Unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen (UAW) beschreiben ein bekanntes klinisches Problem. Auf Arzneimittelallergien beruhende UAW werden den Typ-B-UAW zugeordnet. Dazu gehört die T-Lymphozyten-vermittelte Hypersensitivitätsreaktion vom verzögerten Typ, die sich vor allem an der Haut manifestiert. Hierbei spielen dendritische Zellen (DCs) eine entscheidende Rolle, da sie als Antigen-präsentierende Zellen (APCs) die T-Zellantwort auslösen. Der niedermolekulare Arzneistoff muss zur Bildung eines Hapten-Carrier-Komplexes an ein körpereigenes Trägerprotein gebunden werden um als Antigen präsentiert werden zu können. Sogenannte Prohaptene müssen zunächst metabolisiert werden um als Antigen zu wirken. Arzneimittel müssen zudem in die Zelle aufgenommen werden um als Antigen präsentiert werden zu können. Bei polaren Substanzen erfolgt dies über spezifische Transportproteine. Solch eine Klasse von Arzneimitteltransportern stellen die transmembranären, Natrium-unabhängigen Influx-Transporter der OATP-Familie (Organische Anionen-Transport-Polypeptide, Gensymbol: SLCO) dar, die u. a. in der Leber, der Niere und dem Gehirn vorkommen. Der erste Teil dieser Dissertation geht der Frage nach, inwieweit das Sensibilisierungspotenzial von Arzneimitteln durch APCs in vitro gemessen werden kann und ob auch Prohaptene erfasst werden können. Für die in vitro-Versuche wurden Modell-Substanzen, Beta-Lactam-Antibiotika und ein Sulphonamid, mit primären von Monozyten-abstammenden dendritischen Zellen (moDCs), THP-1 Zellen und MUTZ-Langerhans Zellen (MUTZ-LCs) für 48h koinkubiert. Anschließend wurde die Expression ausgewählter Gene (IL-8, IL-1beta, CES1, NQO1, GCLM, PIR, TRIM16) mittels quantitativer RT-PCR untersucht. Benzylpenicillin und Phenoxymethylpenicillin wurden als sensibilisierende Arzneistoffe identifiziert, da sie die mRNA-Expression der zuvor genannten Gene in THP-1 Zellen und moDCs, mit Ausnahme von IL-8, induzieren konnten. Ampicillin dagegen stimulierte nur die Expression einiger Gene in diesen Zellen. Sulfamethoxazol hatte keinen Einfluss auf die Genexpression mit Ausnahme von PIR in moDCs. Die mRNA Expression von IL-8 korrelierte mit seiner Proteinexpression in moDCs. Diese Daten zeigen, dass neu entwickelte in vitro DC-basierte Methoden eine Rolle in der Evaluation des sensibilisierenden Potenzials von Arzneistoffen spielen könnten, wobei moDCs im Vergleich zu THP-1 und MUTZ-LCs besser geeignet zu sein scheinen. Allerdings konnte mit diesen Modellen das sensibilisierende Potenzial von Prohaptenen nicht nachgewiesen werden. Im zweiten Teil dieser Dissertation wurde das Influx-Transportprotein OATP5A1 untersucht, weil es sich in Vorarbeiten belegen ließ, dass dieser Transporter im Vergleich zu anderen OATPs sehr stark von reifen DCs exprimiert wird. Da aufgrund des Fehlens spezifischer Antikörper nur wenig über diesen Transporter auf Proteinebene bekannt ist, war es Ziel dieser Arbeit OATP5A1 mithilfe von Expressionssystemen molekular zu charakterisieren und seine mögliche Funktion näher zu analysieren. Genexpressionsstudien zeigten, dass die Expression von SLCO5A1 mit dem Differenzierungsstatus primärer Blutzellen korreliert und dass die SLCO5A1-Expression in einigen Melanom-Zelllinien erhöht ist. Das Kontaktallergen TNBS reduzierte die SLCO5A1-Expression in moDCs. Die molekulare Analyse von OATP5A1, exprimiert in zwei Expressionssystemen (genetisch modifizierten Hela-Zellen und Oozyten des Krallenfrosches Xenopus laevis), identifizierte ein Glykoprotein-Monomer, welches sowohl im Cytosol als auch an der Plasmamembran lokalisiert war. Transportexperimente konnten keine klassischen OATP-Substrate (z.B. Arachidonsäure, Estron-3-sulfat) als zu transportierende Substanz für OATP5A1 identifizieren. Die in Hela-Zellen induzierte OATP5A1-Expression führte zu einer geringen Hemmung der Zellproliferation. Mithilfe einer Exon-Genarray-Expressionsstudie konnten in diesen Zellen durch SLCO5A1-induzierte Gene identifiziert werden, die hauptsächlich an Prozessen der System- und anatomischen Struktur-Entwicklung, sowie der Zelladhäsion beteiligt sind. Ein weiterer Befund dieser Arbeit war, dass, vergleichend mit dem Wildtyp, ein in OATP5A1 eingeführter Einzelnukleotidpolymorphismus an Aminosäureposition 33, der zu einem Austausch von Leucin zu Phenylalanin führte, keinen Unterschied hinsichtlich Proteinexpression und Funktion erkennen ließ. Zusammenfassend lassen die Daten vermuten, dass OATP5A1 ein untypisches OATP-Mitglied ist, welches in biologische Prozesse, die eine Reorganisation der Zellform erfordern, z. B. Differenzierung und Migration, involviert ist.