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Akutes fetofetales Transfusionssyndrom - Fallbericht und Literaturübersicht

Authors :
J Diessner
Monika Rehn
Ursula Zollner
Johannes Dietl
A. Hönig
E. Frieauff
Roland Stein
Source :
Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie. 216:147-149
Publication Year :
2012
Publisher :
Georg Thieme Verlag KG, 2012.

Abstract

Bei monochorialen Zwillingsschwangerschaften ist die perinatale Mortalitat um das 3–5-fache gegenuber dichorialen Zwillingsschwangerschaften erhoht. Dies erklart sich unter anderem durch haufigere Fruhgeburtlichkeit etwa im Rahmen von Gestosen, jedoch auch zum Teil durch das fetofetale Transfusionssyndrom (FFTS). Durch unidirektionalen Blutaustausch uber plazentare Anastomosen kommt es im Verlauf zu Wachstumsdifferenzen bis uber 20% mit oder ohne ein Oligohydramnion des einen (Donor) und ein Polyhydramnion des anderen Zwillings (Akzeptor). Lewi et al. konnten in einer Studie mit 202 monochorialen Gemini-Schwangerschaften in 9% ein schweres FFTS nachweisen. Unbehandelt weist das FFTS Mortalitatsraten bis zu 90% auf. Neben der chronischen Verlaufsform wurde bisher nur wenig uber die akut perinatal verlaufende Form des FFTS berichtet. Sie zeigt sich erst postnatal durch Anamie und Hypovolamie beim einen und Polyglobulie beim anderen Zwilling. Die Anamie wurde hierbei meist beim zweiten nach komplikationsloser Geburt des ersten Geminus beobachtet. Aufgrund des akuten Auftretens sind bisher keine Fruherkennungsmasnahmen bekannt. Es wird der Fall einer 30-jahrigen Primigravida mit monochorialer diamnialer Geminigraviditat beschrieben. Im Schwangerschaftsverlauf konnten keine Hinweise auf ein chronisches FFTS festgestellt werden. Mit 37 + 1 SSW erfolgte nach Risikoaufklarung die Geburtseinleitung mit Minprostin-Gel® bei Schadellage der beiden Feten. Der erste Geminus zeigte neben einem suspekten Cardiotokogramm (CTG) in der Austreibungsperiode postnatal das Bild eines Volumenmangelschocks bei APGAR Werten von 2/7/8. Bei klinischem Verdacht auf ein akutes fetofetales Transfusionssyndrom und einem Hamoglobinwert von 13,7 g/dl erfolgte die Notfalltransfusion von 20 ml/kg Korpergewicht eines Erythrozytenkonzentrates beim ersten Geminus. Der Hamoglobinwert nach Transfusion betrug 15,2 g/dl bei einem Hamatokrit von 42%. Beim zweiten Geminus wurde ein APGAR von 10/10/10 sowie ein hochnormaler Hamoglobinwert von 19,6 g/dl festgestellt. Das Geburtsgewicht differierte lediglich um 10,4%. Das hier akut aufgetretene fetofetale Transfusionssyndrom mit Manifestation von Anamie und Volumenmangelschock beim erstgeborenen Geminus sollte bei der Differenzialdiagnose spontan entbundener monochorialer Gemini Berucksichtigung finden, da die rechtzeitige Erythrozyten-Transfusion entscheidend fur Morbiditat und Mortalitat ist.

Details

ISSN :
14391651 and 09482393
Volume :
216
Database :
OpenAIRE
Journal :
Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie
Accession number :
edsair.doi...........d91345cadc4f5fd81b44ea9c96b88b2c
Full Text :
https://doi.org/10.1055/s-0032-1309048