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Die Analyse der Vorgange soll die Vorstufe zur Untersuchung der Einzelheiten sein. Sie mus daher den logischen Aufbau der gesamten Arbeitsleistung vor Augen fuhren, also ein klares Bild des Gesamtvorgangs und ein klares Bild aller Einzelvorgange geben. Die dazu erforderliche Klarheit wird erreicht: 1. durch eine Feststellung in der bereits besprochenen Weise. 2. durch eine Darstellung, bei der die Ergebnisse der Feststellung in einer Form dargestellt werden, aus der alle vorkommenden Beziehungen in moglichst einfacher Weise ersichtlich sind.

Der Verzogerung der Zuge kommt im Rahmen unserer Aufgabe eine grose Bedeutung zu, da bei ihr besonders die notwendige Prazision der Arbeit zum Ausdruck kommt.

Fur alle stadtischen Schnellbahnen tritt fruher oder spater die Frage auf, wie die groste Leistungsfahigkeit zu erreichen sei. Zweierlei ist auf diese, d. h. auf die von der Bahn in begrenzter Zeit im gunstigsten Falle zu befordernde Personenmenge von Einflus: Platzangebot in einem Zuge und Zugfolge. Fur das Platzangebot ist die Zahl der Wagen eines Zuges und der in jedem Wagen zur Verfugung stehende Raum bestimmend. Auch dabei kommen Arbeitsprobleme in Betracht, doch sollen sie uns hier nicht beschaftigen. Unsere Untersuchung soll vielmehr dem andern bestimmenden Faktor, der Zugfolge, gelten. Dichteste Zugfolge ist das gestellte Ziel, die Einflusse darauf, soweit es sich um Arbeitsfragen handelt, sind hier zu prufen.

Im Gange der Untersuchung steht die qualitative Analyse der Beanspruchungen zwischen der Analyse der Vorgange und der quantitativen Analyse der Beanspruchungen. Ohne die eine ist sie nicht moglich, auf die andere mus sie vorbereiten. Anschliesend an die Zerlegung in Arbeitselemente soll sie ermitteln, welcher Art der Mensch durch diese Elemente beansprucht wird. Wir konnen leider nicht einfach sagen: Durch dieses Element wird der Arbeiter folgendermasen beansprucht! sondern wir mussen jedes Element fur sich hernehmen und erortern. Dabei ergibt sich, das die Arbeitsleistung, konstante Arbeitskrafte vorausgesetzt, von 2 Veranderlichen: der Arbeit selbst und den Arbeitsbedingungen abhangt und je nach der Variation dieser Veranderlichen schwankt. Das beste ware nun, wir konnten diese Schwankungen einfach zahlenmasig ausdrucken. Ob wir je so weit kommen, mag dahingestellt bleiben, zurzeit konnen wir es nicht. Es bleibt daher zunachst nichts weiter ubrig, als zu ermitteln: Durch welche Abanderung der Arbeit und ihrer Bedingungen wird die Arbeitsleistung erhoht oder verringert?

Es wird genugen, wenn wir unsere Erorterungen uber die gunstigsten Arbeitsbedingungen nur auf das eigentliche Fahrpersonal, die Fahrer, ausdehnen; die verschiedenen anderen mit der Zugforderung zusammenhangenden, aber doch weniger wichtigen Tatigkeiten des Zugbegleiters, des Stationsbeamten, der Turschlieser, der Stellwerkswarter usw. lassen sich dann entsprechend untersuchen. Auch beim Fahrer konnen nicht alle in Frage kommenden Momente aufgefuhrt, vielmehr soll nur von den wichtigsten gesprochen werden.

Der Aufenthalt eines Zuges auf der Haltestelle geht vom Augenblick des Haltens bis zum Augenblick des Anfahrens. In diesem Zeitraume spielen sich folgende Vorgange ab (Analyse der Vorgange) : Offnen der Turen — Entleerung der Wagen — Fullung der Wagen — Schliesen der Turen — Abrufen — Zeichen zur Abfahrt — Losen der Bremse und Einschalten.

