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Medizinische Wirksamkeit und Kosten-Effektivität von Präventions- und Kontrollmaßnahmen gegen Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA)-Infektionen im Krankenhaus
- Publication Year :
- 2010
- Publisher :
- DIMDI, 2010.
-
Abstract
- Einleitung Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) sind gefürchtete Erreger nosokomialer Infektionen. 2007 beträgt die Häufigkeit des Auftretens von MRSA in Deutschland 20,3% (Oxacillin-Resistenz gemäß EUCAST-Kriterien [EUCAST = European Committee on Antimicrobial Susceptibility Testing]). Fragestellungen Welche angewendeten Präventions- und Kontrollmaßnahmen stellen sich medizinisch und ökonomisch als effektiv in der Verhütung von MRSA-Infektionen im Krankenhaus heraus? Wie effektiv sind Barriere-, Screening-, Dekontaminierungs-, Schulungs- und Surveillance-Maßnahmen? Welche gesundheitspolitischen Entscheidungen legen die bisher vorliegenden Informationen zur Kosten-Effektivität nahe? Inwieweit sind adverse Effekte bei Patienten und Personal zu beobachten? Welche Haftungsprobleme gibt es? Methoden Basierend auf einer systematischen Literaturrecherche werden ab 2004 in deutscher oder englischer Sprache veröffentlichte kontrollierte Studien zur medizinischen Wirksamkeit und Kosten-Effektivität von Präventions- und Kontrollmaßnahmen in Bezug auf MRSA eingeschlossen und bewertet. Ergebnisse Insgesamt umfasst das Rechercheergebnis 1.508 Artikel aufgrund der definierten Suchbegriffe. Nach Durchsicht der Volltexte werden für den Health Technology Assessment (HTA)-Bericht 33 medizinische, acht ökonomische und vier ethische/juristische Texte aufgrund der Einschluss-/Ausschlusskriterien berücksichtigt. Zentrales Ergebnis des HTA-Berichts ist, dass Präventions- und Kontrollmaßnahmen effektiv in der Verhütung von MRSA-Infektionen im Krankenhaus sind, selbst in Anbetracht der unzureichenden Qualität der Mehrzahl der vorhandenen Studien. Dazu gehören die Durchführung differenzierter Screeningmaßnahmen unter Berücksichtigung der jeweiligen endemischen Situation, die Verwendung von Antibiotikakontrollmaßnahmen sowie die Einrichtung und Kontrolle von Hygieneschutzmaßnahmen. Ab wann die Präventions- und Kontrollmaßnahmen kosteneffektiv sind, kann nicht abschließend geklärt werden, da dazu Ergebnisse mit einer großen Bandbreite präsentiert worden sind. Stärker zu berücksichtigen ist zukünftig, dass MRSA-Infektionen und Isolationsmaßnahmen zu einer psychosozialen Belastung von Patienten führen. Diskussion Kausale Wirkungszuschreibungen sind kaum möglich, da bei der Mehrzahl der Studien Confounder nicht ausreichend berücksichtigt werden. Vielfach sind auch Maßnahmenbündel eingesetzt, aber nicht differenziert analysiert worden. Die interne und externe Validität der Studien ist zu schwach, um einzelne Interventionsmaßnahmen abschließend bewerten zu können. Hygienemaßnahmen erweisen sich in mehreren Studien im Zusammenhang mit anderen Maßnahmen als effektiv. Im Detail kann nicht nachgewiesen werden, welche der Hygienemaßnahmen (Handschuhe, Händewaschen, Kittel tragen, Mundschutz etc.) den signifikant höchsten Anteil an der Reduktion der MRSA-Rate hat. Irritierend sind die stark unterschiedlichen Compliance-Raten bei der Händehygiene. Eine generelle Dekolonisation erscheint fragwürdig, zum einen aufgrund der damit für Patienten verbundenen Nebenwirkungen, zum anderen aufgrund des offenbar vorhandenen hohen Anteils an Spontanremissionen, zum dritten aufgrund des differenzierten Ablaufs von einer Kolonisation zur Infektion. Mehrfach sind Hawthorne-Effekte beobachtet worden. Dazu gehört auch, dass offenbar allein bereits der Wettbewerb zwischen Krankenhausabteilungen und Krankenhäusern, fallende MRSA-Infektionsraten zu erzielen, ein entsprechendes Ergebnis hervorruft. Schlussfolgerung Die Evidenz bei Screeningmaßnahmen lässt den Schluss zu, dass selektive Screeningmaßnahmen von Risikopatienten unter Berücksichtigung der jeweiligen MRSA-Prävalenz zu befürworten sind. Der Einsatz von Schnelltests scheint sich nur bei Risikopatienten und einer hohen MRSA-Prävalenz zu lohnen. Die Verbesserung der Händehygiene-Compliance sollte Grundlage jeglicher Präventionsstrategie sein. Mitarbeiterschulungen (mit Rückkopplungsmechanismen) erweisen sich als effektiv, um eine verbesserte Compliance-Rate zu erzielen sowie den Antibiotikaeinsatz zu optimieren. Hierzu gehört auch die Einrichtung von Antibiotikamanagementprogrammen. Da offenbar durch multimodale Ansätze übersummative Wirkungseffekte erzielt werden, ist die Zusammensetzung des Katalogs der Präventions- und Kontrollmaßnahmen weiter zu evaluieren. Es fehlen saubere Kosten-Wirksamkeits-Studien in Deutschland. Die psychosozialen Effekte einer MRSA-Infektion sind in Deutschland völlig unzulänglich erforscht. Zur Beurteilung des Risikomanagements von Krankenhäusern liegen nur punktuelle Informationen vor.<br />Schriftenreihe Health Technology Assessment (HTA) in der Bundesrepublik Deutschland; 100; ISSN 1864-9645
- Subjects :
- Krankenhausinfektion
Staphylococcus
Barrieremaßnahmen
MRSA
Kontrollmaßnahmen
Pflegepersonal
Krankenhauspersonal
Kostenanalyse
Dekolonisation
Isolierung
Schulung
Dekontaminierungsmaßnahme
Surveillance
Patient
Krankenhaus
Ökonomie
Staphylokokken
Prophylaxe
Hygiene
Händewaschen
610 Medical sciences
Medicine
Kosteneffektivität
Oxacillin resistenter Staphylococcus aureus
Infektionskontrolle
Überwachung
Verhütung
Kosten
Infektion
Screening
Kosten-Nutzen-Analyse
HaMRSA
Aufklärung
Antibiotika
Staphylococcus aureus
MRSA-Kolonisation
Prävention
ORSA
Methicillin resistenter Staphylococcus aureus
Krankenhausmitarbeiter
medizinisches Personal
Informationsvermittlung
Behandlung
nosokomiale Infektion
Händehygiene
Kontrolle
Händedesinfektion
MRSA-Infektion
Methicillin-Resistenz
Dekontaminierung
Präventionsmaßnahmen
Sanierung
Eradikation
Subjects
Details
- Language :
- German
- ISSN :
- 18649645
- Database :
- OpenAIRE
- Accession number :
- edsair.doi...........da459089033f2ebbbf3032681b4b9832
- Full Text :
- https://doi.org/10.3205/hta000082l