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Allergo journal international 30(5), 155-168 (2021). doi:10.1007/s40629-021-00178-2, Published by Urban & Vogel, München

Hintergrund: Zur vorbeugenden Behandlung von COVID-19 (Coronaviruserkrankung 2019) wurden in einer beispiellosen weltweiten Forschungsanstrengung Sicherheit und Wirksamkeit neuer Impfstoffplattformen studiert, die noch nie zuvor am Menschen eingesetzt wurden. Weniger als ein Jahr nach der Entdeckung der SARS-CoV-2-Virussequenz (SARS-CoV-2, "severe acute respiratory syndrome coronavirus type 2") wurden diese in zahlreichen Landern fur den Einsatz zugelassen und es wurde mit Massenimpfungen begonnen. Die bislang in der Europaischen Union (EU) zugelassenen mRNA-Impfstoffe (mRNA, "messenger"-RNA) gegen SARS-CoV-2 BNT162b2 und mRNA-1273 basieren auf einer ahnlichen lipidbasierten Nanopartikeltragertechnologie; die Lipidkomponenten unterscheiden sich jedoch. Schwere allergische Reaktionen und Anaphylaxien nach COVID-19-Impfungen sind sehr seltene unerwunschte Nebenwirkungen, die aber aufgrund potenziell letaler Ausgange viel Aufmerksamkeit erhalten und ein hohes Mas an Verunsicherung ausgelost haben. Methoden: Das aktuelle Wissen zu anaphylaktischen Reaktionen auf Impfstoffe und speziell zu den derzeit neuen mRNA-COVID-19-Impfstoffen wurde zusammengestellt mittels einer Literaturanalyse durch Recherchen in Medline, Pubmed sowie den nationalen und internationalen Studien- und Leitlinienregistern, der Cochrane Library und dem Internet unter besonderer Berucksichtigung offizieller Webseiten der World Health Oranization (WHO), der Centers for Disease Control and Prevention (CDC), der European Medicines Agency (EMA), des Robert-Koch-Instituts (RKI) und des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). Ergebnisse: Basierend auf der internationalen Literatur und bisheriger Erfahrungen zu schweren allergischen Reaktionen im Kontext der COVID-19-Impfungen werden von einem Expertengremium Empfehlungen fur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie dieser allergischen Reaktionen gegeben. Schlussfolgerung: Vor einer COVID-19-Impfung mit den derzeit zugelassenen Impfstoffen sind Allergietests fur die allermeisten Allergiker nicht notwendig. Bei allergischer/anaphylaktischer Reaktion auf den verabreichten COVID-19-Impfstoff wird eine allergologische Abklarung empfohlen, wie auch fur eine kleine potenzielle Risikopopulation vor der ersten Impfung. Die Evaluierung und Zulassung von Testverfahren sollten hierfur erfolgen. Zitierweise: Klimek L, Bergmann K-C, Brehler R, Pfutzner W, Zuberbier T, Hartmann K, Jakob T, Novak N, Ring J, Merk H; Hamelmann E, Ankermann T, Schmidt S, Untersmayr E, Hotzenecker W, Jensen-Jarolim E, Brockow K, Mahler V, Worm M. Practical Handling of Allergic Reactions to COVID-19 vaccines. A Position Paper from German and Austrian Allergy Societies AeDA, DGAKI, GPA and OGAI. Allergo J Int 2021;30:79-95 https: //doi.org/10.1007/s40629-021-00165-7

SummaryAlmost all anaphylactic reactions are associated with subjective symptoms, which are also referred to “prodromi”, and are often not taken seriously. In 100 patients categorized with different severity grades, subjective symptoms were investigated in a personal interview with free/open questions regarding subjective feelings and symptoms (duration 5–90 min). After the interview, the patients were asked to complete a questionnaire about the exact occurrence of the reaction. Special focus was given to near-death experiences in severe reactions. Patients described feelings of “elevation”, “looking at themselves from outside”, “tunnel experiences” and “bright light”. In the kinetics of the anaphylactic reaction, cutaneous symptoms were most often reported as the first or second symptom, while cardiovascular and airway symptoms were also reported as the 3rd, 4th or 5th symptom. In 37% of the patients with severe reactions, everyday life has changed since suffering the anaphylactic episode.

