Im vorliegenden Kapitel werden die Ergebnisse der ICILS-2018-Studie zu diesen Bereichen der schulischen Voraussetzungen präsentiert. Dabei sind aus der Perspektive Deutschlands fünf zentrale Aspekte bei der Einordnung der Analysen und Ergebnisse mitzudenken. Erstens steht auch im Zuge der aktuellen und zukünftigen Digitalisierungsprozesse in Schulen im Idealfall das Pädagogische und nicht das Technische, das als Hilfsmittel zur Erreichung von Bildungszielen aufzufassen ist, im Vordergrund. Die Strategie der Kultusministerkonferenz "Bildung in der digitalen Welt" wie auch andere richtungsweisende bildungspolitische Papiere und auch wissenschaftliche Veröffentlichungen, betont dies als wichtige Leitlinie für die Entwicklungen ausdrücklich. Im Vordergrund des schulischen Handelns stehen die Lernprozesse und Lernergebnisse der Schülerinnen und Schüler unter den Bedingungen des digitalen Wandels sowie eine zukunftsfähige Gestaltung des Lern- und Arbeitsraumes Schule für alle schulischen Akteurinnen und Akteure. Zweitens wird deutlich, dass ohne die Bereitstellung von Technologien und notwendigen schulischen Unterstützungsstrukturen, zu denen auch der technische und pädagogische Support gehört, die notwendigen Bedingungen für das Lernen und Lehren mit digitalen Medien nicht gegeben sind. Dabei sind diese Bedingungen notwendig, aber nicht hinreichend für die qualitätsvolle Gestaltung von schulischen Lern- und Lehrprozessen sowie für die Gestaltung von zukunftsfähigen Schulentwicklungsprozessen. Drittens sei anzumerken, dass diesbezüglich die Schaffung von geeigneten schulischen Rahmenbedingungen besonders ressourcenintensiv ist. Dies ist ein spezifisches Charakteristikum der Innovation "Digitalisierung" in Schulen. Dabei sind nicht nur finanzielle und materielle Mittel, sondern vor allem auch personelle Ressourcen von zentraler Bedeutung für nachhaltige Implementierungsprozesse. Viertens ist für die Betrachtung schulischer Voraussetzungen und damit für die Einordnung der im vorliegenden Kapitel berichteten ICILS-2018-Ergebnisse zu berücksichtigen, dass bereits zahlreiche Maßnahmen in Deutschland, auch induziert durch die Befundlage der ICILS-2013-Studie, sowohl auf Bundes- und Bundesländerebene als auch bundesländerübergreifend auf den Weg gebracht wurden. Dabei kann beobachtet werden, dass die verschiedenen Maßnahmen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten fokussiert und priorisiert werden. Weiterhin ist anzumerken, dass Bundesländer an unterschiedliche Startbedingungen anknüpfen können, was bisher zu einem vergleichsweise heterogenen Bild im Bundesländervergleich, beispielsweise hinsichtlich der Bereitstellung von Technologien und von IT-Support, führt. Fünftens ist für Deutschland der mit diesem Kapitel präsentierte internationale Vergleich fünf Jahre nach der ersten ICIL-Studie (ICILS 2013)erneut besonders interessant. Einerseits spiegeln die eingesetzten Fragen selbst, die nach internationaler Abstimmung im internationalen Expertinnen- und Expertengremium der National Research Coordinators (wissenschaftliche nationale Leitungen der Studie) sowie der internationalen Studienleitung bei ACER (Australian Council for Educational Research) in den Fragebögen eingesetzt wurden, den Stand der internationalen Diskussion wider. So wird sichergestellt, dass eine möglichst große Bandbreite der schulischen Voraussetzungen auf internationalem Niveau beleuchtet wird. Andererseits ermöglicht die Teilnahme Deutschlands ander ICILS-2018-Studie nicht nur eine internationale Einordnung sowie eine fundierte Abbildung von Vergleichen mit ICILS 2013 im internationalen Vergleich, sondern sie greift insbesondere technologische Entwicklungen der letzten Jahre im Schulbereich auf, die vor allem aus der Perspektive der stets mitzudenkenden und eigentlich im Fokus stehenden Entwicklungen pädagogisch-didaktischer Möglichkeiten als relevant einzuschätzen sind. Die schulischen Voraussetzungen führt dabei das theoretische Rahmenmodell der Studie zusammen (vgl. Kapitel II in diesem Band). In diesem Ansatz sind die schulischen Voraussetzungen, zusammen mit schulischen Prozessen (vgl. Kapitel VI in diesem Band), als maßgeblich für den Kompetenzerwerb der Schülerinnen und Schüler einzuschätzen. Idealtypisch werden in diesem Modell die im vorliegenden Kapitel betrachteten Voraussetzungen von den Prozessen getrennt, auch wenn sich dies auf der Ebene von Schulentwicklungsprozessen nicht immer in gleicher Weise trennscharf in der Praxis abbilden lässt. Anknüpfend an diese Vorüberlegungen gliedert sich das vorliegende Kapitel zu den schulischen Voraussetzungen als Lern- und Lehrbedingungen in den ICILS-2018-Teilnehmerländern in drei weitere Abschnitte. Im nachfolgenden Abschnitt 2 werden Einblicke in den nationalen und internationalen Forschungsstand gegeben. Abschnitt 3 stellt dann die ICILS-2018-Ergebnisse zu schulischen Voraussetzungen für Deutschland im internationalen Vergleich in zwei Bereichen vor. In einem ersten Schritt werden die IT-Ausstattung sowie die Verfügbarkeit schulischer IT-Ressourcen, zu denen auch Standortkonzepte und Informationen zur Verfügbarkeit von Internetzugängen gehören, betrachtet. Die Ausstattungsquantität wird um die Perspektive der Einschätzung der schulischen Akteurinnen und Akteure der IT-Ausstattungssituation und hier vor allem um Entwicklungsbereiche und technische Ausstattungsprobleme ergänzt, um so zu einer Einschätzung der IT-Ausstattungsqualität zu kommen. In einem zweiten Schritt wird die Beschreibung der Situation und der Zuständigkeiten des technischen und pädagogischen IT-Supports für Deutschland im internationalen Vergleich berichtet. Überall dort, wo möglich, werden im Ergebnisteil Vergleiche zwischen den ICILS-2018-Ergebnissen und den Befunden aus ICILS 2013 herausgearbeitet. Die Ergebnisse der Analysen werden vor dem Hintergrund der Vorüberlegungen sowie des Forschungsstandes in Abschnitt 4 in einer Zusammenschau zusammengeführt. (DIPF/Orig.)