Wir untersuchen, wie sich Menschen an Geschichten über den Klimawandel erinnern und wie sie diese Geschichten an andere weitergeben. Ausgehend von Theorien des rekonstruktiven Gedächtnisses und der Kulturtheorie gehen wir davon aus, dass die Erinnerung sowohl vom Weltbild des Einzelnen als auch vom Weltbild der Zielgruppe systematisch beeinflusst wird. In einer experimentellen Studie mit einer norwegischen Repräsentativstichprobe (N = 266) lasen die Teilnehmer eine Geschichte über drei Politiker, in der jeder Protagonist als eine bestimmte Weltanschauung und als Versuch beschrieben wurde, den Klimawandel mit einer entsprechenden Strategie (individualistisch/frei marktorientiert, hierarchisch/technologisch orientiert oder egalitär/nachhaltigkeitsorientiert) anzugehen. Nach einem Tag und dann nach einer Woche wurden die Teilnehmer gebeten, die Geschichte jemandem zu erzählen, der entweder als Individualist, Hierarchist oder Egalitarist bezeichnet wurde; außerdem wurde eine neutrale Erinnerungskontrollbedingung ohne ein bestimmtes Publikum einbezogen. Die eigene Weltanschauung der Teilnehmer wurde bewertet und als unterstützender Individualismus, Hierarchismus oder Egalitarismus eingestuft. Wir haben angenommen, dass Nacherzählungen selektiv nach dem Weltbild des Teilnehmers rekonstruiert und auf das Weltbild des Publikums abgestimmt werden. Wir bewerteten die kognitive Struktur der erinnerten Geschichte, und mit Methoden der computergestützten Textanalyse berechneten wir Ähnlichkeiten zwischen Nacherzählungen und der ursprünglichen Erzählung sowie zwischen Nacherzählungen und Weltanschauungen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass (i) Nacherzählungen weniger genau werden als die von Zeit, (ii) das Nacherzählen an ein Publikum mit einer expliziten Weltanschauung führt zu stärker gefilterten Nacherzählungen als das Abrufen ohne eine bestimmte Zielgruppe, aber der Filter arbeitet in Bezug auf die Weltanschauungen unspezifisch, (iii) die kognitive Struktur der erinnerten Geschichte zeigt kleine, aber systematische Unterschiede hinsichtlich der Verbindung zwischen dem Problem der Geschichte und der Lösung als Funktion der Weltanschauung des Teilnehmers und des Publikums. Es wurde keine Interaktion zwischen dem Weltbild des Teilnehmers und dem des Publikums gefunden. Die Ergebnisse unterstreichen die Rolle der Weltanschauungen bei der Kommunikation über den Klimawandel und könnten dazu beitragen, Phänomene wie Polarisierung und Echo-Kammereffekte besser zu verstehen. We examine how people remember stories about climate change and how theycommunicate these stories to others. Drawing on theories of reconstructive memory and cultural theory, we assume that recollection is systematically affected by an individual’s world view as well as by the world view of the target audience. In an experimental study with a Norwegian representative sample (N = 266), participants read a story about three politicians, in which each protagonist was described as holding a specific world view and as trying to tackle climate change with a corresponding strategy (individualistic/free market oriented, hierarchical/technology-oriented, or egalitarian/sustainability-oriented).After 1 day and then after 1 week, participants were asked to retell the story as if to somebody who was characterized as being either an individualist, a hierarchist, or an egalitarian; in addition, a neutral recall control condition without a specified audience was included. Participants’ own world view was assessed and they were classified as endorsing individualism, or hierarchism, or egalitarianism. We hypothesized that retellings would be selectively reconstructed according to the world view of the participant, as well as tuned to the audience’s world view. We assessed the cognitive structure of the recollected story, and, using methods from computational text analysis, we computed similarities among retellings and the original narrative, and among retellings and world views. Results suggest that (i) retellings become less accurate overtime, (ii) retelling to an audience with an explicit world view leads to more strongly filtered retellings than recalling without a specified audience, but the filter operates in a non-specific manner with respect to world views, (iii) the cognitive structure of the recollected story shows small but systematic differences concerning the link between story problem and solution as a function of the participant’s and the audience’s world view. No interaction was found between the world view of the participant and that of the audience. Results emphasize the role of world views in communicating climate change, and might help to better understand phenomena such as polarization and echochamber effects.