Zwei Mitarbeiter des National Health Service (NHS) in England entwickelten nach der Verabreichung des BNT162b2-Impfstoffs von BionNTech gegen COVID-19 schwere allergische Reaktionen. Die britische Fachinformation fur den BNT162b2-Impfstoff enthalt bereits Hinweise auf eine Kontraindikation zur Anwendung bei Personen, die allergisch auf den Impfstoff oder einen seiner Bestandteile reagiert haben. Als Vorsichtsmasnahme hat die englische Regulationsbehorde fur Arzneimittel und Gesundheitsprodukte (MHRA) eine vorlaufige Anleitung herausgegeben, "Patienten mit schweren Allergien" grundsatzlich nicht zu impfen. Allergische Reaktionen auf Impfstoffe sind sehr selten, aber Impfstoffkomponenten verursachen bekanntermasen allergische Reaktionen. BNT162b2 ist ein Impfstoff, der auf einer in Lipidnanopartikel eingebetteten mRNA basiert und mit weiteren Substanzen angereichert wird, um den Transport in die Zellen zu ermoglichen. In der zentralen klinischen Phase-III-Studie wurde der BNT162b2-Impfstoff im Allgemeinen gut vertragen. Impfstoffe gelten als eine der wirksamsten Masnahmen im Bereich der offentlichen Gesundheit. Schwere allergische Reaktionen auf Impfstoffe sind selten, konnen jedoch lebensbedrohlich sein. Es ist ratsam, die Impfteams auf diese Gefahr aufmerksam zu machen und angemessene Vorsichtsmasnahmen zu treffen, wahrend mehr Erfahrungen mit dem neuen Impfstoff gesammelt werden.

Correction to: Allergo J Int 2019 https://doi.org/10.1007/s40629-019-00110-9 Affiliation and disclaimer have been misrepresented and are hereby corrected: Vera Mahler: Affiliation: Med. Faculty, Friedrich-Alexander-University (FAU) Erlangen-Nurnberg, Germany. Disclaimer: The views expressed in this …

Auch wenn anaphylaktische Reaktionen in der Hautarztpraxis eher selten sind, erfordern sie ein effizientes Eingreifen. Wie Sie im Ernstfall am besten vorgehen und woran Sie nach Bewaltigung der Akutsituation denken sollten, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Die Anzahl der von Allergien betroffenen Patienten nimmt weltweit zu. Hiermit gehen erhebliche Kosten fur die Gesundheits- und Sozialsysteme durch allergische Erkrankungen einher. Integrierte Versorgungskonzepte sind erforderlich, die innerhalb der nationalen Gesundheitssysteme eine umfassende Versorgung ermoglichen. Die ARIA-Initiative entwickelt international gultige Leitlinien fur allergische Atemwegserkrankungen. ARIA dient der verbesserten Versorgung von Patienten mit Allergien und chronischen Atemwegserkrankungen. In Zusammenarbeit mit anderen internationalen Initiativen, nationalen Fachgesellschaften und Patientenorganisationen im Bereich Allergien und Atemwegserkrankungen wurde eine realitatsnahe, integrative Versorgungsleitlinie („integrated care pathways“, ICPs) fur eine digital unterstutzte, integrative, individualisierte Behandlung von allergischer Rhinitis (AR) mit komorbidem Asthma entwickelt, die in der vorliegenden Arbeit auf das deutsche Gesundheitssystem ubertragen wird. Die vorliegende ICP-Versorgungsleitlinie umfasst wesentliche Bereiche der Versorgung von Patienten mit AR mit und ohne Asthma einschlieslich der Sicht von Patienten und weiterer versorgungsnaher Gesundheitsdienstleister. Eine umfassende ICP-Leitlinie kann die Versorgungsrealitat wesentlich besser abbilden als herkommliche Leitlinienmodelle.

Allergien gehoren zu den grosen gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit in fast allen Landern der Welt — eine neue Entwicklung, die vor 60 Jahren noch nicht galt [1]. Wie sich allergische Erkrankungen inzwischen darstellen und wie es um die Versorgung der Patienten bestellt ist, beleuchtet Prof. Dr. Dr. Johannes Ring im ersten Kapitel der Neuauflage des „Weisbuch Allergie in Deutschland“, das hier wiedergegeben wird.

