1. Eltern frühgeborener Kinder
- Author
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J. Seidenberg and O. von Rahden
- Subjects
Gynecology ,03 medical and health sciences ,medicine.medical_specialty ,0302 clinical medicine ,business.industry ,030225 pediatrics ,Pediatrics, Perinatology and Child Health ,Medicine ,Surgery ,030212 general & internal medicine ,business - Abstract
Zur Sicherstellung einer hohen Behandlungsqualitat wird die medizinische Versorgung von sehr unreifen Fruhgeborenen in Perinatalzentren durchfuhrt. Folge dieser Zentralisation sind sehr grose Entfernungen vom Wohnort insbesondere zu Level-1-Perinatalzentren mit entsprechender Trennung der Familien uber mehrere Wochen. Die VOLL-FRUH-WEIT-Studie untersuchte die daraus resultierenden Belastungen und Bewaltigungsstrategien. Folgende Fragen wurden untersucht: Welche Bedeutung kommt der Wohnortnahe und der notwendigen Betreuung alterer Geschwister bei der Bewaltigung dieser Lebensphase unmittelbar nach Geburt sowie im weiteren Verlauf zu? Welche Probleme entstehen und wie werden Losungsansatze gefunden. Welche Rolle kommt hierbei dem familiaren bzw. sozialen Umfeld bei der Unterstutzung der Eltern zu und welche Ressourcen stehen bei unterschiedlichen Risikofaktoren zur Verfugung? Zur Erfassung des subjektiven Erlebens der Eltern und der Dynamik des Prozesses wurde die Studie in einem qualitativen Langsschnittdesign durchgefuhrt. 14 Eltern(-paare) willigten ein, zu 3 Zeitpunkten nach der Geburt an einem Interview nach der Methode des problemzentrierten Interviews nach Witzel teilzunehmen. Die Auswertung der Interviews erfolgte mittels der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring. Mit zunehmender Dauer der stationaren Behandlung des Fruhgeborenen steigt die Belastung der Eltern und Geschwisterkinder. Die familiare Trennung stellte bei entfernt wohnenden Eltern die gravierendste Belastung dar. Bei kliniknah wohnenden Familien war das tagliche Pendeln zentraler Belastungsfaktor. Die Unterbringung im kliniknahen Elternhaus konnte die Belastungen durch Trennung oder Pendeln abmildern. Ein familiares Netz, das verbindlich abrufbar war und sowohl emotionalen Beistand als auch konkrete Hilfen bot, stellte unabhangig vom Wohnort eine zentrale Ressource dar. Die haufig problematisierte weite Entfernung zwischen Wohnort und Perinatalzentrum ist nur ein Belastungsfaktor unter vielen. Somit ergibt sich die Notwendigkeit, fruhzeitig eine individuelle Analyse der psychosozialen Lebensumstande und den daraus resultierenden Belastungen vorzunehmen. Darauf aufbauend lassen sich Hilfs- und Unterstutzungsangebote durch das psychosoziale Team gezielt einsetzen. Weiterhin erscheint eine kliniknahe Wohnmoglichkeit fur weit entfernt wohnende Eltern unerlasslich.
- Published
- 2017
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