1. Ten Years After: Eine Bilanz der Finanz- und Weltwirtschaftskrise
- Author
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Taube, Markus, Wiegard, Wolfgang, Kaserer, Christoph, and Stelter, Daniel
- Subjects
Weltwirtschaftskrise ,Konjunktur ,Geldpolitik ,H12 ,ddc:330 ,Finanzkrise ,E44 ,Spekulationsblase ,G01 ,E58 ,Zentralbank ,Finanzmarkt - Abstract
Der Ausbruch der weltweiten Finanzkrise wird zwar immer wieder auf das Jahr 2008 mit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers und den daraus folgenden Schockwellen terminiert, doch eigentlich begann die Krise bereits 2007 mit dem Platzen der Immobilienblase. Es folgten Bankenzusammenbrüche, die nur mit Hilfe großer Rettungsaktionen unter Kontrolle zu bringen waren. Nur durch beispiellose staatliche Rettungsaktionen und eine extrem lockere Geldpolitik seitens der Zentralbanken konnte die weltweite Rezession aufgefangen werden. Dennoch haben viele Länder das Produktionsniveau von der Zeit vor der Krise noch nicht erreicht, und auch die Finanzmärkte bleiben fragil. Zudem ist die 2010 und 2012 ausgebrochene Verschuldungs- und Eurokrise noch nicht bewältigt. Nach nunmehr zehn Jahren wurde auf einer wissenschaftlichen Tagung, die unter der Leitung von Dr. Wolfgang Quaisser in der Akademie für Politische Bildung Tutzing vom 14. bis 16. Juli 2017 stattfand, eine Zwischenbilanz gezogen. Einige der dort vorgestellten Vorträge werden hier veröffentlicht: Markus Taube, Universität Duisburg-Essen, weist darauf hin, dass sich vor zehn Jahren die Volkswirtschaft der VR China als besonders widerstandsfähig gezeigt hat. Sie wuchs weiter und schuf mit ihrer ungebrochenen Nachfrage auf den globalen Märkten die zentrale Widerstandslinie gegen den globalen ökonomischen Zusammenbruch. Die Gründe für dieses Phänomen seien auf verschiedenen Ebenen zu finden und keineswegs Ausdruck besonders ausgereifter Strukturen. Vielmehr seien es diese Strukturen, die die chinesische Volkswirtschaft heute zur Keimzelle der nächsten potenziellen Weltwirtschaftskrise machten. Wolfgang Wiegard, ehem. Universität Regensburg und Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, fragt, wie es weiter geht mit dem Euro, und diskutiert zwei Reformoptionen für die Währungsunion: eine Fiskalunion bzw. eine politische Union oder ein striktes Subsidiaritätsprinzip. Christoph Kaserer, Technische Universität München, analysiert die Reformen im Banken- und Finanzsektor und stellt zusammenfassend fest, dass seit dem Ausbruch der Finanzmarktkrise im September 2008 die ergriffenen, äußerst umfangreichen Regulierungsmaßnahmen im Bereich der Finanzmärkte insoweit einen Fortschritt gebracht hätten, als die Banken heute eine wesentlich höhere Eigenkapitaldecke halten müssen. Ob sie allein damit schon widerstandsfähiger als im Jahr 2008 seien, bleibe allerdings angesichts der mangelnden Profitabilität, unter der gerade die europäischen Banken leiden, zu bezweifeln. Daniel Stelter, Diskussionsforum »Beyond the Obvious«, interpretiert die Finanz- und die Eurokrise als Überschuldungskrisen. Seit Mitte der 1980er Jahre explodieren weltweit, vor allem in den USA, Europa und Japan die Verschuldung von Staaten, privaten Haushalten und Unternehmen. Es sei nur eine Frage der Zeit »bis zum nächsten Knall«.
- Published
- 2017