Die allergenspezifische Immuntherapie (AIT) durch subkutane Injektionen (SCIT) des relevanten Allergens ist die klassische kausale Behandlungsmethode IgE-vermittelter allergischer Atemwegserkrankungen und wird bereits seit uber 100 Jahren erfolgreich eingesetzt. Fur die vorliegende Publikation wurde eine selektive Literaturrecherche in Pubmed und Medline durchgefuhrt. Zusatzlich wurden aktuelle Publikationen deutschsprachiger Zeitschriften analysiert, die nicht in Literaturdatenbanken verfugbar sind. Diese Literaturrecherche erfasste Original- und Reviewarbeiten in deutscher oder englischer Sprache. Fur die SCIT wurden primare, sekundare und tertiare Praventionseigenschaften nachgewiesen, die aber noch weiter evaluiert werden mussen. In Kombination mit Biologika kann die Sicherheit der SCIT gesteigert werden, teilweise auch die Wirksamkeit. Adjuvanzien scheinen ein enormes Entwicklungspotenzial fur die SCIT zu bergen. Bereits heute werden Aluminiumsalze, Mikrokristallines Tyrosin (MCT) und Monophosphoryl Lipid A (MPL) in kommerziellen SCIT-Praparaten eingesetzt. Parallel wird an weiteren Adjuvanzien geforscht, beispielsweise Liposomen, Mikrospharen, CpG-Motiven oder „virus-like particles“ (VLPs). Auch die Therapieextrakte selbst werden weiterentwickelt, unter anderem als rekombinante Allergene, hypoallergene Varianten wie „site-directed mutants“ (SDM), Konformationsvarianten, Allergenfragmentierungen, Allergenoligomeren, Deletionsmutanten oder Hybridallergene/Mosaikantigene. SCIT-Praparationen gehoren zu den innovativsten Therapiemoglichkeiten in der Immuntherapie allergischer Erkrankungen. Aufgrund zahlreicher immunologischer Ansatze werden sie die Therapie in Zukunft effektiver und sicherer machen, und das bei reduziertem Aufwand.

Allergen immunotherapy with subcutaneous injection (SCIT) of the relevant allergen is the classic causal treatment method for IgE-mediated allergic respiratory disease and has already been successfully used for over 100 years. This publication is based on a selective literature search in PubMed and MEDLINE. Recent publications in German-language journals that are not available in literature databases were also analyzed. This literature search included original and review articles both in German and in English. Primary, secondary and tertiary prevention characteristics have been demonstrated for SCIT; however, these require further evaluation. In combination with biologic agents, the safety, and in some cases the efficacy, of SCIT can be increased. Adjuvants seem to offer enormous development potential for SCIT. Aluminum salts, microcrystalline tyrosine (MCT), and monophosphoryl lipid A (MPL) are already used in commercial SCIT preparations. At the same time, other adjuvants are being researched, e.g., liposomes, microspheres, CpG motifs (C: nucleotide cytosine, p: phosphate, G: nucleotide guanine), or virus-like particles (VLPs). The therapeutic extracts themselves are also undergoing further development, for instance as recombinant allergens, hypoallergenic variants such as site-directed mutants (SDM), conformational variants, allergen fragmentation, allergen oligomers, deletion mutants, and hybrid allergens/mosaic antigens. SCIT preparations are among the most innovative treatment options in the immunotherapy of allergic diseases. Due to the numerous immunological approaches, they will make treatment safer and more effective in the future with reduced effort.

