Order and Emotion in Carolingian Letters. The Case of Alcuin and Einhart

Alkuin von York gehört zu den prominentesten Intellektuellen in der Umgebung Karls des Großen. Mehr als 300 seiner Briefe (sowohl in Prosa als auch in Versen) sind in verschiedenen handschriftlichen Sammlungen überliefert. Seit langem hat man erkannt, dass Alkuin die Kommunikation durch Briefe nutzte, um ein Netzwerk von Schülern und Freunden aufzubauen und zu pflegen und um Gegner wie Theodulf von Orléans zu isolieren. Die in die Zeit Ludwigs des Frommen gehörenden, unikal überlieferten 65 Briefe Einharts werfen dagegen Schlaglichter auf sein Verwaltungshandeln und seine schwierigen Beziehungen zum Hof Ludwigs des Frommen. Ausgehend von einer Beschreibung des Briefes in einer spätantiken Rhetorik und einem kurzen Forschungsbericht, untersucht der Beitrag die expliziten und impliziten Techniken, mit denen Alkuin und Einhart ihren Adressaten die eigene emotionale Verfassung mitteilen und mit denen sie diese zu einer Reaktion herausfordern. Anhand der Briefe Alkuins an Erzbischof Richbod von Trier und von Briefen, die Einhart an Untergebene, aber auch an Kaiserin Judith sandte, soll gezeigt werden, wie Alkuin die Regeln des epistolographischen Netzwerks und ihre Missachtung thematisiert, Einhart andererseits Ton und Stil der Briefe nach seiner Rolle als Dienstherr oder Untergebener variiert. Deutlich wird, dass die Äußerung von Emotionen auch zum Spektrum epistolographischer Konventionen gehören kann.