1. Allogene Stammzelltransplantation als Therapieoption beim Multiplen Myelom: eine retrospektive Auswertung in Abhängigkeit von Therapiemodalitäten und Risikofaktoren
- Author
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Müller, Lisa Ricarda, Greiner, Jochen, and Keller, Frieder
- Subjects
GvHD ,Graft vs host disease ,Stem cell transplantation ,Transplantation, homologous ,Multiple myeloma ,Multiples Myelom ,Allogene Stammzelltransplantation ,Mortality ,Transplantat-Wirt-Reaktion ,ddc:610 ,Plasmozytom ,DDC 610 / Medicine & health ,Transplantatassoziierte Mortalität - Abstract
Die allogene Stammzelltransplantation (allo-SZT) ist bislang die einzig potentiell kurative Behandlungsmöglichkeit für Patienten mit einem Multiplen Myelom. Jedoch ist sie eine umstrittene Therapieoption aufgrund der immer noch hohen transplantationsassoziierten Morbidität und Mortalität (TRM) und sollte nur innerhalb klinischer Studien durchgeführt werden. Ziel dieser retrospektiven Studie war es, potentielle Einflussfaktoren auf das Gesamtüberleben (OS) nach allo-SZT zu identifizieren um einen Beitrag zur besseren Patientenselektion für diese risikobehaftete Therapieoption zu leisten. Des Weiteren wurde das Patientenkollektiv hinsichtlich OS, PFS, Ansprechrate, Auftreten einer Graft-versus-Host Erkrankung, Todesursachen und TRM untersucht. Hierzu wurde das Datenbanksystem der Universitätsklinik Ulm systematisch durchsucht und eine statistische Auswertung durchgeführt. Das Patientenkollektiv bestand aus 88 Myelompatienten, die in der Zeit von Juni 1994 bis Dezember 2011 am Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Innere Medizin III, allogen transplantiert wurden. Das mittlere Alter der Patienten zum Zeitpunkt der allo-SZT lag bei 50 Jahren (26 - 65 Jahre), die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 71 Monate und die mittlere Zeit von Erstdiagnose bis zum Zeitpunkt der allo-SZT betrug 24 Monate. Das mediane OS betrug 36 Monate, das 1-Jahres-, 3-Jahres- und 5-Jahres-OS 63,6 %, 49,1 % und 42,8 %. Das mediane PFS betrug 12 Monate, das 1-Jahres-, 3-Jahres- und 5-Jahres-PFS 49,9 %, 26,6 % und 21,6 %, wobei eine Gesamtansprechrate von 78,8 % erreicht wurde. Hinsichtlich der Einflussfaktoren auf das OS zeigte sich ein statistisch signifikant besseres medianes OS für Patienten, die Stammzellen eines HLA-identen Familienspenders (vs. nicht-HLA-identen Fremdspendern) erhielten (p = 0,005) sowie für Patienten, die Stammzellen eines HLA-identen Fremdspenders (vs. nicht-HLA-identen Fremdspendern) erhielten (p = 0,025). Bezüglich der zytogenetischen Risikostratifikation zeigte sich ein besseres medianes OS für Patienten der high risk – Gruppe (gegenüber Patienten der intermediate risk – Gruppe) (p = 0,045), für die einzelnen genetischen Aberrationen del13q, t(4;14), del17p konnte kein signifikanter Unterschied im OS gezeigt werden. Ein signifikant besseres medianes OS erreichten Patienten, die eine primäre allo-SZT erhielten gegenüber denjenigen Patienten, die eine Salvage-allo-SZT nach autologer Stammzelltransplantation (auto-SZT) erhielten (p = 0,044). Patienten, die eine myeloablative Konditionierung (MAC) erhielten, wiesen verglichen mit Patienten, die eine dosisreduzierte Konditionierung (RIC) erhielten, ein niedrigeres Rezidivrisiko auf (p = 0,011). Bzgl. der TRM zeigte sich im Vergleich zwischen den Konditionierungsregimes kein signifikanter Unterschied. Für die Faktoren Patientenalter, Zeitdauer von Erstdiagnose bis allo-SZT und Remissionsstatus zum Zeitpunkt der allo-SZT zeigten sich keine signifikanten Unterschiede bzgl. des medianen OS. 50,6 % der Patienten erkrankten an einer akuten Graft-versus-Host-Erkrankung (aGvHD), davon erkrankten 20,8 % der Patienten an einer aGvHD Grad I, 29,9 % an einer aGvHD Grad II - IV. 73,2 % der Patienten erkrankten an einer chronischen GvHD, davon litten 21,1 % an einer cGvHD limited disease und 52,1 % an einer cGvHD extensive disease. Von den bis zum Ende der Nachbeobachtungszeit verstorbenen 51 Patienten starben 56,9 % transplantationsassoziiert, 43,1 % an einer Krankheitsprogression. Die kumulative 100-Tages-, 1-Jahres- und 3-Jahres-TRM betrug 18,2 %, 28,8 % und 34,9 %. Aufgrund der für eine monozentrische Studie relativ großen Patientenzahl und der langjährigen Erfahrung mit der allo-SZT beim Multiplen Myelom am Universitätsklinikum Ulm mit einer medianen Nachbeobachtungszeit von 71 Monaten leistet diese retrospektive Studie einen wichtigen Beitrag zur Klärung des Einflusses potentieller Risikofaktoren auf das Gesamtüberleben. Bezüglich der verschiedenen Konditionierungsstrategien, der genetischen Einflussfaktoren und der Spenderkompatibilität bestätigt unsere Studie die Ergebnisse der aktuellen Datenlage. Weiterhin unterstreicht unsere Auswertung die in einigen wenigen Publikationen erwähnte Forderung, neue, im besten Fall prospektive Studien zur Rolle der auto-SZT im Vorfeld der allo-SZT durchzuführen.
- Published
- 2018