Das Modellvorhaben 'Land(auf)Schwung' des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft hatte zum Ziel, neue Wege in der Entwicklung ländlicher Räume zu erproben. 13 periphere, ländliche Kreise wurden von 2015 bis 2019 mit jeweils ca. 2,5 Millionen Euro gefördert, um Ansätze zur Sicherung der Daseinsvorsorge sowie zur Stärkung der regionalen Wertschöpfung zu entwickeln und umzusetzen. Mit Blick auf die Daseinsvorsorge stehen viele benachteiligte Regionen, insbesondere angesichts des demographischen Wandels, vor der Herausforderung, bestehende Angebote aufrechtzuerhalten und die Versorgung der Bevölkerung zu sichern. Hierzu wurden im Rahmen von Land(auf)Schwung ganz unterschiedliche Ansätze erprobt. Die Begleitforschung fokussierte sowohl in den regionalen Zukunftskonzepten als auch in den aktuellen Forschungsdebatten besonders relevante Strategien und Maßnahmen, um diese im Zusammenhang bestehender Handlungsbedarfe, räumlicher Kontextbedingungen und verschiedener Innovationsprozesse zu analysieren. So wählten wir fünf Themenschwerpunkte für empirische Teilstudien aus, in deren Rahmen wir insgesamt 105 qualitative Einzel- und Kleingruppeninterviews durchführten. Die erste Teilstudie zu den Standortentscheidungen von Hausärzt*innen zeigt, dass familien-freundliche Wohnbedingungen, berufliche Gelegenheiten und biographische Bezüge für die Niederlassung in einer benachteiligten ländlichen Region ausschlaggebend sind. Unsere zweite Teilstudie analysiert die Potenziale des bürgerschaftlichen Engagements jüngerer Rentner*innen für die Unterstützung ländlicher Daseinsvorsorge. Die Ergebnisse zeigen, dass diese Potenziale be-grenzt sind, da das Engagement, wenn überhaupt, nur eine von mehreren persönlich wichtigen Aktivitäten ist und dementsprechend auf Wunschtätigkeiten beschränkt wird, die nur bedingt den dringlichsten Unterstützungsbedarfen entsprechen. Mit einer dritten Teilstudie wird die Rolle von Sportvereinen bei der lokalen Integration von Migrant*innen, Geflüchteten und Binnenwander*in-nen sowie die Bedeutung Hinzuziehender für die Mitgliederentwicklung und Nachwuchsstrategien der Vereine beleuchtet. Unsere Interviews zeigen unter anderem, dass letztgenannte Strategien stark darauf ausgerichtet sind, zunächst die Kinder und über sie auch deren Eltern zu gewinnen sowie die Potenziale zielgruppengerechter, über den üblichen Trainings- und Mannschaftsbetrieb hinausgehender Angebote. Die vierte Teilstudie analysiert, unter welchen Bedingungen benachteiligte ländliche Regionen von digitalen Daseinsvorsorgelösungen profitieren können. Dabei erweisen sich insbesondere der Kapazitätsaufbau auf Nutzer*innenseite und die Unterstützung durch die in den jeweiligen Handlungsfeldern zentralen Schlüsselinstitutionen und Kernanbieter als entscheidend. Mit unserer fünften und letzten Teilstudie beleuchten wir die Frage, inwieweit und unter welchen Bedingungen flexible Angebote ('People to Services' und 'Services to People') zur Aufrechterhaltung ländlicher Daseinsvorsorge beitragen können. Eine wesentliche Erkenntnis ist, dass diese Leistungen, angesichts begrenzter Nutzungspotenziale, aber auch geringer Kosten, einfach nutzbare Ergänzungen bestehender Angebote bilden können. Eine zentrale, die fünf Teilstudien übergreifende Schlussfolgerung ist, dass zur Sicherung der ländlichen Daseinsvorsorge oftmals Kombinationen unterschiedlicher Innovationsformen notwendig sind, sodass technische, soziale, organisatorische und Angebotsinnovationen aufeinander abgestimmt werden müssen. The pilot scheme 'Land(auf)Schwung', funded by the German Federal Ministry of Food and Agriculture, was designed to test new approaches in the development of rural areas. 13 peripheral rural counties received about 2.5 million euros each in total funding between the years 2015-2019, to develop new approaches in the provision of basic services and to foster regional growth and net value creation. With regard to basic service provision, many disadvantaged regions, especially in view of demographic change, are faced with the challenge of maintaining existing services and securing supplies for the population. To this end, very different approaches were tried out within the framework of Land(auf)Schwung. The accompanying research focused strategies and measures, particularly relevant for the regional concepts as well as for current research debates, in order to analyse these in relation to existing needs for action, spatial context conditions and various innovation processes. We selected five main topics for empirical studies, in the course of which we conducted a total of 105 qualitative individual and small group interviews. The first study on the location decisions of general practitioners shows that family-friendly living conditions, professional opportunities and biographical relations are decisive for settling in a disadvantaged rural region. Our second study analyses the potential of younger retirees' volunteering to support basic services provision in rural areas. The results show that this potential is limited, since engagement is only one of several personally important activities, if at all, and is accordingly limited to favoured activities that only partially correspond to the most urgent needs for support. A third study examines the roles of sports clubs in the local integration of migrants, refugees and internal mi-grants, as well as the importance of these newcomers for the clubs' membership development and youth strategies. Our interviews show, among other things, that the latter strategies are strongly geared towards winning over the children and, through them, their parents as well as the potential of target group-oriented offers that go beyond the usual training and team activities. The fourth study analyses the conditions under which disadvantaged rural regions can benefit from digital basic services solutions. In particular, capacity building on the user side as well getting support of the action field's central key institutions and core providers prove to be decisive. With our fifth and last study, we shed light on the extent to which and under what conditions flexible offers ('People to Services' and 'Services to People') can contribute to maintaining rural basic services. An essential finding is that these services, in view of the limited usage potential but also low costs, can be easily usable supplements to existing offers. A central conclusion across the five studies is that in order to secure rural basic service provision, combinations of different forms of innovation are often necessary, so that technical, social, organizational and product innovations have to be coordinated with one another.