Die Allergen-Immuntherapie durch subkutane Injektionen (SCIT) des relevanten Allergens ist die klassische kausale Behandlungsmethode IgE-vermittelter allergischer Atemwegserkrankungen, und wird bereits seit uber 100 Jahren erfolgreich eingesetzt. Das wachsende Verstandnis immunologischer Grundlagen erweitert fortlaufend das Wissen uber Wirkmechanismen der SCIT. Hinsichtlich verwendeter Therapieschemata und Art der Therapieextrakte finden standig Weiterentwicklungen statt. Derzeit sind zur SCIT in Deutschland nicht modifizierte Allergenpraparate als wassrige oder physikalisch gekoppelte (Semidepot-)Extrakte sowie chemisch modifizierte Extrakte (Allergoide) als Semidepotextrakte kommerziell verfugbar. Fur die Vielfalt an Allergenen sind Daten zur Wirksamkeit aus klinischen Studien in unterschiedlicher Anzahl und Qualitat vorhanden. Fur die vorliegende Publikation wurde eine selektive Literaturrecherche in Pubmed und Medline durchgefuhrt, und zusatzlich wurden die aktuellen Publikationen nicht in Literaturdatenbanken verfugbarer deutschsprachiger Zeitschriften analysiert. Diese Literaturrecherche erfasste Original- und Reviewarbeiten in deutscher oder englischer Sprache. Die SCIT ist ein langjahrig etabliertes und auserordentlich gut dokumentiertes Therapieverfahren fur Inhalations- und Insektengiftallergien mit guter Wirksamkeits- und Sicherheitsdokumentation sowohl bei Erwachsenen, als auch im Kindes- und Jugendalter. Am Markt befindliche Praparate werden kontinuierlich weiterentwickelt und vor allem im Rahmen der Therapieallergeneverordnung klinisch evaluiert. Sie konnen in kontinuierlich ganzjahrig (perennialen), prasaisonalen und kombiniert pra-/kosaisonalen Therapieschemata als Standard-, Cluster-, Rush- und Boostertherapieverfahren angewendet werden. Die SCIT ist vor allem gut etabliert fur haufig vorkommende Inhalationsallergene wie Pollen aus der Familie der Susgraser, Betula sp. (Birke, Erle, Hasel), Dermatophagoides sp. (Arten der Gattung Hausstaubmilbe) und fur Insektengifte (Bienen- und Wespengift). Jedoch existieren auch fur einige andere Therapieallergene gute Daten: zum Beispiel Krauterpollen („Ragweed“, Beifus etc.), Schimmelpilze (u. a. Alternaria, Cladosporium etc.), Vorratsmilben und Tierepithelien (u. a. Katze). Klinische Untersuchungen in weiteren Indikationen wie dem oralen Allergiesyndrom und der atopischen Dermatitis werden durchgefuhrt. SCIT-Praparate sind bei sachgerechter Applikation durch allergologisch erfahrene Arzte sicher sowie gut vertraglich anwendbar und hinsichtlich vielfaltiger Indikationen gut dokumentiert.

Purpose: Allergic reactions to Hymenoptera venoms represent potentially life-threatening conditions. However, studies on their prevalence in Germany and their relation to specific IgE sensitization are rare. The aim of this study was to evaluate the prevalence of Hymenoptera venom allergy as well as the frequency of venom-specific IgE sensitization in a large population-based adult German cohort. Methods: Questionnaire data were collected from the participants of the German population-based KORA (Cooperative Health Research in the Region of Augsburg) S4 baseline study population (n = 4261) and the follow-up F4 study population (n = 3074), which was conducted seven years later. Moreover, sIgE antibodies to honeybee (HBV) and yellow jacket venom (HJV) as well as to common aeroallergens were measured in the S4 study population. Results: The prevalence of systemic sting reactions ranged between 2.3% and 2.6%. sIgE sensitization (≥0.35kUA/L) to HBV and YJV was demonstrated in 23.1% and 31.7% of the population, respectively (41.6% to HBV and/or YJV). Double-sensitization to both venoms occurred in 13.2% of the individuals. Approximately 53% and 77% of the individuals who reported shock symptoms after honeybee and yellow jacket stings, respectively, exhibited sIgE ≥ 0.35kUA/L to the culprit venom. In contrast, only 2.8% of the venom-sensitized individuals reported symptoms exceeding local reactions. Local reactions were reported by 4.4 to 4.8% of the population. Conclusions: Self-reported Hymenoptera sting reactions and venom sensitization are frequent in the general German population. In many cases, sensitization and clinically relevant allergy are not observed in the same individual, indicating that comprehensive diagnostic approaches are a prerequisite for the identification of patients at risk for severe reactions.

Bei der Betreuung allergischer Patienten ist wegen der Komplexitat der Beschwerden mit vielfaltiger Symptomatik, der unterschiedlichen zugrunde liegenden Immunreaktionen und schlieslich der individuellen Spezifitat der Ausloser sehr viel mehr hinsichtlich Diagnostik und Therapie zu beachten als bei der ublichen Routineversorgung anderer Krankheiten. Diesem Thema widmet das neue „Weisbuch Allergie in Deutschland“ ein Kapitel, dessen erster Teil hier wiedergegeben wird.

