Neurovaskuläre Kompressionen (NVK) an der Wurzeleintrittszone von Hirnnerven als Ursache hyperaktiver Funktionsstörungen sind seit Längerem bekannt. DANDY, GARDNER, SAVA und JANNETTA beschrieben aufgrund klinischer Beobachtungen einen pathologischen Kontakt zwischen Gefäßen und den Wurzeleintrittszonen von Nerven dicht am Hirnstamm als Ursache für Erkrankungen wie Trigeminusneuralgie (TN), Spasmus Hemifacialis (SH) und Glossopharyngeusneuralgie (GN). Die mikrovaskuläre Dekompression (MVD) ist mit hohen Erfolgsraten als Methode der Wahl zur kausalen Behandlung der hyperaktiven Nervenfunktionsstörungen etabliert. Die genaue Pathophysiologie der NVK und dieser Erkrankungen ist noch offen. Über einen Zusammenhang zwischen einer NVK und Hypertonus (HTN) wird ebenfalls diskutiert. JANNETTA hat bei intraoperativen Beobachtungen eine zusätzliche NVK in Höhe der ventrolateralen Medulla (VLM) und der Wurzeleintrittszonen des 9. und 10. Hirnnerven (N.IX. und N.X.) gefunden. Er entwickelte 1979 die Hypothese, dass eine der Ursachen der essentiellen Hypertonie eine NVK an der linken VLM sein kann. 1992 gelang es NARAGHI et al., diese Hypothese bei Autopsien zu verifizieren und die Kompressionen anatomisch in drei Typen einzuteilen. Aufgrund dieser Erkenntnisse wurde dies sechs Jahre später an acht Patienten operativ erforscht. Die postoperativen Langzeitergebnisse in einem Zeitraum von dreieinhalb Jahren waren erfolgreich, jedoch war die Zahl der in dieser Studie operierten Patienten zu klein, um gesicherte Aussagen über den Stellenwert der MVD als Therapieoption machen zu können. Mit der Magnetresonanztomographie (MRT) wird versucht, die NVK der Hirnnerven darzustellen. Für die Darstellung werden hochauflösende Sequenzen eingesetzt, und mit der Entwicklung der 3D-Bildverarbeitung gelingt es zunehmend, nachvollziehbare 3D-Darstellungen zu erzeugen. Ziel dieser Arbeit ist es, das Vorkommen einer NVK an der VLM mithilfe der modernen Bildgebung und Bildverarbeitung an einem detaillierten prospektiv klinisch, longitudinal untersuchten Patientenkollektiv nachzuweisen. Darüber hinaus sollen die klinischen Parameter mit den Ergebnissen korreliert werden, um mögliche Zusammenhänge zu erkennen und somit eine Indikation für einen Ansatz von NVK in HTN zu erhalten.