektive Potenziale und Ressourcen in erweiterter Weise vom Betrieb gefordert und vereinnahmt werden. Zum anderen verweist sie aber auch darauf, dass Ansprüche der Individuen nach mehr Entwicklungschancen, mehr Partizipationsmöglichkeiten, mehr Erlebnisqualität auch und gerade in der Arbeitswelt tatsächlich eingelöst werden. Die Unternehmen müssen, um an das 'Gold in den Köpfen der Menschen' zu gelangen, individuelle Autonomie als Voraussetzung 'unternehmerischen Handelns' ermöglichen und darüber hinaus ein Interesse an der Entfaltung der Produktivkraft lebendige Arbeit entwickeln. Zugleich bleiben in den neuen Unternehmensstrategien die Individuen jedoch in eine neue Form von Herrschaft eingebunden, in eine Form der Fremdbestimmung von Handeln, die sich vermittelt über ihr eigenes Gegenteil, nämlich die Selbstbestimmung oder Autonomie der Individuen umsetzt (Indirekte Steuerung). Die Unternehmen sind zwar angewiesen auf die Nutzung und Entfaltung der subjektiven Potentiale lebendiger Arbeit, gleichzeitig vereinnahmen sie diese Potentiale immer mit dem Risiko, sie wieder zu zerstören. Entfaltung und Gefährdung, erweiterte Selbstbestimmung und internalisierte Selbst-Beherrschung liegen deswegen nah beieinander, sind die untrennbar aufeinander bezogenen zwei Seiten der gegenwärtigen Restrukturierung. Diese These soll auf dem theoretischen Hintergrund der Marx'schen Analyse der abstrakten Widerspruchstruktur kapitalistischer Gesellschaften interpretiert werden: sie setzt am Verhältnis schrankenloser Kapitalverwertung zu ihren produktiven stofflichen Grundlagen als ihrer Grenze an, die es beständig zu überwinden gilt ('Schrankenlosigkeit in Grenzen'). Die Tendenz der Schrankenlosigkeit oder Maßlosigkeit bedeutet jedoch nicht, dass damit die Grenzen verschwinden: Und zwar sowohl die Grenzen in den stofflich-technischen Grundlagen der Produktion, wie die Grenzen in der Natur lebendiger Arbeit. Schrankenlosigkeit zielt auch auf eine Verschiebung der Grenze, zielt auf ein neues Niveau in der Nutzung der gesellschaftlichen Produktivkräfte. Und hier kommt die Politik ins Spiel, denn das Verhältnis von Schrankenlosigkeit und Grenzen ist immer auch von den politischen Kräfteverhältnissen und den darin wirksam werdenden sozialen und moralischen Grenzen bestimmt." (Autorenreferat)
- Published
- 2006
6. Strukturierung der Widersprüche: De- und Re-Naturalisierungsprozesse von Geschlecht in der posttraditionalen Gesellschaft
- Author
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Kahlert, Heike, Rehberg, Karl-Siegbert, and Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
- Subjects
patriarchy ,division of labor ,Theorieanwendung ,dialectics ,theory application ,gender studies ,reproduction ,sociological theory ,Natur ,sozialer Wandel ,Postmoderne ,Geschlechterforschung ,gender ,gender relations ,women's studies ,structure ,theory ,Social sciences, sociology, anthropology ,domination ,postmodernism ,Gesellschaft ,Sozialwissenschaften, Soziologie ,Struktur ,modernization theory ,soziologische Theorie ,historisch ,Demokratisierung ,Geschlecht ,Modernisierungstheorie ,Giddens, A ,social change ,Patriarchat ,Arbeitsteilung ,nature ,democratization ,Herrschaft ,Frauenforschung ,historical ,Frauen- und Geschlechterforschung ,Handlung ,Dialektik ,society ,ddc:300 ,Women's Studies, Feminist Studies, Gender Studies ,action ,Geschlechterverhältnis ,Reproduktion ,Theorie - Abstract
"Die spätmoderne Geschlechterordnung ist durch Widersprüche zwischen Re-Naturalisierungs- und Vergesellschaftungsprozessen von Geschlecht gekennzeichnet: Re-naturalisierende Zuschreibungen an die Geschlechter, z.B. hinsichtlich der (mit den generativen Funktionen begründeten) Arbeitsteilung, gehen Hand in Hand mit sozialen Dekonstruktionsprozessen, in denen Geschlecht und Generativität ihrer vorgeblichen Natürlichkeit entledigt und als durch und durch vergesellschaftet verstanden werden. Hier zeichnet sich eine Gleichzeitigkeit von Stabilität und Wandel in den Reproduktionsprozessen von Geschlecht ab. Soziologische Konzepte, die diese widersprüchliche Gleichzeitigkeit auf den Begriff zu bringen ermöglichen, sind jedoch rar. In dem Vortrag diskutiert die Verfasserin, welches Erkenntnispotenzial Anthony Giddens' Sozialtheorie der Strukturierung bietet, um dieses komplexe Problem zu begreifen. Dafür skizziert sie die Figur der Dualität von Geschlecht, in der sie die Konzepte der sozialwissenschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung von Geschlecht als Struktur- und Prozesskategorie mit Giddens' Konzept der Dualität von Struktur und Handlung zusammendenke. Diese Figur ist eng verknüpft mit Giddens' raumzeitlich strukturierten Vorstellungen zur Dialektik von Stabilität und Wandel, die ebenfalls erörtert und auf die oben genannten Widersprüche in den Reproduktionsprozessen von Geschlecht bezogen werden. Schließlich wird unter Rückgriff auf Giddens' Modernisierungstheorie dargelegt, dass die spätmoderne Geschlechterordnung eine von Menschen gestaltete, posttraditionale Ordnung ist, in der auch die Natur vergesellschaftet ist. In Weiterführung von Giddens' Argumentation lässt sich schlussfolgern, dass in dieser posttraditionalen Ordnung die Re-Naturalisierung von Geschlecht der Fortsetzung der patriarchalen Herrschaft dient, während die De-Naturalisierung von Geschlecht zur Demokratisierung beiträgt: Geschlecht und Geschlechterverhältnisse werden hier zum Verhandlungsgegenstand." (Autorenreferat)
