Vor dem Hintergrund einer queeren Kritik an (eindeutigen) Identitätspolitiken, soll in der vorliegenden Untersuchung der Frage nachgegangen werden, wie aktuelle queere Politiken ein politisches Subjekt herstellen. Hierzu wurde das Text- und Bildmaterial von fünf queeren Projekten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz - Jugendnetzwerk Lambda BB, LesMigraS, TransInterQueer e.V., Türkis Rosa Lila Villa, Milchjugend - diskursanalytisch aufgearbeitet. Zudem wurden Interviews mit Aktivist*innen aus den jeweiligen Projekten geführt und mit der Bedingungs-Bedeutungs-Begründungsanalyse aus der Kritischen Psychologie ausgewertet. Die Analysen haben gezeigt, dass es den queeren Einrichtungen gelingt, ein offeneres, weniger eindeutiges politisches Subjekt zu konstituieren, das sich jedoch nach wie vor entlang identitätspolitischer Ambivalenzen bewegt: Beispielsweise brauchen die Projekte eine eigene vereindeutigende Geschichte, in der sie sich verorten können und arbeiten gleichzeitig gegen Pride-Erinnerungskulturen, in denen ein eindeutig weißes, homosexuelles politisches Subjekt konstituiert wird. Statt eindeutiger Identitäts-Kategorien werden Mehrfachidentitäten, Affekte und Prekaritäten eingesetzt, die selbst aber auch nicht ganz frei von Ein- und Ausschlüssen sind. Gleiches gilt für Versuche, auf den Solidaritätsbegriff zu rekurrieren. Das queere Wir konstituiert sich aber auch als Unterstützungsort, der im Sprechen über das Coming-out die Möglichkeit eröffnet, „ja“ zu einer individuellen, eindeutigen Identität zu sagen, obwohl gleichzeitig eine eigene kollektive (eindeutige) Identität abgelehnt wird. Die Auswertung der Interviews hat zudem gezeigt, dass es einerseits ein moralisches Subjekt braucht, das in eine soziale Bewegung eintritt, während andererseits, eine offene Bewegung keine endgültigen Antworten auf die Frage nach dem „richtigen Leben“ geben kann., Considering a queer critique of identity politics, this study, explores the question on how current queer politics produce a political subject. For this purpose, the discourse fragments from five queer projects from Germany, Austria and Switzerland were analysed based on Foucaults discourse approach. In addition, interviews were conducted with activists from the respective projects. The analysis of the interviews was based on the concept of conditions-meanings-reasons, which is a central methodological element of Critical Psychological Research. The research results have shown that queer institutions succeed in constituting a more open "we", which, however, still moves along identity-political ambivalences: For example, the projects need their own unifying history in which they can locate themselves and at the same time work against Pride Memory Cultures in which a clear, white homosexual political subject is constituted. Instead of single identity categories, multiple identities, affects and precarities are used, which are not entirely free of inclusion and exclusion by themselves. The same applies to attempts that to refer to the concept of solidarity. Considering coming-outs, the queer "we" is also constituted as a space of support that, in speaking of coming-out, opens up the possibility of saying "yes" to an individual identity, although at the same time one's own collective identity is rejected. The analysis of the interviews also showed that on the one hand, it requires a moral subject to enter into a social movement, while on the other hand, an open movement itself can’t provide definitive answers to the question of the "good life"., Tanja Vogler, M.Sc., Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers, Dissertation Universität Innsbruck 2020