Der Begriff Anaphylaxie bezeichnet eine in der Regel IgE-vermittelte uberschiesende Reaktion des Immunsystems. Entscheidend fur den Verlauf einer Anaphylaxie ist eine fruhzeitige Behandlung, insbesondere bei Beteiligung des Herz-Kreislauf-Systems oder der unteren Atemwege. Aus diesem Grund ist die Kenntnis einer adaquaten Therapie fur Nothelfer und Patienten essenziell.

Interdisziplinare Anaphylaxie-Gruppenschulungen werden seit 2007 in Deutschland und Osterreich nach dem Programm der Arbeitsgemeinschaft Anaphylaxie — Training und Edukation (AGATE) und in der Schweiz mit ahnlichen Inhalten in verkurzter Form seit einigen Jahren durchgefuhrt. Die Unterrichtseinheiten basieren auf einem standardisierten leitliniengerechten Manual, welches fortlaufend aktualisiert und derzeit auf ein modularisiertes System umgeschrieben wird. Im Juni 2016 fand unter der Schirmherrschaft des Christine Kuhne — Center for Allergy Research and Education (CK-CARE) ein Expertentreffen mit Vertretern aus Deutschland, Osterreich und der Schweiz statt, die zusammen neue Konzepte zur Allergie-Edukation erarbeiten wollten. Als neue Wege in der Didaktik und Methodik wurden erganzende Online-Module, zum Beispiel zur Information uber bestehende Schulungsangebote oder zur Vertiefung von erlerntem Wissen gewunscht. Die elektronischen Inhalte dafur werden zurzeit erarbeitet und bestehende Webseiten neu gestaltet. Zur Vermittlung einzelner spezifischer Fertigkeiten bieten sich nach individueller Bedarfsaufnahme Mikroschulungen an. Bei wirtschaftlichem Druck und Zeitdruck konnen verkurzte Programme ausgearbeitet und deren Effektivitat mit den bestehenden Schulungen verglichen werden. Inhaltlich sind die Einbeziehung der Thematik „Angst“ und die Anleitung zur Schaffung eines individualisierten Risikomanagements fur den Patienten wichtig. Sozial prekare Schichten und Migrantenpopulationen mussen besonders angesprochen werden. Neue Zielgruppen fur Anaphylaxie-Fachseminare sind neben Arzten und medizinischen Fachangestellten auch Vertreter nicht arztlicher Gesundheitsberufe, zum Beispiel Apotheker, Pflegepersonal, Lehrer und Erzieherinnen. Langfristig muss versucht werden, Allergologie in das Curriculum der medizinischen Ausbildung und als Prufungsfach einzubringen.

Der Begriff Anaphylaxie bezeichnet eine in der Regel IgE-vermittelte uberschiesende Reaktion des Immunsystems. Entscheidend fur den Verlauf einer Anaphylaxie ist eine fruhzeitige Behandlung, insbesondere bei Beteiligung des Herz-Kreislauf-Systems oder der unteren Atemwege. Aus diesem Grund ist die Kenntnis einer adaquaten Therapie fur Nothelfer und Patienten essenziell.

Interdisciplinary anaphylaxis education programs have been performed in Germany and Austria since 2007 according to the program of the Working Group on Anaphylaxis Training and Education (AGATE, “Arbeitsgemeinschaft Anaphylaxie Training und Edukation”), as well as in Switzerland with similar content. The basic units of education have been developed from a standardized guideline-based manual, which is continuously updated and is currently being converted into a modular system. In June 2016, an expert meeting took place in Davos, Switzerland, under the auspices of the Christine Kuhne Center for Allergy Research and Education (CK-CARE), bringing together experts from Germany, Austria, and Switzerland with the aim of developing new concepts in allergy education. Supplementary online modules were discussed as new avenues in didactics and methodology. The electronic content of these modules is in the process of being formulated and existing websites are being adapted. In terms of content, the topic “anxiety” needs to be included, and guidance for an individualized risk-management strategy for patients would appear important. New target groups for anaphylaxis seminars (apart from physicians/nurses, other healthcare personnel, and non-medical health occupations such as pharmacists) include carers, teachers, and nursery school teachers.