- Published
- 2006
7. 'Befreiung aus der Mündigkeit': kritische Anmerkungen zu einem Programmbuch des Instituts für Sozialforschung in Frankfurt a.M. ; mit Diskussionsbeiträgen von Axel Honneth, Heinz Bude, Kurt Lenk, Hans-Peter Müller und Christopher F. Zurn
- Author
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Rehberg, Karl-Siegbert, Rehberg, Karl-Siegbert, and Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
- Subjects
analysis ,Soziologie von Gesamtgesellschaften ,Federal Republic of Germany ,Analyse ,documentation ,Sociology & anthropology ,Macrosociology, Analysis of Whole Societies ,Bundesrepublik Deutschland ,Kritische Theorie ,dialectics ,Dialektik ,publication ,critical theory ,Soziologie, Anthropologie ,Allgemeine Soziologie, Makrosoziologie, spezielle Theorien und Schulen, Entwicklung und Geschichte der Soziologie ,Dokumentation ,Publikation ,General Sociology, Basic Research, General Concepts and History of Sociology, Sociological Theories ,capitalism ,ddc:301 ,Kapitalismus - Abstract
Mit dem von Axel Honneth herausgegebenen Band "Befreiung aus der Mündigkeit. Paradoxien des gegenwärtigen Kapitalismus" nimmt das Institut für Sozialforschung die Tradition der zwischen 1955 und 1971 erschienenen "Frankfurter Beiträge zur Soziologie und Sozialphilosophie" wieder auf. Die neue Publikationsserie soll die aktuellen Transformationsprozesse des westlichen Kapitalismus untersuchen. Gleichzeitig verkörpert sie einen Wechsel des Bezugspunkts von Marx zu Weber und Simmel. Dies wird mit der Umstellung des "klassischen" Widerspruchsbegriffs auf den Begriff des "paradoxen Widerspruchs" vollzogen, mit der das Institut für Sozialforschung auf die Gegenüberstellung fortschrittlicher und retardierender Elemente der Gesellschaftsentwicklung, das Modell selbstdestruktiver Verwertungsprozesse und eine klassentheoretische Rekonstruktion gegenwärtiger sozialer Konflikte verzichtet. Der Begriff der Paradoxie steht auch im Mittelpunkt der Diskussionsbeiträge auf dem Forum "Author Meets Critic" des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (2004). (ICE)
- Published
- 2004
8. Die soziologische Tradition und die natürliche Umwelt
- Author
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Grundmann, Reiner, Hradil, Stefan, and Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
- Subjects
Gesellschaft ,sociology ,Soziologie ,Ecology ,nature ,Ecology, Environment ,Umwelt ,Ökologie und Umwelt ,dialectics ,society ,Natur ,Dialektik ,basic research ,Ökologie ,ddc:577 ,environment ,Grundlagenforschung - Abstract
"Auf die Frage, wie das Verhältnis von Natur und Gesellschaft aussieht, hat die Soziologie drei Modelle entwickelt: ein naturalistisches, ein soziologistisches und ein dialektisches. Während das zweite, soziologistische Modell als Antwort der soziologischen Klassiker auf naturalistische Ansätze konzipiert wurde und bis in unsere Zeit dominiert, ist der dialektische Ansatz weitgehend einflußlos geblieben. Mit der zunehmenden Beachtung ökologischer Fragestellungen gibt es Versuche, den naturalistischen Ansatz wiederzubeleben, was im Kampf gegen den zweiten Ansatz geschieht. Dabei wird klar, daß die Schubkraft des soziologistischen Ansatzes vor allem auf politische und professionspolitische Motive zurückzuführen ist. Diese spielten auch eine wichtige Rolle bei der Marginalisierung des dritten, dialektischen Ansatzes (Marx), der sich weniger auf ökologische, sondern auf sozialpolitische Fragen konzentrierte und sich durch seine diesbezügliche Radikalität isolierte. Weber und Durkheim setzten alles daran, naturalistische, umweltdeterministische Erklärungen sozialer Phänomene auszuschalten. Ihr Prograrnm der soziologischen Aufklärung bekämpfte solche Erklärungen nicht nur wegen ihrer theoretisch fragwürdigen Grundlagen, sondern auch wegen ihrer legitimatorischen Funktion für diskriminatorische Politik. Dieser Aspekt, der zwar weitgehend latent geblieben ist, hat auf zeitgenössische Soziologen seine Wirkung nicht verfehlt. Das Wiederauftauchen der Natur als Problem für die Gesellschaft trifft die Soziologie unvorbereitet. Alle großen soziologischen Entwürfe befinden sich innerhalb des sozialen Universums, losgetrennt vom Austausch mit natürlichen Prozessen. Dabei macht es keinen kategorialen Unterschied, ob Handlung (Weber, Parsons) oder Kommunikation (Luhmann) als Grundkategorie des jeweiligen theoretischen Systems fungieren. Erst eine Rückbesinnung auf einen Arbeits- oder Praxisbegriff könnte die ausgeklammerte dritte Option wieder aktualisieren." (Autorenreferat)
- Published
- 1996
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