Wehowsky, P., Leidemann, W., Barnert, Heiko, Lezuo, A., Seifritz, W., Fischedick, M., Herrmann, D., Pfeifer, T., Fahl, U., Voß, A., and Singh, Juhi
Elektroenergie und Fernwärme sind leitungs gebundene Endenergieträger mit herausragendenNutzungseigenschaften, darunter völliger Emissionsfreiheit beim Anwender. Ihre Erzeugung istunter Einsatz spezifischer Umwandlungstechniken auf der Grundlage sehr unterschiedlicherPrimärenergiequellen möglich und üblich. Besonders von der Art der Primärenergie, aber auchvon der Güte der verwendeten Umwandlungstechnik hängt es ab, welche Luftschadstoffe sowieklimarelevanten Gase bei der Erzeugung emittiert werden, und mit welchem Wirkungsgrad bzw.welchem Abwärmeemissionen ihre Erzeugung letztlich erfolgt.Im Basisjahr des IKARUS-Projektes 1989 waren Elektroenergie und Fernwärme in Deutschland(alte und neue Bundesländer) mit Anteilen von 17,3 % bzw. 4,2 % an der Deckung desgesamten Endenergiebedarfs beteiligt. Für ihre Erzeugung mußten rund 43 % derenergetisch genutzten Primärenergieträger eingesetzt werden, wobei 33 % aller energiebedingtenEmissionen an CO2 sowie etwa 71 % der entsprechenden Emissionen an S02 und 23 % an NOxanfielen. Die Brutto-Stromerzeugung beruhte zu 82,2 % (ABL) auf Stein- und Braunkohlen(einschließlich fester Veredelungsprodukte) sowie Kernenergie und wurde überwiegend vonleistungsstarken Erzeugeranlagen im Rahmen einer entsprechend entwickelten Verteilungsinfrastrukturerbracht. Gerade diese leistungsfahigen Anlagen und Systeme, die heute das Rückgratder Strom- und Fernwärmeversorgung bilden, sind vom Standpunkt künftiger Emissionsminderungin verschiedener Hinsicht von besonderem Interesse.Erstens bieten sich Möglichkeiten, im Rahmen der Modernisierung und teilweisen Erneuerungfossil befeuerter Anlagen die Umwandlungswirkungsgrade durch technische Maßnahmen weiterzu erhöhen, Kraft-Wärme-Kopplung auszudehnen sowie klassische Luftschadstoffe, die z. T. auchals Treibhausgase relevant sind, durch Filter und andere Rückhaltemaßnahmen zu mindern. Dabeiist einerseits zu fragen, mit welchem Aufwand welche Minderungseffekte zu erzielen sind.Andererseits ergibt sich die Frage, wie stabil die äußeren Rahmenbedingungen während derAnlagenlebensdauer der gewählten Lösung sind, wie sich gegebenenfalls Brennstoffpreise undandere Kostenkomponenten verändern oder Minderungsanforderungen erheblich verschärfenwerden, und welche Reaktionsmöglichkeiten die jeweilige Lösung dann bietet.Zweitens ist die gegenwärtige zentralisierte Elektroenergie- und Fernwärmeversorgung absehbardas einzige Feld, um praktisch emissionsfreie Kernenergieanlagen einsetzen zu können. Dies istmöglich sowohl im Rahmen eines eventuellen Bedarfszuwachses, als auch des altersbedingtenKapazitätsersatzes konventioneller Anlagen. Es bleibt allerdings zu fragen, was für nukleare