In dem Symposium "Adventure meets Experience", das auf dem 14. Deutschen Allergiekongress stattgefunden hat, beleuchteten die Redner die Probleme der Allergologie aus Sicht unterschiedlicher Generationen. Jung und Alt diskutierten uber …

Derzeit existiert keine spezifische antivirale Therapie gegen humane Papillomviren. Aufgrund einer hohen Spontanregressionsrate sollten zunachst radikale Masnahmen vermieden und einfache und nebenwirkungsarme Therapien eingesetzt werden.

Eine zwolfjahrige Patientin stellt sich mit seit zwei Jahren bestehenden Verrucae plantares an der rechten Ferse vor. Zunachst sei eine Behandlung mit diversen Externa erfolgt, dann aber auch immer mal wieder vergessen worden. Eltern und Patientin sind nun beunruhigt, weil weitere Warzen periungual und am Handrucken aufgetreten sind. Auch fuhlt sich das Madchen in ihren sozialen Kontakten beeintrachtigt.

Anaphylaxis is an acute-onset, life-threatening, systemic hypersensitivity reaction. The acute reaction occurs due to a permanently immunologically altered response, which can result in mild to severe reactions and, in isolated cases, to fatal reactions upon allergen contact. The avoidance strategies required lifelong in affected individuals significantly impair quality of life. An expert analysis of the supportive care situation of anaphylaxis patients. The trigger of the reaction — mostly food, insect venom, or drugs — can normally be identified by means of allergy diagnostics. However, allergy workups unfortunately are not always performed in anaphylaxis patients. Unequivocal diagnosis and/or causal classification of the trigger is not always easy, particularly in the presence of summation factors, such as physical exertion or the use of analgesics or alcohol. Complex cases present too rarely in allergy centers with appropriate experience. Following anaphylaxis patients are given guidance on allergen avoidance and after obligatory instruction from a medical expert, receive a prescription for an emergency self-medication kit. However, studies show that allergen avoidance often fails and patient self-medication is frequently not performed. Therefore, the German working group on anaphylaxis training and education (Arbeitsgemeinschaft Anaphylaxie Training und Education, AGATE) formulated a structured written interdisciplinary educational training program that is currently used in 24 registered centers in Germany. In a multicenter study using control groups, the anaphylaxis training program showed significant efficacy in terms of practical emergency management and reduced anxiety. The nationwide implementation of the training program and cost-coverage by statutory health insurances appear reasonable given the potentially life-threatening nature of this disease. Since statutory health insurances have not guaranteed cost-coverage to date, it is not possible to offer the training program to all patients in need. Subject to region and center, there are good treatment options for anaphylaxis patients in Germany. However, these options are not always sufficiently implemented.

Die Anaphylaxie ist eine akut auftretende, systemische, lebensbedrohliche Uberempfindlichkeitsreaktion. Die akute Reaktion tritt aufgrund einer dauerhaft immunologisch veranderten Reaktionslage auf, die bei Allergenkontakt zu leichten bis schweren und in Einzelfallen todlichen Reaktionen fuhren kann. Die lebenslang erforderlichen Vermeidungsstrategien Betroffener verursachen eine erhebliche Einschrankung der Lebensqualitat. Expertenanalyse der aktuellen Versorgungslage von Patienten mit Anaphylaxie Der Ausloser der Reaktion — meist Nahrungsmittel, Insektengift oder Arzneimittel — kann durch allergologische Diagnostik fast immer identifiziert werden. Nicht selten jedoch werden Patienten mit Anaphylaxie keiner allergologischen Diagnostik zugefuhrt. Nicht bei allen Patienten gelingt die eindeutige Diagnosestellung und/oder kausale Zuordnung des Auslosers, insbesondere bei Vorliegen moglicher Summationsfaktoren, wie zum Beispiel korperlicher Aktivitat, Schmerzmittel- oder Alkoholeinnahme. Die Vorstellung schwieriger Falle in Allergiezentren mit entsprechender Erfahrung erfolgt zu selten. Nach Anaphylaxie durch nicht sicher vermeidbare Ausloser wird Patienten nach Anleitung zur Allergenmeidung und obligater Instruktion durch einen Arzt ein Notfallset zur Selbsthilfe verschrieben und das Verhalten im Notfall erlautert. Untersuchungen zeigen jedoch, dass haufig die Allergenmeidung nicht gelingt und die Selbsttherapie von Patienten nicht angewendet wird. Von der Arbeitsgemeinschaft Anaphylaxie, Training und Edukation (AGATE) wurde daher ein in sich geschlossenes interdisziplinares Schulungskonzept schriftlich fixiert, das in Deutschland in aktuell 24 registrierten Zentren genutzt wird. Die Anaphylaxie-Schulung hat in einem multizentrischen Projekt mit Kontrollgruppen eine signifikante Wirksamkeit in Bezug auf den Umgang mit dem Autoinjektor als lebensrettende Masnahme und reduzierte Angst gezeigt, so dass eine flachendeckende Umsetzung der Schulung und Kostendeckung durch die Krankenkassen bei dieser potenziell lebensbedrohlichen Erkrankung gerechtfertigt erscheint. Da eine Kostenubernahme durch gesetzliche Krankenkassen bislang nicht sicher gewahrleistet wird, kann die Schulung nicht allen betroffenen Patienten oder Betreuungspersonen angeboten werden. Es gibt regional- und zentrumsabhangig gute Versorgungsmoglichkeiten fur Patienten mit Anaphylaxie in Deutschland. Diese werden jedoch nicht immer ausreichend umgesetzt.

