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Kreislaufwirtschaft „an der Basis" – Verpackungen und Konsumarbeit.

Authors :
Süßbauer, Elisabeth
Source :
Forschungsjournal Soziale Bewegungen; 2023, Vol. 36 Issue 4, p502-513, 12p
Publication Year :
2023

Abstract

Bürger*innen werden in den vorherrschenden Kreislaufwirtschaftsdiskursen entweder passiv als Nutzer*innen von neuen Sharing- oder Reuse-Geschäftsmodellen dargestellt oder ihr individuelles Verhalten wird moralisiert, wobei Lebensmittelverpackungen besonders moralisch aufgeladen sind. Die Konsumarbeit, die hinter dem Umgang mit Lebensmittelverpackungen in Privathaushalten steckt, z. B. das Sammeln, Säubern, Sortieren, Kompostieren, Heraustragen und Einwerfen des Verpackungsmülls, wird dabei in der Regel ausgeblendet. Dieser Beitrag argumentiert, dass im Zuge der globalen Plastikkrise nicht nur das Mülltrennen, sondern auch die Müllvermeidung zur Aufgabe von Bürger*innen geworden ist. Um den Blick auf diese verborgene Konsumarbeit zu legen, werden empirische Einblicke in den alltäglichen Umgang von Bürger*innen mit Verpackungsmüll in deren häuslicher Umgebung geben. Die Ergebnisse zeigen erstens, dass Bürger*innen Wiederverwendung bereits auf „informelle Weise" praktizieren, die Verwendung von Essensbehältern für fremd zubereite Speisen jedoch mit einem organisatorischen Aufwand und Absprachen innerhalb des Haushalts verbunden sind. Zweitens bestehen große Unsicherheiten beim Trennen und Sortieren von Verpackungsabfällen. Es wird geschlussfolgert, dass sich Bürger*innen in einem Spannungsfeld zwischen moralisiertem Alltagshandeln und dem Bemühen, es „richtig machen" zu wollen, einem beschleunigten Alltag mit zunehmend flexibilisierten Ernährungsmustern sowie einer zeitlich und räumlich entgrenzten Erwerbsarbeit befinden. Damit möchte der Beitrag einer Versimplifizierung von Konsumverhalten entgegenwirken und zu einem komplexeren Verständnis der Rollen von Bürger*innen in Kreislaufwirtschaftsdiskursen beitragen. In the prevailing circular economy discourses, citizens are either passively portrayed as users of new sharing or reuse business models, or their individual behavior is moralized, with food packaging particularly morally charged. The consumption work behind the handling of food packaging in private households, e. g. collecting, cleaning, sorting, composting, carrying out and throwing in the packaging waste, is usually ignored. This paper argues that in the wake of the global plastic crisis, not only waste separation but also waste prevention has become the responsibility of citizens. In order to shed light on this hidden consumption work, empirical insights into citizens' everyday handling of packaging waste in their domestic environment are provided. The results show firstly that citizens already practice reuse in an "informal way", but the use of food containers for meals prepared by others requires organizational effort and agreements within the household. Second, there is great uncertainty in separating and sorting packaging waste. It is concluded that citizens find themselves in a field of tension between moralized everyday actions and the effort to "do it right", an accelerated everyday life with increasingly flexible dietary patterns and a temporally and spatially delimited gainful employment. In this way, the article aims to counteract a simplification of consumer behavior and to contribute to a more complex understanding of the roles of citizens in discourses of circular economy. [ABSTRACT FROM AUTHOR]

Details

Language :
German
ISSN :
21924848
Volume :
36
Issue :
4
Database :
Complementary Index
Journal :
Forschungsjournal Soziale Bewegungen
Publication Type :
Academic Journal
Accession number :
173893382
Full Text :
https://doi.org/10.1515/fjsb-2023-0051