Der Begriff der Geoökonomie wird seit dem Ende des Kalten Krieges immer öfter zur Beschreibung und Analyse der Internationalen Beziehungen verwendet. Dessen Popularität hat sowohl bei Wissenschaftlern als auch bei Praktikern zugenommen. Infolgedessen sind die Auslegungen und Interpretationen der Geoökonomie vielfältiger denn je. Trotz der gestiegenen Verwendung des Begriffs, befindet sich die Geoökonomie noch immer in einem frühen Entwicklungsstadium. Die steigende Popularität des Konzepts, eine zunehmende Anzahl unterschiedlicher Interpretationen sowie die fehlende konzeptionelle Entwicklung und der undisziplinierte Umgang mit dem Konzept, haben zu großer Verwirrung über seine Bedeutung und Verwendung geführt. In ihrer derzeitigen Verfassung ist die Geoökonomie eher ein Hindernis als ein nützliches analytisches Instrument. Aus diesem Grund wird im Rahmen der vorliegenden Arbeit ein kohärentes und nützlicheres theoretisches Konzept der Geoökonomie entwickelt. Aus der Analyse zur Verfassung des Konzepts, leitet sich folgende Forschungsfrage dieser Dissertation ab: Was ist unter Geoökonomie zu verstehen? Die Frage konzentriert sich auf die Definition und Weiterentwicklung der Geoökonomie und ihre Anwendung auf einen empirischen Forschungsgegenstand. Dabei bildet Analyticism das methodologische Rückgrat dieser Arbeit, während eine Kongruenzanalyse die methodische Unterstützung liefert. Zur Beantwortung der Forschungsfrage erfolgt eine Bestandsaufnahme des aktuellen Wissensstandes der theoretischen und empirischen Literatur und eine Analyse dieser Literatur in Bezug auf Nützlichkeit, Überzeugungskraft und Vollständigkeit. Schlussfolgernd muss die Geoökonomie bewusst von Grund auf rekonzeptualisiert werden. Diese Rekonzeptualisierung geschieht mit Hilfe der im Rahmen dieser Arbeit entwickelten Neoliberalen Geoökonomie, welche ein größeres Erklärungspotenzial und einen analytischen Mehrwert verspricht. Erklärungspotenzial und analytischer Mehrwert des neuen Ansatzes wird anhand einer Fallstudie demonstriert: Deutschlands Außenpolitik gegenüber Russland. Die Neoliberale Geoökonomie liefert ein besseres und umfassenderes Verständnis der Beziehungen Deutschlands zu Russland als die NeorealistischeGeoökonomie. Dadurch bestätigt die Fallstudie die Nützlichkeit der Neoliberalen Geoökonomie. Die Geoökonomie kann daher nicht nur auf eine neorealistische, sondern auch auf eine neoliberale Weise verstanden werden. Während es der ersteren an theoretischer Tiefe mangelt, da sie nur oberflächlich konzeptualisiert wurde, ist die letztere ein vielversprechender Ansatz, der es der Geoökonomie ermöglicht, ihr volles Potenzial zu entfalten. Die Neoliberale Geoökonomie ist die längst überfällige Antwort auf die mangelnde konzeptionelle Weiterentwicklung der Geoökonomie in den vergangenen 30 Jahren., The term geoeconomics has become increasingly popular to describe and analyze international relations. Its popularity increased with scholars and practitioners alike. As a result, its interpretations are more diverse than ever. Yet, geoeconomics is still in its early stages of development. The concepts rise in popularity, its increasing number of diverse usages and applications, combined with the lack of conceptual development and the loose handling of the concept, resulted in great confusion over the concepts meaning and use. In its current state, geoeconomics is more of an obstacle than a useful analytical tool. Since concepts are too important to let go, I consciously develop a coherent and more useful theoretical concept of geoeconomics. The research question of this dissertation is: What is one to understand by geoeconomics? It is centered on the definition and development of geoeconomics and demands its application to an empirical research project. Analyticism forms the methodological backbone of this dissertation, while a congruence analysis provides the methodical support. To answer the research question, I take stock of the current state of knowledge, the existing theoretical and empirical literature, and assess whether they are valuable, persuasive, and complete. I find that geoeconomics has to be consciously reconceptualized from the ground up. I then show how this can be done, by developing a neoliberal version of geoeconomics that promises a greater explanatory potential and analytical fruitfulness. Lastly, I demonstrate the additional empirical usefulness and analytical value of my new approach, with the help of a case study: Germanys foreign policy towards Russia. I find that neoliberal geoeconomics provides a better and more comprehensive understanding of Germanys relation with Russia than neorealist geoeconomics. The case study confirms the utility of neoliberal geoeconomics. Hence, I conclude that geoeconomics can be understood in a neorealist and in a neoliberal way. While the former lacks theoretical depth, having only been conceptualized superficially, the latter is a promising challenger, allowing for the concept to develop to its full potential. Neoliberal geoeconomics is my response to geoeconomics failing to conceptually develop in the last 30 years.