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Rehabilitation im Alter:Eine empirische Untersuchung ambulanter geriatrischer Rehabilitationsmaßnahmen
- Publication Year :
- 2003
- Publisher :
- Technische Universität Berlin, 2003.
-
Abstract
- Internationale kontrollierte Studien haben die Wirksamkeit geriatrischer Rehabilitation grundsätzlich bestätigt. Die Ergebnisse sind jedoch nur eingeschränkt auf Deutschland übertragbar. Geriatrische Rehabilitation gewinnt in Deutschland aufgrund der demographischen Veränderungen an Bedeutung. Der Vorrang ambulanter vor stationärer Leistungserbringung wurde schon vor einigen Jahren gesetzlich verankert. Der Anteil ambulanter Reha-Maßnahmen an den geriatrischen Reha-Leistungen ist jedoch gering. Eine Ausweitung dieser Leistungsart erfolgte in Deutschland in den letzten Jahren fast ausschließlich zugunsten tagesklinischer Versorgungsangebote. Ziel der Arbeit war es, die im Modellvorhaben Aufbau ambulanter Versorgungsstrukturen in der geriatrischen Rehabilitation in Sachsen-Anhalt (AMBRA) erprobten Reha-Einrichtungen anhand folgender Kriterien zu vergleichen: behandelte Patienten, eingesetzte Reha-Maßnahmen, mittelfristiger Funktionszustand der Patienten und Ressourcenverbrauch. Patienten eines mobilen Rehabilitationsteams (N=91) und eines ambulanten Reha-Zentrums (N=116) wurden zum Beginn, zum Ende und 6 Monate nach Beendigung geriatrischer Reha-Maßnahmen standardisiert dokumentiert. Verlaufsbezogene Auswertungen konnten teilweise anhand von Varianzanalysen mit Messwiederholungen unter Berücksichtigung relevanter Störgrößen durchgeführt werden. Beide Einrichtungen führten Reha-Maßnahmen durch, die den Anforderungen an eine interdisziplinäre und ganzheitlich ausgerichtete Rehabilitation multimorbider geriatrischer Patienten gerecht werden. In den Bereichen Mobilität und Aktivitäten des täglichen Lebens verbesserten sich die Patienten mittelfristig (Kontrast Reha-Beginn und 6 Monate nach Reha-Ende), im Bereich Kommunikation hingegen nur kurzfristig (Kontrast Reha-Beginn und Reha-Ende). Verbesserungen in den Bereichen Depressivität, Kognition sowie dem Performance-Test Geldzählen wurden nicht beobachtet. Der Verbleib der Patienten in der Häuslichkeit konnte für die Mehrheit der Patienten mittelfristig gesichert werden. Veränderungen der Lebenssituation wurden von den Patienten mehrheitlich positiv beurteilt. Wohnortnahe geriatrische Rehabilitation unter Leitung geriatrisch geschulter Hausärzte unter Nutzung etablierter pflegerischer und therapeutischer Angebote ist ebenso wie der Zugang eines mobilen Reha-Teams in den Lebenskontext der Patienten praktikabel. Dabei zielen beide Reha-Einrichtungen auf nicht ganz vergleichbare Patientengruppen. Die unkontrollierte Ergebnisanalyse spricht für die Fortführung beider Reha-Einrichtungen. Mit der Rekrutierung von Kontrollpatienten wurde zudem begonnen. Erprobungsmodelle müssen systematisch zur kontrollierten Evidenzgewinnung im deutschen Gesundheitssystem eingesetzt werden. Insbesondere bei einer neuen Leistungsart, die die ambulante geriatrische Rehabilitation ist, sind unkontrollierte formative Evaluationsbemühungen ungeeignet, solidarisch zu finanzierende medizinische Versorgungsleistungen wissenschaftlich zu begründen. Erst wenn die Wirksamkeit der ambulanten geriatrischen Rehabilitation im Sinne von community effectiveness nachgewiesen wurde, kann ein erfahrungsbasierter Qualitäts-Verbesserungs-Zyklus zur einsetzen. Ergebnisse noch ausstehender kontrollierter Forschungsvorhaben mit größeren Falzahlen sind abzuwarten, bevor im deutschen Gesundheitswesen über die regelhafte Implementierung der ambulanten geriatrischen Rehabilitation entschieden werden kann.
- Subjects :
- ddc:610
Subjects
Details
- Language :
- German
- Database :
- OpenAIRE
- Accession number :
- edsair.od.......793..592b886d9d105cc94be73a44053e9843