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COVID-19-Pandemie – Auswirkungen auf die Gewalt im sozialen Nahraum in Niederösterreich

Authors :
Fellner, Hannes
Publication Year :
2021

Abstract

Diese Arbeit untersucht Auswirkungen auf die Gewalt im sozialen Nahraum in Niederösterreich im COVID-19-Pandemiejahr und erörtert, ob es aufgrund der gesetzlich angeordneten COVID-19-bedingten Beschränkungen zu einer Veränderung in Form und Häufigkeit der Gewalt im sozialen Nahraum gekommen ist. Grundlage der quantitativen Studie sind kriminalstatistische Daten, Aktenmaterial zu Mordfällen (inkl. Versuche) aus dem Bereich Gewalt im sozialen Nahraum, polizeilich ausgesprochene Betretungsverbote und Daten des Gewaltschutzzentrums Niederösterreich, die im Zuge der KlientInnen-Betreuung aufgenommen wurden. Um Veränderungen vor, während und nach den bislang drei Lockdowns erkennen zu können, wurden Daten des Zeitraums 1. Jänner 2010 bis 28. Februar 2021 herangezogen und insbesondere der Zeitraum der COVID-19-Pandemie, unterteilt in verschiedene Perioden, untersucht. Das Datenmaterial wurde deskriptiv und mittels Zeitreihenanalyse inferenzstatistisch ausgewertet. Weiterführende Analysen des Kreises der TäterInnen und der Opfer im Zusammenhang mit Risikofaktoren und Beziehungsverhältnissen wurden ebenfalls im Hinblick auf veränderte Muster und Trends durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Gewalt im sozialen Nahraum seit Jahren zunimmt und nicht nur langjährige Gewaltspiralen mit der Tötung der zumeist weiblichen (Ex-) Partnerin enden. Die Zeitreihenanalysen bestätigen die Hinweise aus der deskriptiven Auswertung, dass es durch die COVID-19-bedingten Ausgangsbeschränkungen zu einer Zunahme der Gewalt im sozialen Nahraum gekommen ist. Der überwiegende Anteil der Opfer von Gewalt im sozialen Nahraum waren Frauen im Alter von 22 bis 60 Jahren. Über ein Viertel der Mordopfer waren Personen über 60 Jahre. Im Gegensatz zu den Morddelikten war aus den Daten des GSZ NÖ ein überproportionaler Anteil an Nicht-ÖsterreicherInnen sowohl bei den TäterInnen als auch bei den KlientInnen festzustellen. Ebenso war während der COVID-19-Pandemie ein wesentlicher Anstieg der Gewalt gegen unmündige Minderjährige festzustellen. Bei Personen, welche mit minderjährigen Kindern im gleichen Haushalt lebten, wurde ebenfalls ein steigendes Risiko identifiziert, Gewaltopfer zu werden. Bei den TäterInnen stieg die psychiatrische Thematik vom Jahr 2019 auf 2020 besonders stark an und stellte gefolgt von Alkohol- und Suchtthematik einen wesentlichen Anteil bei den Risikofaktoren dar. TäterInnen, die während der KlientInnen-Betreuung durch das GSZ NÖ, auch gegen andere KlientInnen Gewalt ausübten, nahmen ebenfalls stark zu. Die Ergebnisse legen nahe, dass vor allem das Vorliegen von zwei oder mehr Risikofaktoren die Gefahr von Gewalt im sozialen Nahraum deutlich erhöht. Die rechtzeitige und zielgerichtete Erkennung von Risikofaktoren stellt in diesem sensiblen Bereich eines der wichtigsten Instrumente für die befassten Behörden und Institutionen dar. Der enge Informationsaustausch zwischen allen Einrichtungen bietet dazu viele Ansätze, ist aber vor allem aufgrund datenschutzrechtlicher Hindernisse limitiert. This paper studies the impact of violence in the close social environment in Lower Austria during the pandemic Covid-19 year and debates if there has been a change in type and occurrence in the social environment based on lawful ordered restrictions. In this quantitative study related to the field of violence in the close social environment, is criminal statistical data, file material of homicide cases (including attempts), barring orders as well as data from the center for protection against violence of Lower Austria which have been recorded in the course of clients care. Data from the period of 1st of January 2010 till 28th of February 2021 was used to analyze changes prior, during and after the three Covid-19 lockdowns. The file material has been descriptive interferential statistically evaluated by means of a time-series analysis. Continuative analysis of the group of offenders and victims, in correlation with risk factors and relationships, with the focus on changed patterns and trends, has been done. The results display that violence in the close social environment is increasing and will continue to do so, not just long-lasting spirals of violence which generally result in the killing of female (ex-) partners. The time series analyses confirm the indication from the descriptive analyses that the Covid-19 curfews led to an increase of violence in the close social environment. The main group of violence victims in the close social environment were females within the age of 22 to 60 years old. More than a quarter of murder victims were older than 60 years old. In contrast to the homicide cases, the data from the center for protection against violence of Lower Austria, show a disproportionate part of foreigners (non-Austrian citizens), offenders as well as clients. There was also a noticeable increase of violence against underage persons during the Corona-19 pandemic. Persons, who lived together with minors, were identified to become a victim of violence. Among offenders’ psychological issues rose extraordinarily and presented, followed by drug- and alcohol abuse, a crucial part of contributing violence factors. The number of offenders within the center for protection against violence, who showed violence, even towards other clients, rose drastically as well. Results show, that the presence of two or more risk factors, clearly increases the risk of violence in the social environment. A timely and specific recognition of risk factors provides, in this sensitive field, one of the most important means of prevention for the concerned authorities and institutions. The close data exchange among all institutions offers many prevention approaches although it is especially limited due to data protective laws. Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers Arbeit an der Bibliothek noch nicht eingelangt - Daten nicht geprüft Wien, FH Campus Wien, Masterarb., 2021

Details

Language :
German
Database :
OpenAIRE
Accession number :
edsair.od.....10650..7878032631abeb5b9744bdca04bd16ec