Das Feld der beruflichen Anforderungen von Lehrpersonen wird in Forschung und Praxis als umfangreich und komplex beschrieben. Sich auf die Auseinandersetzung mit den wahrgenommenen Anforderungen einzulassen, bildet dabei einen Ansatzpunkt für weitere Professionalisierung. Diese Auseinandersetzung nimmt Kräfte und Ressourcen in Anspruch. Die Intensität der Beanspruchung lässt sich aufgabenbezogen wie auch personbezogen auf kognitiver, emotionaler und motivationaler Ebene beschreiben und zeigt sich als fortwährender Regulationsprozess. Das umfangreiche Feld der beruflichen Anforderungen strukturiert sich dabei gemäss bisheriger Forschung für Lehrpersonen in den ersten Berufsjahren in vier Bereiche, die als Entwicklungsaufgaben die Berufsphase charakterisieren, nämlich in die Entwicklungsaufgaben der identitätsstiftenden Rollenfindung, der adressatenbezogenen Vermittlung, der anerkennenden Klassenführung und der mitgestaltenden Kooperation in und mit der Institution Schule. Es kann vermutet werden, dass diesen vier Bereichen komplexitätsreduzierende Synergien der Bearbeitung ebenso wie ein gemeinsamer Gehalt der Beanspruchung zugrunde liegen. Wie die Forschung ebenfalls zeigt, unterscheiden sich Lehrpersonen deutlich in der Intensität der Beanspruchung durch die Bearbeitung der Entwicklungsaufgaben. Ein Forschungsdesiderat besteht allerdings in der Frage, inwieweit sich aus der subjektiven Perspektive der Beanspruchung das Feld beruflicher Anforderungen interindividuell unterschiedlich strukturiert. Im empirischen Teil der vorliegenden Arbeit wurde dieser Frage nachgegangen. Es wurde für Lehrpersonen in den ersten Jahren nach Berufseinstieg untersucht, (1) inwieweit sich die latente Struktur der beruflichen Anforderungen sowie die Intensität der Beanspruchung in deren Bearbeitung berufsphasenspezifisch zeigten, und (2) inwieweit diese interindividuell variierten. Die Daten für die empirischen Analysen entstammten dem binationalen Forschungsprojekt «Beanspruchung und Kompetenzentwicklung in der Lösung von Entwicklungsaufgaben im Berufseinstieg von Lehrerinnen und Lehrern» (KomBest). Die Stichprobe bestand aus 949 Lehrpersonen mit ein bis sechs Jahren Berufserfahrung, die zum Erhebungszeitpunkt an der Primarstufe/Grundschule oder am Gymnasium unterrichteten. Über das strukturen-entdeckende Verfahren der Faktor-Mischverteilungsanalyse können drei Typen von Lehrpersonen identifiziert werden, die sich bezüglich beider Analyserichtungen – der latenten Struktur des Feldes der beruflichen Anforderungen wie auch der Beanspruchungsintensität in deren Bearbeitung – unterscheiden: Für die Lehrpersonen des niedrig beanspruchten Typs zeigt sich die latente Struktur der vier berufsphasenspezifischen Entwicklungsaufgaben als distinkte und doch miteinander verbundene Bereiche. Für die Lehrpersonen des mässig bis mittel beanspruchten Typs strukturiert sich das Feld der Anforderungen v.a. innerhalb der Entwicklungsaufgaben der Vermittlung und der Kooperation als nur lose oder nicht miteinander verbundene Einzelanforderungen. Für die Lehrpersonen des mittel bis eher hoch beanspruchten Typs korreliert eine Mehrheit der Anforderungen eng miteinander und das Feld der Anforderungen differenziert sich kaum in distinkte Anforderungsbereiche. Über alle Typen hinweg zeigen sich Synergien der Bearbeitung bzw. ein gemeinsamer beanspruchungsbezogener Gehalt am stärksten zwischen der Individualisierung und Binnendifferenzierung im Unterricht – als Anforderungen der Vermittlung – und der Klassenführung sowie teilweise auch mit Anforderungen der Rollenfindung. Die Kooperation in der Schule erweist sich zum einen als eine eher niedrig beanspruchende, zum anderen als eine eher unabhängig von den anderen Bereichen wahrgenommene Entwicklungsaufgabe. Es können damit qualitative Unterschiede der Wahrnehmung und Deutung der Anforderungen der Berufsarbeit und der Beanspruchung, die mit deren Bearbeitung einhergeht, beschrieben werden. Die Bedeutung dieser identifizierten Muster wahrgenommener Anforderungen und Beanspruchungen bezüglich bereits entwickelter Professionalität und weiterer Professionalisierungsprozesse muss weiter erforscht werden., In research and practice the field of teachers’ professional demands is described as being comprehensive and complex. In engaging and dealing with these demands, further professionalization is possible. However, energy and resources are needed to engage and deal with the demands. Thereby, professional tasks are characterized by cognitive, emotional, and motivational requirements which determine the intensity of experienced strain. According to previous research with teachers in the first years of their career, the field of professional demands is structured into four areas. These areas are characterized as developmental tasks which concern teachers’ perception of their professional role, their capacity to teach and meet students’ specific learning needs, to effectively manage the classroom, and to cooperate with other professionals within the school. Two factors are assumed to be the underlying momentum which affects this structure. These are the perceived synergy in dealing with these demands, which reduces complexity, and the common content of the strain. As research also shows, teachers significantly differ in the intensity of strain caused by dealing with the demands. However, from this subjective perspective of strain there is a lack of research concerning the question of the extent to which the field of professional demands is structured differently from one individual to another. In the empirical part of the present study, this question was investigated for teachers in the first years of their career. It was investigated 1) to what extent the latent structure of professional demands as well as the intensity of strain in dealing with these demands were specific to this professional phase, and (2) to what extent they varied across these teachers. The empirical data originated from the binational research project «Beanspruchung und Kompetenzentwicklung in der Lösung von Entwicklungsaufgaben im Berufseinstieg von Lehrerinnen und Lehrern» (KomBest). The sample consisted of 949 teachers with one to six years of professional experience who, at the time of the survey, were teaching at primary school or at high school. Using the structure-detecting method of factor mixture analysis, three types of teachers are identified who differ regarding both directions of analysis, i.e., the latent structure of the field of professional demands as well as the strain intensity in dealing with these demands. For the type of teachers with low strain, the latent structure emerges as the set of four distinct yet interconnected developmental tasks specified for this professional phase. For the type of teachers with moderate strain, some of the demands are not, or only loosely, correlated with each other. This is mainly the case within the developmental tasks of teaching and of cooperation within school. For the type of teachers with moderate to rather high strain, most of the demands are closely interconnected and the field of demands is hardly differentiated into distinct areas. Across all types, the strongest correlations emerge between the teaching demands of individualization and internal differentiation, the demands of classroom management and, in part, the demands of role development. Cooperation within the school proves to be a developmental task of rather low strain. Moreover, this developmental task is rather independent of the other areas. It is thus possible to describe qualitative differences in the perception of the field of professional demands and of the strain that is revealed in dealing with these demands. Further research is needed to determine the meaning of these results in terms of professionalism and further professionalization.