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In der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie des Kinder- und Jugendalters des ZfP (Zentrum für Psychiatrie) Südwürttemberg Ravensburg, Standort Weissenau, wurden aus der elektronischen Patientenakte retrospektiv die Daten der stationären Aufnahmen der Jahre 2010, 2011, 2013, 2015, 2017 und 2018 gesichtet. Daraus wurden verschiedene Fragestellungen zur Entwicklung der stationären Notaufnahmen untersucht. Als Notaufnahme wurde eine akute Aufnahme ohne ambulante Vorplanung definiert. Es wurden in den untersuchten Jahren Daten zur Dauer der Notaufnahmen, Anzahl der Notaufnahmen und zum psychosozialen Lebensumfeld von Notaufnahmen erhoben. Die erhobenen Daten wurden dann auf Zusammenhänge zwischen Notaufnahme, Alter, Geschlecht, Jahreszeit, zu Hause und Freiwilligkeit der Aufnahme untersucht. Zusätzlich wurde eine Definition des Kinder- und Jugendpsychiatrischen Notfalls mit einer Empfehlung zum Umgang mit Patient*innen nach Notaufnahme erarbeitet. In SPSS (IBM SPSS Statistics 27) wurde zur deskriptiven Datenanalyse der Chi-Quadrat-Test für Häufigkeitstabellen angewendet, um den Zusammenhang zwischen zwei kategorialen Merkmalen einzuschätzen. Die einfaktorielle Varianzanalyse (ANOVA) wurde verwendet, um Mittelwertsunterschiede über den gesamten Untersuchungszeitraum zu analysieren. Für die Zeitreihenanalyse wurde eine Trendlinie berechnet. Folgende Ergebnisse konnten gefunden werden: 1. Der Anteil der Notaufnahmen zu den Regelaufnahmen (2010 bis 2018) schwankte im Beobachtungszeitraum zwischen 40 % und 53 %. Bei gleicher Bettenzahl (n = 10) gab es in den Jahren 2017 und 2018 pro Station deutlich mehr Notaufnahmen. Um dem erhöhten Patient*innenaufkommen zu begegnen ist im Gegenzug die Verweildauer im Median gesunken. 2. Notaufnahmen fanden etwas häufiger in der kalten Jahreszeit statt. Im August (Zeit der Schulferien) sanken die Notaufnahmezahlen. 3. Insgesamt stellten sich signifikant häufiger Jungen als Notaufnahmepatient*innen vor. Bis auf die Jahre 2011 und 2015 waren die Geschlechterverhältnisse annähernd ausgeglichen. Bezüglich der Anfangsdiagnosen zeigte sich teilweise eine deutliche Verschiebung zugunsten eines Geschlechts. Internalisierende Störungen zeigten eine weibliche Prädominanz, externalisierende Störungen eine männliche Prädominanz. 4. Der Großteil (80 %) der Notaufnahmepatient*innen war zwischen 13 und 18 Jahre alt, mit einem Peak um das 16. Lebensjahr. 5. Klinikaufenthalte nach Notaufnahme dauerten mit im Median einem Tag deutlich kürzer als die der Regelaufnahmepatient*innen mit 33 Tagen. 6. Im Beobachtungszeitraum gab es eine deutliche Steigerung der Übernachtungen der Notaufnahmepatient*innen von 975 (2011) auf 2513 Übernachtungen (2018) bei unveränderten Kapazitäten der Stationen. 7. Über den gesamten Beobachtungszeitraum kamen etwas mehr (52 %) Notaufnahmepatient*innen von zu Hause als aus Einrichtungen der Jugendhilfe mit steigender Tendenz in den Jahren 2013, 2015 und 2018. 8. Die Aufnahme der deutlichen Mehrzahl der Notaufnahmepatient*innen (87 %) erfolgte freiwillig. Nur 13 % wurden nach genehmigter freiheitsentziehender Unterbringung nach § 1631b BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) aufgenommen. 9. Eine mögliche Definition des Kinder- und Jugendpsychiatrischen Notfalls könnte sein, dass sich der Notfall durch eine (lebens-)bedrohliche Situation oder eine akute Bedrohung für die/den Patient*in oder andere auszeichnet, während die/der Patient*in in der Krise zwar eine dringende Versorgung benötigt, ihre/seine Situation aber nicht lebensbedrohlich ist. Durch die Zunahme der Gesamt- sowie der Notaufnahmepatient*innenzahl sind die Stationen deutlich mehr belastet und kommen an Ihre Kapazitätsgrenzen. Es ließ sich eine deutliche Verschiebung der Bettenbelegung zugunsten der Notaufnahmepatient*innen und zulasten der Regelpatient*innen darstellen. Bei einem derart hohen Notaufnahmeaufkommen besteht die Gefahr, dass geplante Regelaufnahmen verschoben werden müssen. Hier sind neue Konzepte notwendig – ambulant, stationsäquivalent oder zeitlich strukturierte Notfallaufnahmen mit ggf. geplanten Wiederaufnahmen – um der Verdichtung des Notaufnahmeaufkommens zu begegnen.