Die Ermittelung der notwendigen Fahrzeiten und ihre Einhaliung bietet bei den stadtischen Schnellbahnen mit elektrisehem Antrieb bedeutend weniger Schwierigkeiten wie bei den gewohnlichen Vollbahnen. Der Grund dafur liegt zunachst in der Verwendung des elektrischen Antriebes. Die Elektromotoren vertragen ohne Schadigung eine Uberlastung fur kurze Zeit, man kann also auch in Strecken groseren Widerstandes; z. B. in Steigungen, mit der normalen Fahrgeschwindigkeit weiterfahren, wahrend bei der Dampf bahn stets auf die Fullung der Lokomotivzylinder Rucksicht genommen werden mus. Wir brauchen bei der elektrischen Schnellbahn nur zwischen einer normalen Fahrgeschwindigkeit — der Streckengeschwindigkeit — und ihren an bestimmten Punkten notwendigen Verringerungen zu unterscheiden. Fur die Einhaltung der Fahrgeschwindigkeit gelten dann die zwei Forderungen: 1. Die Fahrgeschwindigkeit darf nicht unter das vorgeschriebene Mas sinken, sonst entstehen Zeitverluste, es leidet also die geordnete Zugfolge. 2. Die Fahrgeschwindigkeit darf nicht uber das vorgeschriebene Mas steigen, sonst leidet die Betriebssicherheit.

Wir versuchen nunmehr, den methodischen Aufbau einer Arbeitsuntersuchung im Umris zu kennzeichnen und nehmen dazu an, wir haben eine Gesamtheit von Betriebsvorgangen arbeitsorganisatorisch zu untersuchen. Denken wir gleich an den schwierigsten Fall, wo das Zusammenspiel verschiedener Arbeitskrafte notwendig ist, um ein Leistungsergebnis von praktischer Bedeutung zu erzielen, etwa an einen Herstellungsbetrieb, wo ein Werkstuck vom Rohstoff bis zum fertigen Erzeugnis durch eine ganze Menge Hande zu laufen hat. Da mus zunachst festgestellt werden: 1. Was geschieht uberhaupt, welche Arbeitsvorgange kommen in Betracht? 2. In welcher zeitlichen und raumlichen Anordnung geschehen diese? 3. Welche Arbeitsvorgange stehen in innerer Beziehung zueinander, welche nur lose nebeneinander?

Je grosere Prazision eine Tatigkeit erfordert, desto sorgfaltiger mus die Auswahl und Behandlung des Menschenmaterials vor sich gehen. Neben den allgemeinen Grundsatzen, kommen da eine Reihe von besonderen Aufgaben in Frage, die wir mit Auswahl, Ausbildung, Prufung und Weiterbildung bezeichnen wollen. Diese Einzelaufgaben grenzen sich folgendermasen ab: 1. Auswahl. Aus der Menge der zur Verfugung stehenden Bewerber werden die geeigneten ausgesucht bzw. die ungeeigneten ausgeschieden. 2. Ausbildung. Die fur geeignet Befundenen werden auf die von ihnen zu leistende Arbeit eingerichtet. 3. Prufung. Die Ausbildung findet mit einer Prufung ihren Abschlus, nach ihr wird der Arbeitende zur selbstandigen Tatigkeit freigegeben. 4. Weiterbildung. Mit der Prufung darf aber die Uberwachung der Leistung und die Anleitung zu weiterer Vervollkommnung des Arbeitenden nicht beendet sein, hier beginnt vielmehr erst die feinere Arbeit. Zur Weiterbildung gehort auch die erneute Anleitung bei Veranderung der Arbeitsbedingungen oder bei einer wesentlichen Veranderung der Leistungsfahigkeit.

Alle auf Arbeitsorganisation gerichteten Bestrebungen wollen den energetischen Imperativ: Vergeude keine Energie, verwerte sie! auf die menschliche Arbeitsleistung anwenden. Diese Anwendung ist moglich: 1. auf die Arbeitsleistung des einzelnen, mag sie im Zusammenhang mit andern Arbeitsleistungen stehen oder nicht. Beispiel dafur ist die Tatigkeit eines Drehers an seiner Drehbank, eines Maurers beim Mauern, eines Fliegers im Flugzeug. 2. auf das Zusammenwirken der Arbeitsleistungen mehrerer Arbeiter zu einem Ganzen, einem Arbeitsbetrieb. Beispiele sind die Zunderfabrikation mit ihren verschiedenen Einzelvorrichtungen, oder die Fahrt eines Dampfers mit den verschiedenen dazu notwendigen einzelnen Tatigkeiten. 3. auf das Zusammenspiel aller Arbeitsvorgange einer uberbetrieblichen Gemeinschaft z. B. eines Volkes oder letzten Endes der Menschheit uberhaupt.