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Bellin de La Liborlières La Nuit anglaise (1799) in europäischer, metanarrativer und subjektreflexiver Perspektive

Authors :
Schöch, Christof
Lehrstuhl für Computerphilologie
Julius-Maximilians-Universität Würzburg [Wurtzbourg, Allemagne] (JMU)
Christof, Schöch
Source :
Sektion "Der europäische Roman um 1800", dir. Michel Delon & Manfred Schneider, Kongress des Deutschen Romanistenverbands, Sektion "Der europäische Roman um 1800", dir. Michel Delon & Manfred Schneider, Kongress des Deutschen Romanistenverbands, Sep 2009, Bonn, Germany
Publication Year :
2009
Publisher :
HAL CCSD, 2009.

Abstract

International audience; Ausgehend von der Feststellung, dass sich der Roman zwischen Revolution und Romantik durch intensive Bezugnahmen zu anderen europäischen Literaturen, durch eine gewisse erzählerische Experimentierfreude und eine Funktion der narrativen Selbstvergewisserung des Subjekts kennzeichnen lässt, stellt sich unter anderem die Frage, wie sich die Beziehungen zwischen diesen drei Aspekten allgemein, aber auch in konkreten Romanen, gestalten können. Für eine Reflexion über diese Problematik scheint ein lange in Vergessenheit geratener Roman von Bellin de La Liborlière (1774-1847) einen geeigneten Ausgangspunkt zu bilden: La Nuit anglaise, eine 1799 erschienene Parodie der englischen gothic novel, deren Handlung in der Zeit des Directoire situiert ist. In diesem Roman, so möchte der Beitrag zunächst zeigen, manifestieren sich die genannten Aspekte des Romans um 1800 in besonderer Weise. Die parodistische Nachahmung der englischen gothic novel ist ein Symptom des Einflusses des englischen auf den französischen Roman jenseits von Richardson und Fielding. Dieser manifestiert sich nicht nur auf gattungspoetischer und inhaltlicher Ebene, sondern zeitigt auch einen ungewöhnlichen intertextuellen Umgang mit Zitaten und Anspielungen. Die erzählerischen Experimente betreffen einerseits das Spiel mit der im Roman fingierten Welt als Realisation der ebenfalls im Roman gelesenen Fiktionen, andererseits Phänomene mikrostruktureller Selbstreferentialität wie Erzählerkommentar, Metalepse und mise en abîme. Der subjektreflexive Aspekt schließlich betrifft einen Prozess, in dem ein vorgängiger, individuell und gesellschaftlich bedingter Gewissenskonflikt im Laufe der Handlung zur Auflösung gebracht wird. Diese drei Aspekte, so möchte der Beitrag ebenfalls zeigen, stehen in La Nuit anglaise unter dem Vorzeichen der Selbstreflexivität in einer sehr engen Beziehung. Mit der ebenso spielerischen wie reflektierten Anlehnung an den roman anglais, beispielsweise, steht auch das Selbstverständnis des französischen Romans zur Debatte. Auch muss der Protagonist des Romans, der in Zusammenhang mit der Revolution Schuld auf sich geladen hat, seine eigene Geschichte klären, indem er in die parodierte Realität des genre gothique eintaucht. Nicht umsonst, schließlich, fordert der Protagonist ein Mitglied des Institut de France auf, in diesen Zeiten, in denen nichts wie gewöhnlich von statten gehe, eine "révolution dans la manière d'écrire" umzusetzen. Dabei wird auch zu fragen sein, ob der untersuchte Roman selbst ein solches Programm einzulösen in der Lage ist und welcher Stellenwert ihm in der Geschichte des Romans um 1800 letztlich zuzusprechen ist.

Details

Language :
German
Database :
OpenAIRE
Journal :
Sektion "Der europäische Roman um 1800", dir. Michel Delon & Manfred Schneider, Kongress des Deutschen Romanistenverbands, Sektion "Der europäische Roman um 1800", dir. Michel Delon & Manfred Schneider, Kongress des Deutschen Romanistenverbands, Sep 2009, Bonn, Germany
Accession number :
edsair.dedup.wf.001..5067c597069d1746512b64cfd6660b41