Mobilität ist eine wesentliche Voraussetzung, um vollumfänglich am öffentlichen und wirtschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Jedoch können somatische und psychische Erkrankungen die Mobilität beeinträchtigen. Die UN-Behindertenrechtskonvention soll allen Menschen eine gleichberechtigte Teilhabe am öffentlichen Leben ermöglichen und Diskriminierung beseitigen. Anhand einer Stichprobe von Menschen mit Alkoholabhängigkeit und zusätzlicher psychischer Behinderung wurde untersucht, inwiefern Inklusion im Hinblick auf Mobilität gegeben ist. Es wurden Interviews mit 153 Personen in Einrichtungen der Eingliederungshilfe in stationärer und ambulanter Behandlung durchgeführt. Die persönliche Mobilität erfolgt wesentlich häufiger als in der Allgemeinbevölkerung mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Die Inklusion von Menschen mit Alkoholabhängigkeit ist bei Verkehr und Mobilität nur unter bestimmten äußeren Voraussetzungen gegeben. Alternative Methoden zur Mobilität, wie der Ausbau von öffentlichem Personennahverkehr und des Radwegenetzes, müssen vorhanden sein, um diese Menschen unabhängig vom motorisierten Individualverkehr zu transportieren. Um diese verfügbar zu machen, bedarf es weiterer Förderung.

Pilotstudie zur Evaluation eines strukturierten Behandlungsprogrammes (CTC - Cut the Cut) für selbstverletzende Jugendliche unter Einbezug der Patientenzufriedenheit

Jugendliche mit psychischen Erkrankungen werden vor die Frage gestellt, wie sie mit ihrer Erkrankung umgehen sollen. Mögliche Reaktionen sind die Geheimhaltung oder die Offenlegung ihrer psychischen Erkrankung. Beide Reaktionen können verschiedene Konsequenzen für die Jugendlichen selbst und für ihr Umfeld mit sich bringen. Studien, welche zur Entscheidung über Offenlegung oder Geheimhaltung durchgeführt wurden, konzentrieren sich vor allem auf Erwachsene mit psychischen Erkrankungen und auf die Betroffenen selbst. An diesem Punkt setzt diese Arbeit an und untersucht die Frage nach wichtigen Aspekten bei der Entscheidung über Offenlegung oder Geheimhaltung Jugendlicher mit einer psychiatrischen Diagnose aus Sicht ihres professionellen sozialen Umfeldes (Lehrer, Therapeuten). Zudem können, durch die Befragung des professionellen sozialen Umfeldes, die Rollen der Lehrer und Therapeuten bei der Entscheidungsfindung beurteilt werden. Zur Beantwortung der Fragen wurde eine qualitative Studie mit insgesamt sieben Fokusgruppen mit Lehrern und Therapeuten (n=48) durchgeführt. Die Fokusgruppen wurden transkribiert und anschließend mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Ausführungen von Udo Kuckartz analysiert. Als Kernergebnisse zur Beantwortung der Fragestellungen der Arbeit ließen sich neun Hypothesen ableiten. Insgesamt greift die Arbeit einige bereits in der Literatur bekannten Aspekte auf, unter anderem die öffentliche Stigmatisierung der psychischen Erkrankung nach erfolgter Offenlegung. Jedoch werden auch neue, besondere Aspekte deutlich, z. B. die Möglichkeit der übermäßigen Offenlegung und die schwierige Rolle der Eltern bei der Entscheidungsfindung über Offenlegung oder Geheimhaltung ihrer Kinder. Lehrer nehmen bei der Entscheidungsfindung ihrer betroffenen Schüler eine konfliktbehaftete Position ein und Therapeuten haben eine wichtige Beratungsfunktion für Jugendliche in ihrer Entscheidung über Offenlegung oder Geheimhaltung.