Correction to: Allergo J Int 2015 https://doi.org/10.1007/s40629-015-0052-6 Suspected drug hypersensitivity reactions require allergological investigation in order, firstly, to prevent severe reactions upon renewed exposure or, secondly, to avoid unnecessary drug restrictions. Skin tests are …

Eczemas represent the most common non-communicable inflammatory skin diseases. Eczema is a non-contagious epidermo-dermitis with typical clinical (redness, scaling, oozing, crusting, lichenification and itch) and dermatohistological (acanthosis, parakeratosis, spongiosis, lymphocytic infiltrates) signs. Eczema mostly occurs on the basis of hypersensitivity. In a simple classification, eczema can be differentiated into contact eczema (irritative toxic, allergic), atopic eczema (atopic dermatitis), seborrheic eczema, nummular eczema and others. Eczema can also be classified according to elicitors (e. g. nickel eczema, chromate eczema) or localization (e. g. eyelid eczema, leg eczema etc.). There is a gap between the progress in pathophysiological understanding of the deviated immune response and the practical management in everyday clinics. At the moment there is not yet a targeted treatment with biologics as is available for psoriasis. However, with anti-IL4 receptor antagonists there is hope on the horizon.

Ekzeme gehoren zu den haufigsten nicht ubertragbaren entzundlichen Hauterkrankungen. Es handelt sich um eine nicht kontagiose Epidermodermitis mit typischen klinischen (Rotung, Schuppung, Nassen, Krustenbildung, Hautverdickung, Lichenifikation mit Juckreiz) und dermatohistologischen (Akanthose, Parakeratose, Spongiose, lymphozytare Infiltrate) Zeichen. Sie entstehen meist auf dem Boden einer Uberempfindlichkeit. In einer vereinfachten Klassifikation kann man Ekzeme gliedern in Kontaktekzeme (irritativ-toxisch, allergisch), atopisches Ekzem (Neurodermitis), seborrhoisches Ekzem, nummulares Ekzem und sonstige Ekzeme. Ebenfalls bewahrt haben sich Einordnungen nach Ursache bzw. Ausloser (z. B. Nickelekzem, Chromatekzem) oder Lokalisation (Lidekzem, Unterschenkelekzem etc.). Den grosen Fortschritten in der Erkennung pathophysiologischer Zusammenhange der fehlgeleiteten Immunreaktionen steht die Problematik des Managements im Alltag gegenuber. Noch gibt es keine zielgerichtete Biologikatherapie, wie sie fur die Behandlung der Psoriasis existiert, aber mit neuen Anti-Interleukin-4-Rezeptorantagonisten gibt es Hoffnung.

