1. Werden Therapien bei Sprachentwicklungsstörungen passgenau verordnet? Ergebnisse der Studie THESES
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Koschmieder, S, Alfakiani, S, Siemons-Lühring, D, Gietmann, C, Mathmann, P, Meyer, L, Neumann, K, Koschmieder, S, Alfakiani, S, Siemons-Lühring, D, Gietmann, C, Mathmann, P, Meyer, L, and Neumann, K
- Abstract
Hintergrund: Nach Erscheinen der S2k-Leitlinie zur Diagnostik von Sprachentwicklungsstörungen wurde seitens des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte der Verdacht geäußert, sie würde "Überdiagnose und Übertherapie" befördern. Weitere Gründe für diese Annahme waren zeitweilig steigende Zahlen an Verordnungen von Sprachtherapie und Regressforderungen von Krankenkassen an kinder- und jugendärztliche Praxen wegen zu häufiger Sprachtherapie-Verordnungen. Schwierigkeiten bei der Sprachdiagnostik können u.a. darin bestehen, bei Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache oder aus einem anregungsarmen Umfeld, umgebungsbedingte Sprachauffälligkeiten, die keiner Sprachtherapie, sondern einer Sprachförderung bedürfen, von Sprachentwicklungsstörungen (SES) abzugrenzen. Daher untersuchte die hier berichtete Studie die Frage, ob bei Kindern, denen eine Sprachtherapie wegen einer SES verordnet worden war, einer umfassenden Diagnostik zufolge tatsächlich eine solche bestand.Material und Methoden: Die Eltern von 150 Kindern im Alter von 3;0 bis 6;11 Jahren, im Durchschnitt 4;5 Jahren, die gerade eine Verordnung für Sprachtherapie wegen einer Sprachentwicklungsstörung erhalten hatten oder eine solche Therapie gerade begonnen hatten (maximal 10 Therapieeinheiten absolviert), wurden zu einer umfänglichen Sprach-, audiologischen und Entwicklungsdiagnostik ihres Kindes eingeladen. Die Rekrutierung fand in pädiatrischen Netzwerken, KiTas und der phoniatrisch-pädaudiologischen Universitätsklinik der Autor*innen statt. Die Diagnostik wurde entweder in der o.g. Klinik oder in nahe gelegenen Kindertagesstätten durchgeführt.Ergebnisse: Im Ergebnis zeigten 145 der 150 Kinder nach ausführlicher Diagnostik eine SES, einige assoziiert mit Komorbiditäten wie geringgradigen Hörstörungen oder kognitiven Entwicklungsverzögerungen, der Großteil ohne solche. 3,3% der Kinder hatten keine SES. Drei Kinder erfüllten die diagnostischen SES-Kriterien nicht, 2 Kinder hatten zu geringen Deutschkontakt.Disku
- Published
- 2024