Berufliche Autonomie ist Voraussetzung fur Zufriedenheit mit der eigenen Tatigkeit. Dem Arztberuf wird ein hohes Mas an Autonomie zugeschrieben, verbunden mit fachlicher und ethisch-moralischer Kompetenz fur lebenswichtige Bereiche. Das sind wesentliche Elemente fur das positive Image dieses Berufes. Zu Beginn der arztlichen Tatigkeit ist die ethischmoralische Kompetenz weitgehend ausgebildet, wahrend die fachliche Kompetenz erst erworben werden muss. Kliniken, in denen die Weiterbildung meist erfolgt, sind oft auch heute noch traditionell hierarchisch organisiert. Die z.T. feudalistischen oder militarischen Strukturen behindern autonome moralische Entscheidungen und bewirken eine strukturelle Verantwortungslosigkeit. Behinderungen und Druck durch Vorgesetzte, finanzielle Sanktionen, Standesdunkel und Profilierungsbestreben werden an typischen Konfliktsituationen aufgezeigt. Es kommt dadurch zu Spannungen, Unzufriedenheit, Gewissenskonflikten und Erkrankungen bis zum Burn out. Engagement von Mitarbeitern wird verhindert, Kreativitat nicht genutzt und Fehler werden nicht konstruktiv bearbeitet. Dadurch konnen Patienten unangemessen belastet oder geschadigt werden. Nicht nur Vorgesetzte, sondern auch Nachgeordnete konnen so in Gefahr geraten, ihre moralischen Werte anderen Interessen unterzuordnen. Es werden Wege zu einer autonomiefordernden Kultur zwischen Arzten und mit anderen Berufsgruppen aufgezeigt. Dazu gehort eine institutionalisierte Kommunikation auf der Basis gegenseitiger Wertschatzung in einem partnerschaftlichen Team, das auch ethische Fragen im Diskurs bearbeiten kann.