Drug hypersensitivity reactions are unpredictable adverse drug reactions. They manifest either within 1–6 h following drug intake (immediate reactions) with mild to life-threatening symptoms of anaphylaxis, or several hours to days later (delayed reactions), primarily as exanthematous eruptions. It is not always possible to detect involvement of the immune system (allergy). Waiving diagnostic tests can result in severe reactions on renewed exposure on the one hand, and to unjustified treatment restrictions on the other. With this guideline, experts from various specialist societies and institutions have formulated recommendations and an algorithm for the diagnosis of allergies. The key principles of diagnosing allergic/hypersensitivity drug reactions are presented. Where possible, the objective is to perform allergy diagnostics within 4 weeks–6 months following the reaction. A clinical classification of symptoms based on the morphology and time course of the reaction is required in order to plan a diagnostic work-up. In the case of typical symptoms of a drug hypersensitivity reaction and unequivocal findings from validated skin and/or laboratory tests, a reaction can be attributed to a trigger with sufficient confidence. However, skin and laboratory tests are often negative or insufficiently reliable. In such cases, controlled provocation testing is required to clarify drug reactions. This method is reliable and safe when attention is paid to indications and contraindications and performed under appropriate medical supervision. The results of the overall assessment are discussed with the patient and documented in an „allergy passport“ in order to ensure targeted avoidance in the future and allow the use of alternative drugs where possible.

Arzneimitteluberempfindlichkeitsreaktionen sind unvorhersehbare, durch Arzneimittel hervorgerufene Reaktionen. Sie manifestieren sich entweder innerhalb von ein bis sechs Stunden nach Arzneimittelzufuhr („Sofortreaktionen“) mit geringgradigen bis lebensbedrohlichen Symptomen der Anaphylaxie oder mehrere Stunden bis Tage spater („Spatreaktionen“) vorwiegend als Exantheme. Eine Beteiligung des Immunsystems (Allergie) ist nicht immer nachweisbar. Der Verzicht auf eine Diagnostik kann einerseits schwere Reaktionen bei erneuter Exposition zur Folge haben, andererseits zu ungerechtfertigter Einschrankung der Therapiemoglichkeiten fuhren. Experten verschiedener Fachgesellschaften und Institutionen haben in dieser Leitlinie Empfehlungen und einen Algorithmus zur Allergiediagnostik erarbeitet. Wesentliche Prinzipien der allergologischen Diagnostik von Uberempfindlichkeitsreaktionen auf Arzneimittel werden dargelegt. Die allergologische Klarung moglichst innerhalb von vier Wochen bis sechs Monaten nach der Reaktion ist anzustreben. Eine klinische Zuordnung des Krankheitsbildes anhand von Morphologie und Zeitablauf der Reaktion ist fur die Planung der Diagnostik notwendig. Bei typischer Symptomatik einer Arzneimitteluberempfindlichkeitsreaktion und eindeutigen Befunden validierter Haut- und/oder Labortests kann die Zuordnung zu einem Ausloser als ausreichend angesehen werden. Haufig sind jedoch Haut- und Labortests negativ oder nicht sicher aussagekraftig. In diesen Fallen ist eine kontrollierte Provokationstestung zur Aufklarung der Reaktion erforderlich. Bei Beachtung von Indikationen und Kontraindikationen sowie angemessener arztlicher Uberwachung ist sie eine aussagekraftige und sichere Methode. Das Ergebnis der Gesamtbeurteilung wird mit dem Patienten besprochen und in einem Allergiepass dokumentiert, sodass zukunftig eine gezielte Karenz eingehalten werden kann und gegebenenfalls Ausweichmedikamente zur Verfugung stehen.

Rupatadin ist ein modernes, nichtsedierendes H1-Antihistaminikum mit zusatzlicher, Plattchenaktivierender-Faktor (PAF)-antagonisierender Wirkung. Rupatadin ist unter den Handelsnamen Rupafin® und Urtimed® in Deutschland zur Behandlung der Rhinitis allergica und der Urtikaria fur Erwachsene und Jugendliche ab zwolf Jahren zugelassen. In der folgenden Ubersicht wird die bisher verfugbare Literatur zum pharmakologischen Profil und der klinischen Anwendung von Rupatadin zusammengefasst und mit konventionellen Antihistaminika verglichen. Schlussendlich werden die Nebenwirkungen, die Sicherheit sowie die Wechselwirkungen von Rupatadin betrachtet. Aufgrund des Cytochrome-P450-Metabolismus sollte eine Verabreichung von Rupatadin zusammen mit Erythromycin, Ketoconazol und Grapefruitsaft vermieden werden. In zahlreichen Studien konnte die klinische Wirksamkeit und Sicherheit von Rupatadin bei saisonaler, perennialer und persistierender Rhinitis sowie chronisch idiopathischer Urtikaria bestatigt werden.