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Von-Willebrand-Faktor und Von-Willebrand-Erkrankung

Authors :
U. Budde
B. Pötzsch
Source :
Hämostaseologie ISBN: 9783662076743
Publication Year :
1999
Publisher :
Springer Berlin Heidelberg, 1999.

Abstract

Im Jahr 1926 beschrieb E. A. von Willebrand an einem Kollektiv von 62 Einwohnern der finnischen Aland-Inseln eine bis dahin noch nicht bekannte Form einer angeborenen Blutungsneigung, die er aufgrund des autosomalen Erbgangs, der verlangerten Blutungszeit und der bevorzugt auftretenden Blutungslokalisationen von der bekannten Hamophilie abgrenzen konnte. Die von ihm gewahlte Krankheitsbezeichnung der Pseudohamophilie hat sich im internationalen Schrifttum nicht durchgesetzt. Heute wird diese hamorrhagische Diathese nach ihrem Erstbeschreiber als Von-Willebrand-Erkrankung (VWE) bezeichnet. Ausgehend von der Beobachtung einer verlangerten Blutungszeit bei gleichzeitig normaler Thrombozytenanzahl vermutete bereits von Willebrand eine Storung der Thrombozytenfunktion als zugrundeliegende Ursache der Blutungssymptomatik. In Untersuchungen mit einem selbst konstruierten „Thrombometer“ konnte von Willebrand zeigen, das die Thrombusbildung im Blut von Patienten mit einer VWE im Vergleich mit gesunden Probanden deutlich langsamer erfolgte. In der Folge konnte bei VWE-Patienten eine Storung der Thrombozytenadhasion, ausgelost durch ein vermindert oder defekt synthetisiertes Plasmaprotein, nachgewiesen werden. Zusatzlich konnte gezeigt werden, das bei der Mehrzahl der VWE-Patienten eine Verminderung der Faktor-VIII (FVIII)-Aktivitat vorliegt. Dies und die Beobachtung, das in biochemischen Reinigungsverfahren die Faktor-VIII-Aktivitat zusammen mit den thrombozytenadhasiven Eigenschaften des bei VWE-Patienten defekten Plasmaproteins isoliert wurde, fuhrte zunachst zu der Vermutung eines identischen Proteins mit 2 unterschiedlichen funktionellen Eigenschaften. Auf diese Vermutung ist die lange Zeit ubliche Bezeichnung des „FVIII-related antigens“ zuruckzufuhren. Erst mit verfeinerten biochemischen Methoden konnte gezeigt werden, das der Faktor VIII und der Von-Willebrand-Faktor (VWF) tatsachlichzwei unterschiedliche Proteine darstellen, die im Plasma einen nichtkovalenten Komplex bilden. Nach Identifizierung des VWF-Gens und des VWF-Biosynthesewegs konnten wesentliche pathophysiologische Mechanismen der VWE aufgeklart werden. Damit bildet die VWE ein typisches Beispiel, wie zunachst, ausgehend von einer klinischen Symptomatik, ein Protein und dessen funktionelle Eigenschaften identifiziert wurden und anschliesend, basierend auf den naturwissenschaftlichen Befunden, eine exaktere Charakterisierung des zugrundeliegenden Krankheitsbildes moglich wurde.

Details

ISBN :
978-3-662-07674-3
ISBNs :
9783662076743
Database :
OpenAIRE
Journal :
Hämostaseologie ISBN: 9783662076743
Accession number :
edsair.doi...........33919245caf2f07486c965f108e7bb8a
Full Text :
https://doi.org/10.1007/978-3-662-07673-6_25