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Motive für die Nichtakzeptanz und Nichtnutzung einer Telemonitoring-Anwendung im häuslichen Umfeld durch multimorbide Patienten über 65 Jahre

Authors :
Luise Mocke
Caroline Lang
Grit Hübsch
Jochen Schmitt
Vjera Holthoff-Detto
Antje Bergmann
Karen Voigt
Madlen Scheibe
Source :
Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen. :76-88
Publication Year :
2019
Publisher :
Elsevier BV, 2019.

Abstract

Zusammenfassung Hintergrund Die anwenderseitige Akzeptanz ist ein wesentlicher Indikator fur den Einsatz und die Umsetzung von Telemonitoring-Anwendungen (TMA) in der Gesundheitsversorgung. Trotz diverser positiver Effekte, die bisherige Studien fur Nutzer von TMA offenlegen konnten, gibt es immer wieder Patienten, die aus unterschiedlichen Grunden ihre Teilnahme an einer Telemedizinstudie beenden oder grundsatzlich ablehnen. Zu den Grunden fur die Nichtakzeptanz und Nichtnutzung einer TMA, speziell durch Patienten mit Multimorbiditat uber 65 Jahren im hauslichen Umfeld, gibt es bisher wenig Evidenz. Um diese Forschungslucke zu schliesen, fokussiert die vorliegende Teilstudie auf patientenberichtete Motive fur eine Nichtakzeptanz und Nichtnutzung einer TMA im hauslichen Umfeld. Methoden Die vorliegende Teilstudie folgte einem gemischt-methodischen Ansatz und fokussierte die Patientenperspektive. Die quantitative Datenerhebung erfolgte uber computergestutzte Telefoninterviews bei allen Studienabbrechern und Nichtteilnehmern, die qualitative Erhebung fand in Form von Leitfadeninterviews mit Nichtnutzern ( Ergebnisse Neun Hausarztpraxen aus zwei deutschen Grosstadten rekrutierten insgesamt 177 Patienten gemas den Einschlusskriterien. Im Verlauf der Studie schieden 61 Studienteilnehmer (34,5%) aus, 80 Patienten (31,1%) lehnten eine Teilnahme an der Studie ab. Studienabbrecher und Nichtteilnehmer waren signifikant alter als aktiv teilnehmende Patienten (p = 0,004 bzw. p = 0,001). Dominierende Motive fur einen Studienabbruch waren der fehlende empfundene Zusatznutzen bzw. die fehlende inhaltliche Abwechslung der TMA auf dem Patienten-Tablet, das fehlende Interesse bzw. Bedarf an einer telemedizinischen Betreuung sowie die zu hohe zeitliche Beanspruchung durch die Studienteilnahme. Alleinlebende, ledige und verwitwete Patienten gaben signifikant mehr Schwierigkeiten in der Handhabung der Hardware (Tablet) (p = 0,040) und der Software (Motiva) (p = 0,013) an als verheiratete und in Lebensgemeinschaft lebende Patienten. Zudem wurden diese Probleme auch von weiblichen Patienten, Patienten ab 75 Jahren und Teilnehmern mit einem niedrigen Grad der Schulbildung berichtet. Schlussfolgerungen Um die Akzeptanz und den Mehrwert telemedizinischer Anwendungen fur Patienten zu erhohen, sollten zu Beginn der Entwicklung Bedarfsanalysen mit der zukunftigen Zielgruppe durchgefuhrt werden und die einzelnen Entwicklungsschritte laufend durch die Zielgruppe evaluiert werden, um eine maximale Nutzerzentrierung sicherzustellen. Die Handhabbarkeit sollte sich an den funktionellen Fahigkeiten der alteren Patienten orientieren. Zudem sollte die inhaltliche Ausgestaltung individuell zugeschnitten erfolgen, z.B. in Form eines modularen Aufbaus des Telemedizinprogramms. TMA sollten in einem angemessenen Mase eingesetzt werden, um eine Uberforderung der Patienten zu vermeiden und sich unaufdringlich in den gewohnten, alltaglichen Ablauf des Patienten einfugen. Eine einfache Handhabbarkeit der telemedizinischen Mess- und Eingabegerate ist fur eine patientenseitige Akzeptanz einer TMA ebenso wichtig wie der Abwechslungsreichtum der Angebote auf der Plattform und ein personlicher Ansprechpartner bei Technikruckfragen. Besondere Beachtung sollte alleinlebenden Patienten, Frauen, alteren Patienten uber 75 Jahren und Patienten mit niedrigem Schulbildungsgrad geschenkt werden, um auch diesen Patientengruppen einen uneingeschrankten und einfachen Zugang zu technikgestutztem Telemonitoring fur die eigene Gesundheitsversorgung zu gewahrleisten.

Details

ISSN :
18659217
Database :
OpenAIRE
Journal :
Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen
Accession number :
edsair.doi...........185657bcdbd743b5e7ad69d33c5f5e3d
Full Text :
https://doi.org/10.1016/j.zefq.2019.02.009